Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Druide (German Edition)

Der letzte Druide (German Edition)

Titel: Der letzte Druide (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
Der goldene Krieger
     
     
    Es war eine Nacht zum Fürchten. Der Wind zerrte an den Bäumen vor Bastians Fenster, als wollte er auch noch die letzten Blätter, die der beginnende Herbst übrig gelassen hatte, in die Dunkelheit entführen.
    Wolkenberge jagten über den mitternächtlichen Himmel. Aber es regnete nicht. Von Zeit zu Zeit riss die dichte Decke sogar an der einen oder anderen Stelle auf und ließ sekundenlang Sternfunkeln durchdringen. Dann schien das Tosen des Sturmes für einige Atemzüge zu erstarren, und seltsame Schatten breiteten sich in Bastians Zimmer aus.
    Ein einziges Mal brach sogar der kühle Glanz des Mondes durch den Mahlstrom wirbelnder Luftmassen und legte einen fahlen Schleier über Wände, Boden und Mobiliar des Zimmers und sogar über Bastians elfjähriges, sommersprossiges Gesicht.
    Da wurde der Junge wach.
    Er öffnete die Augen, blinzelte gegen die unerwartete Helligkeit und fuhr dann erschreckt zusammen, als er merkte, dass er nicht mehr allein im Zimmer war.
    Sein Herz übersprang ein paar Takte. Bastian schluckte krampfhaft an dem Kloss, der plötzlich in seiner Kehle steckte.
    In diesem Moment schloss sich die Wolkendecke, das Mondlicht versiegte, aber seltsamerweise stand die eindrucksvolle Gestalt am Bettende weiterhin in düsteres Licht gehüllt und starrte Bastian unverwandt an.
    Der Junge wurde unwillkürlich immer kleiner unter der Bettdecke. Er war kein Angsthase, aber jetzt hätte er sich am liebsten irgendwo verkrochen. Er überlegte, ob er um Hilfe rufen sollte, verwarf dann den Gedanken, weil er unsicher wurde, ob er nicht einfach alles träumte.
    Zu unwirklich war die Gestalt im Zimmer!
    Der nächtliche Besucher war von breiter, athletischer Gestalt mit flammend rotem Haar, das einen kantigen Schädel mit markigen Gesichtszügen bedeckte. Dieses Gesicht strahlte ein unglaubliches Selbstbewusstsein und Entschlossenheit aus. Die Augen darin wirkten wie schwarze Schächte, die in unendliche Tiefen führten.
    Der Körper des Kriegers - um einen solchen handelte es sich ohne Zweifel - steckte in einer goldenen Rüstung, an der in Hüfthöhe eine leere Schwertscheide mit einem kunstvoll verzierten Gürtel befestigt war.
    Golden wie seine Rüstung schimmerte der ganze Fremde. Eine fast überirdische Aura schien ihn zu umwehen.
    "Du bist erwacht, das ist gut", hörte Bastian eine Stimme, ohne dass sich die Lippen des Kriegers bewegten. Sein Gesicht blieb weiterhin entschlossen, aber erstarrt, wie aus Stein gemeißelt.
    Minutenlang lauschte der Junge dann einer Stimme, die kein anderer gehört hätte, wenn er sich zufällig im Raum befunden hätte, die sich aber Wort für Wort in sein Bewusstsein brannte.
    Schließlich schwieg der Goldene, und Bastian fürchtete sich nicht mehr, als er dichter an ihn herantrat, flüchtig mit den Fingerkuppen seiner ungeschützten Rechten über seine Stirn strich - und dann verschwand, als hätte es ihn nur in der Phantasie des Jungen gegeben. .
    Bastian kauerte fast eine Stunde bewegungslos im Bett. Sein Herz schlug immer noch etwas schneller als gewöhnlich.
    Ihm ging viel durch den Kopf. Er stand vor einer schweren Entscheidung.
    Schließlich tastete er nach der Nachttischlampe, die der weltläufigen Meinung eines Ufos nachempfunden war und schaltete sie durch Handauflegen ein.
    Dann kroch er aus den Federn.
    Seine Bewegungen, als er in Jeans und Pullover schlüpfte, waren flüssig, und dennoch hatte er mehr als einmal das Gefühl, nicht ganz aus freiem Willen zu handeln. So als führte ihn etwas an unsichtbaren Fäden wie eine Marionette.
    Aber er hatte sich entschieden.
    Im Eifer gelang es ihm fast nicht, seine knöchelhohen Turnschuhe zu schnüren.
    Ein Blick zum Fenster hinaus riet ihm, zusätzlich noch eine Cordjacke überzuziehen. In die Innentasche steckte er eine Taschenlampe und zog den Reißverschluss fast bis zum Kragen, damit sie nicht herausfallen konnte, wenn er rannte.
    Etwas feucht fühlten sich seine Hände dann schon an, als er das Licht der Ufolampe löschte, die leise knarrende Tür vorsichtig öffnete und mit federnden Schritten hinaus auf den Flur trat.
    Hier war es noch dunkler als in seinem Zimmer, das unter dem Dach des zweistöckigen Reihenhäuschens lag. Bastian musste am Schlafzimmer seiner Eltern vorbei, um zur Treppe zu gelangen.
    Ausgerechnet, als er auf Höhe ihrer Tür war, hörte er drinnen Stimmgemurmel.
    Sein Vater.
    Im nächsten Moment sah er unter Türschlitz und aus dem Schlüsselloch einen Lichtschein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher