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20 - Mutter der Monster

20 - Mutter der Monster

Titel: 20 - Mutter der Monster
Autoren: Cameron Dokey
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    Es war eine dunkle und sternenlose Nacht.
    In der Dunkelheit, in der Stadt, die auf dem Höllenschlund thronte, rannte ein junges Mädchen um ihr Leben.
    Sie hatte sich diese Nacht ganz bestimmt nicht so vorgestellt.
    Ihr Name war Heidi Lindstrom. Was ein Witz war, auf den sie gut hätte verzichten können. Jeder wusste, wie ein Mädchen namens Heidi sein sollte. Süß. Unschuldig. Selbstlos. Aber niemand sollte sich einbilden, dass dies auf sie zutraf.
    Heide Lindstrom war knallhart, und sie sorgte dafür, dass sie auch danach aussah. Die knochenbleich gefärbten Haare mit den dunklen Ansätzen standen senkrecht von ihrem Schädel ab. Jeans so eng wie Schlangenhaut verhüllten lange Beine, die im Moment verzweifelt versuchten, sie weiter durch die Nacht zu tragen. Eine schwarze Bomberlederjacke klatschte gegen ihren Rücken, die silbernen Nieten an den Schultern glänzten matt im Licht der Straßenlaternen. Ihre Füße steckten in schwarzen Stiefeln mit dicken Sohlen. Ideal, um jeden zu treten, der ihr in die Quere kam, jedoch zum Laufen völlig ungeeignet.
    Und sie rannte jetzt schon seit sehr, sehr langer Zeit.
    So lange, dass sie sich kaum noch an die Zeit erinnern konnte, als sie nicht gelaufen war. Eine Zeit, als sie sich sicher gefühlt hatte. Oder wenn schon nicht sicher, dann wenigstens als Herrin der Lage. Eine Zeit, als ihre Beine sich nicht wie Gummi und ihre Füße sich nicht wie Blei angefühlt hatten. Eine Zeit, als die Luft beim Ein- und Ausatmen nicht in ihrer Lunge gebrannt hatte.
    Und lange genug, dass sie das Gefühl hatte, in einem Fiebertraum zu rennen, in dem sie sich immer wieder verzweifelt antrieb, obwohl sie in ihrem hämmernden Herzen wusste, dass sie die nötige Geschwindigkeit niemals erreichen konnte. Denn so, wie ihre Chancen standen, hätte sie ebenso gut in Zeitlupe laufen können.
    Sie wandte sich nach links und hetzte mit stampfenden Beinen über den Mittelstreifen der Fahrbahn, vorbei an einem grünen Straßenschild, das stolz verkündete, dass dies die ELM STREET war. Sie wünschte, sie hätte genug Luft, um über diesen Scherz lachen zu können. Denn dies war ein Albtraum, daran bestand kein Zweifel.
    Aber die Wahrheit war, dass in diesem Teil von Sunnydale alle Straßen nach Bäumen benannt worden waren: Oak. Birch. Larch. Poplar. Sycamore – Eiche. Birke. Lärche. Pappel. Ahorn. Die Häuser waren viel größer als jenes, in dem sie wohnte, mit saftigem grünen Rasen davor.
    Was würde passieren, wenn ich plötzlich eine dieser perfekt gepflegten Auffahrten hinaufrennen würde?, fragte sie sich. Und verzweifelt an eine dieser perfekt lackierten Haustüren klopfte? Würde einer der perfekten Leute, die dort wohnen, herausstürzen, um ihr zu helfen?
    Sie rang sich jetzt ein Lachen ab, ein erstickter Laut, der ungebeten tief aus ihrem Bauch kam.
    Träum weiter.
    Dieser Teil von Sunnydale mochte anders aussehen, aber in zumindest einer Hinsicht war er wie das Viertel der Stadt, aus der sie kam. Niemand würde ihr helfen. Nicht jetzt. Das war es, was Sunnydale zu dem machte, was es war. Sie hatte jetzt nur eine Möglichkeit, und sie war bereits dabei.
    Rennen. Rennen. Rennen.
    Sie bog nach links in die Oak Street und hielt sich jetzt auf dem Bürgersteig. Unterdrückte das Gefühl, dass sich ihre Beine in Gummibänder verwandelt hatten. Dass die Luft wie heiße Abgase in ihrer Lunge brannte.
    Wie nah sind sie? Holen sie auf? Heidi riskierte einen kurzen Blick über die Schulter und hoffte gegen alle Vernunft, dass ein Wunder geschehen würde und sie bis jetzt einfach zu erschöpft gewesen war, um es zu bemerken. Vielleicht hatten sie inzwischen die Verfolgung aufgegeben. Weil sie es leid geworden waren. Oder vielleicht war es ihr endlich gelungen, sie abzuschütteln.
    Ja, genau. Das war wahrscheinlich.
    Sie waren noch immer hinter ihr, genau wie sie es geahnt hatte. Zwei Kerle. Jene, die sie zum ersten Mal in der Gasse hinter dem Bronze bemerkt hatte.
    Sie trugen Hemden, die so weiß waren, dass sie praktisch in der Dunkelheit leuchteten. Khakihosen mit perfekten Bügelfalten. Slipper. Krawatten. An diesen Kerlen sahen die braven Schuluniformen wie Designerkleidung von Tommy Hilfiger aus. Als sie sie zum ersten Mal bemerkt hatte, hatte sich Heidi nicht beherrschen können. Sie war in Gelächter ausgebrochen.
    Aber da hatte sie noch nicht ihre Augen gesehen.
    Glühend. Raubtierhaft. Gelb. Ihre Stirn hatte komisch ausgesehen, irgendwie missgebildet. Und sie brauchten eine
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