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0521 - Invasion der Ghouls

0521 - Invasion der Ghouls

Titel: 0521 - Invasion der Ghouls
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er hatte das Zeitgefühl verloren. Sein Verstand verriet ihm, daß nicht viele Minuten vergangen sein konnten, weil der Luftvorrat im Inneren des Sarges sich schnell erschöpfen mußte, und er spürte ja auch schon, wie schlecht und stickig sie geworden war, zumal er mit seinem Rufen eine Menge kostbaren Sauerstoffs verbraucht hatte.
    Doch wozu hätte er noch sparen sollen? Jede Sekunde, die er gewann, schob den furchtbaren Erstickungstod etwas hinaus. Dabei hatte er nicht die geringste Chance, ihm zu entgehen.
    Sie hatten ihn nicht gehört, die da draußen, die Lebenden, die Erde auf seinen Sarg geschaufelt hatten. Vermutlich hatten sie verlogene Sprüche gemurmelt und waren froh, daß er »tot« war und jemand anderer an seine Stelle rücken konnte. Immerhin mußten sie ihm einen verdammt teuren Sarg gekauft haben, aus so massivem Holz, daß seine Rufe nicht durchdrangen. Oder - hatten sie ihn etwa nicht hören wollen ?
    So verhaßt, wie er sich zeitlebens gemacht hatte, war den Heuchlern auch das zuzutrauen…
    Und jetzt, kaum daß der Bagger das Grab endgültig zugeworfen hatte, war da dieses Kratzen.
    Im ersten Moment hielt Menarque es für eine Täuschung. Er machte den fortschreitenden Sauerstoffmangel dafür verantwortlich. In einem geschlossenen Grab, bedeckt von ein paar Kubikmetern Erde, gab es nichts und niemand, der am Sarg kratzen konnte.
    Aber das Geräusch verstärkte sich. Es knackte und krachte. Plötzlich flogen ihm Splitter entgegen, und ein vager Hauch modrig stinkender Luft kam ihm entgegen. Mochte sie stinken, wie sie wollte - sie war sauerstoffhaltiger als das, was Menarque im Sarg verblieben war. Er sog die Luft in seine Lungen. Vielleicht eine Minute mehr…
    Früher hatte er sich nie vorstellen können, daß ein Mensch dermaßen an seinem Leben hängen konnte. Daß er mit dem Sensenmann um Sekundenbruchteile feilschen würde. Aber er tat es. Er war ein Verlorener, und trotzdem gab es immer noch einen winzigen Hoffnungsfunken. Dabei war das, was er jetzt erlebte, absolut irrwitzig! Es mußte wohl wirklich eine Folge des allmählichen Dahindämmerns sein. Delirium, Traumvorstellungen. Vielleicht war es doch nicht ganz so schlimm, an Sauerstoffmangel zu sterben.
    Er drehte den Kopf. Da waren zwei kleine, leuchtende Punkte. Augen.
    Die Öffnung im Sarg wurde größer. Klauen fetzten Holz auseinander. Dann zwängte sich etwas herein. Fauliger, stinkender Atem blies Menarque entgegen. Etwas tastete nach ihm.
    »Ah - der ist ja noch gar nicht tot!« erklang eine seltsame Stimme, wie er sie nie zuvor gehört hatte.
    »Natürlich nicht!« keuchte Menarque. »Ich lebe noch! Ich war scheintot! Holen Sie mich hier heraus, wer immer Sie auch sind!«
    »Das Herausholen ist das kleinste der Probleme«, sagte der Unheimliche mit den phosphoreszierenden Augen. »Viel ärgerlicher, mein Bester, ist, daß Sie noch leben. Aber das wird sich wohl auch ändern lassen.«
    Menarque kreischte im Wahnsinn, als die Zähne des Ghouls zuschnappten und ihm den erlösenden Tod brachten.
    ***
    »Zum Teufel, den haben wir doch erst vor zwei Tagen zugeschüttet«, knurrte der Mann im blauen Arbeitsanzug. »Hätte euch das nicht früher einfallen können? Grube auf, Grube zu, Grube auf… und was dann?«
    Robin zuckte mit den Schultern. »Grube zu«, sagte er trocken.
    Der Arbeiter riß beide Hände hoch. »Wenn ihr mit dem Wisch ein paar Tage früher gekommen wärt, dann könnte ich mir diese verdammte Arbeit jetzt sparen. Glaubt ihr Schreibtischtäter eigentlich, unsereiner hätte sonst überhaupt nichts zu tun? Schauen Sie sich diesen Friedhof an! Überall muß was gemacht werden. Außerdem habe ich heute noch drei weitere Gräber auszuheben, weil morgen vormittag die Beerdigungen stattfinden…«
    Mellais, Staatsanwalt Gaudians Assistent, räusperte sich. »Guter Herr, wenn uns die Anzeige erst heute zugegangen ist, konnten wir ja kaum vor zwei Tagen schon eine Graböffnung anordnen, oder wie sehen Sie das?«
    Robin hob die Hand.
    »Je länger hier dummes Zeug geschwafelt wird, desto länger dauert die Prozedur. Schmeißen Sie Ihre müden Knochen in den Bagger und legen Sie los, Mann. Sie sind nicht der einzige auf diesem Planeten, der noch eine Menge anderer Arbeit hat.«
    Mellais warf ihm einen strafenden Blick zu. »Pardon, Inspektor, aber als Beamter sollten Sie sich vielleicht eine etwas gewähltere Ausdrucksweise aneignen. Sie sind…«
    »… ein abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt und für Sie immer
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