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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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Jakeed
     
Er sandte mich, Wahrmut, um etwas Neues zu erschaffen.
Ich, Wahrmut, schuf am ersten Tag das Holz und baute mir eine Hütte, um ein Zuhause zu haben.
Wahrmuts Wahre Worte
1. Buch, 1. Kapitel (Holztag)
     
    Jakeed Om Setta, blond, drahtig, gekleidet in einen schmutzigen Umhang, beschmiert mit Pech, war sechsundzwanzig Jahre alt, und dabei würde es aller Wahrscheinlichkeit nach auch bleiben, denn er war auf einem Scheiterhaufen angebunden.
    Er  beobachtete, wie ein in lila Prachtumhänge gewandeter Geistlicher der Hexe auf dem Nachbar-Holzstapel etwas ins Ohr flüsterte. Die Unglückliche verrenkte sich, um dem Mann ins Gesicht zu spucken – ohne Erfolg. Der Geistliche zuckte mit den Schultern und wandte sich Om Setta zu, während ein paar Fackelträger neben dem Knabenchor Aufstellung bezogen.
    Die bescheidenen Holzhäuser von Emklu faulten langsam im fahlen Licht des frühen Vormittags vor sich hin. Die Burg warf einen Schatten auf die gegenüberliegende Seite des Tals, als wolle sie auch dort drüben Besitzansprüche erheben, wo die andere, die Graue Kirche die hhänge beherrschte. Schmackhafter Kreuztee wuchs hier, wusste Jakeed, und zuhause musste noch eine angebrochene Dose stehen. Er würde sie nie leeren. Das letzte Ziel seines Lebens bestand derzeit darin, als Märtyrer in die Geschichte einzugehen.
    Der Geistliche trat neben sein Ohr und zischte ihm mit einer Mischung aus Niedertracht, Schadenfreude und Knoblauch nicht etwa ins Ohr: »Schwöre vom falschen Glauben ab, um Zugang zum Himmel zu finden«, sondern: »Gleich wirst du knusprig gebraten, freust du dich schon drauf, jaaa?«
    Jakeed konnte das Grinsen des lila Gewandeten nicht sehen, aber seine Fantasie genügte, um es sich vorzustellen. Da seine Worte vermutlich keiner posthumen Heiligsprechung im Weg stehen würden, nahm er sich die Freiheit zurück zu zischen: »Möge der Donnerbalken unter dem Gewicht deines fetten Hinterns bersten!«
    Ohne dass Jakeed es hätte verhindern können, tätschelte der Geistliche sein wirres Haar und murmelte: »Gar nicht übel, mein Freund.«
    Grinsend trat der Mann im lila Gewand einige Schritte zurück, hob die Arme gen Himmel und rief, so dass alle es hören konnten: »Oh Herr, nimm diese verdorbenen Seelen zu dir, nachdem die Flammen sie von ihren ketzerischen Gedanken gereinigt haben!«
    »Halt deine dumme Klappe, schaun wir lieber, dass wir's hinter uns bringen«, giftete Jakeeds Mit-Verurteilte. Ein sehr selbstbewusstes Auftreten angesichts der knisternden Fackeln, fand Jakeed. Die Hexe war schlank, nicht allzu groß und trug einen Schmutzfetzen am Körper, der dessen Vorzüge kaum verdeckte. Leider würde Jakeed nicht mehr die Gelegenheit haben, die Frau näher kennenzulernen.
    Auf ein Zeichen des Geistlichen hin traten die Fackelträger vor und hielten die Flammen an die mit Pech beschmierten Holzscheite. Der Knabenchor fing zu singen an, allerdings dermaßen unkoordiniert, dass niemand das Lied erkannte. Einige Zuschauer bewegten trotzdem lautlos den Mund.
    Die Blicke der Todgeweihten begegneten sich. Jakeed nahm zur Kenntnis, dass die Frau mit den feuerroten Haaren ihm zuzwinkerte. Er roch den Qualm, hörte die Flammen knistern. Überlegte, bis zu welcher Temperatur er sich das Schreien wohl würde verkneifen können.
    Jakeed sah noch einmal zu der Hexe hinüber. Ihre Haare waren rot gefärbt. Seltsam, dass ihm das ausgerechnet jetzt auffiel.
    Das Feuer prasselte immer lauter. Überall Qualm. Jakeed hustete. Die Menschen schrien und rannten herum, und der Knabenchor – einen Augenblick. Wieso schrie die Menschenmenge? Normalerweise nahm sie eine Verbrennung von Ketzern ruhig zur Kenntnis oder klatschte Beifall und wartete auf die danach folgende milde Gabe der lila Kirche.
    Die Luft flimmerte stark vor Hitze, beißende Wolken quälten die Augen. Jakeed konnte nicht sehen, was geschah. Das Prasseln wurde lauter, gleichzeitig platschten eiskalte Tropfen auf ihn herab. Er war auf seine Ohren angewiesen, denn durch die dicht fallenden Wassermassen konnte er rein gar nichts erkennen.
    Das war kein natürlicher Regen, soviel stand fest.
    Menschen rannten durcheinander, stolperten, fielen in den aufgeweichten Matsch und machten sich die hübschen lila Kutten dreckig. Etwas riss mit Urgewalt den Jakeeds Pfahl aus seiner Verankerung und schleuderte beide in die Höhe. War das wirklich eine Rettungsaktion, oder würde er gleich mit dem Kopf voran aufs Pflaster geschleudert werden?
    Jakeed sah nach
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