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Lost in Ireland - Verschollen in Irland

Lost in Ireland - Verschollen in Irland

Titel: Lost in Ireland - Verschollen in Irland
Autoren: Langenscheidt
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One
    “Es gibt keinen Grund, nervös zu sein”, sagte Conny zum wiederholten Mal.
    “Ich weiß”, erwiderte Ruth. Dennoch konnte sie den verkrampften Griff um ihre Armlehne nicht lockern. Immerhin war es eine ganze Weile her, dass sie geflogen war. Jetzt war sie noch dazu auf dem Weg nach Dublin, geschäftlich!
    “Ich habe Angst”, sagte sie.
    “Vorm Fliegen?”, fragte Conny erstaunt. “Seit wann hast du Angst vorm Fliegen?”
    “Nicht vor dem Fliegen”, gab Ruth zurück. “Vor der Konferenz.” Sie war dankbar, dass Conny nicht lachte. Sie kam sich selbst ziemlich lächerlich vor. Sie war eine erwachsene Frau von 37 Jahren und hatte Angst vor einem Seminar.
    “Ach was”, versuchte Conny sie zu beruhigen. “Es wird lustig werden, glaub mir. Die Iren sind wunderbare Gastgeber.”
    Ruth war nicht überzeugt.
    “Ich habe Angst vor dem Englischsprechen.”
    “Darüber haben wir doch schon zigmal geredet. Es gibt auch da keinen Grund, Angst zu haben. Du sprichst doch im Büro jeden Tag Englisch. Wo ist das Problem?”
    Ruth zuckte die Achseln. “Ich hab einfach Angst, etwas falsch zu machen.”
    “Why don’t we speak English then? Perhaps that will help!”, sagte Conny.
    “Was?” Ruth starrte die Freundin entsetzt an.
    “Schau nicht so entgeistert. Wir könnten schon mal mit dem Üben anfangen. Dann bist du drin, wenn wir ankommen.” Conny warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. “Wird eh nicht mehr lange dauern.”
    “Du hast vermutlich recht”, erwiderte Ruth.
    “Ich weiß schon”, sagte Conny. “Die Sache mit Georg hat dich mitgenommen.” Sie schwieg eine Weile und fragte dann: “Hat er noch etwas gesagt?”
    Ruth schüttelte den Kopf. “Nein. Er ist wohl immer noch sauer.”
    “Say it in English”, forderte Conny sie auf. Als Ruth sie zweifelnd anschaute, fügte sie hinzu: “It’s good training, believe me.”
    Ruth gab sich einen Ruck. “We had another → fight yesterday evening”, begann sie. “He wanted me to stay home ...”
    “Really?”
    Ruth nickte. Eigentlich wollte sie nicht an die unschöne Szene erinnert werden.
    “What did you say?”, wollte Conny wissen.
    “I have to go as this is a → business trip and the → company is paying for it”, sagte Ruth.
    “I → guess it didn’t → impress him much”, bemerkte Conny spöttisch.
    “No”, bekräftigte Ruth und schloss die Augen.
    Seit Wochen hatte es zu Hause kein anderes Thema mehr gegeben als die Konferenz in Dublin. Andere Männer wären vielleicht stolz gewesen, dass ihre Frau so eine Chance bekam, aber nicht Georg. Georg dachte nur daran, dass er sich fünf Tage lang selbst versorgen musste und für die Kinder verantwortlich war. Als wenn die noch einen Aufpasser nötig hätten. Susanne und Markus waren selbstständiger als ihr Vater.
    “We → shouldn’t have talked about it”, sagte Conny leise.
    “Ist schon okay”, erwiderte Ruth. “Ein paar Tage Abstand tun uns ganz gut.”
    “Du denkst doch nicht an Trennung, oder?”
    “Manchmal schon”, gab Ruth zu. “Seit ich arbeite, ist der Wurm drin. An allem bin ich schuld. Dabei habe ich meine Arbeitszeiten schon so gelegt, dass sie nicht mit den Interessen der Familie kollidieren.” Sie lachte. “Und wie sagt man das jetzt auf Englisch?”, wollte sie von der Freundin wissen.
    “Ach, sprechen wir einfach nicht über deine Familienprobleme”, schlug Conny vor.
    “Ich hatte nicht vor, mit Fremden darüber zu diskutieren”, seufzte Ruth.
    “I am sorry”, sagte Conny. “Now you’re worried about your family → instead of looking forward to some nice, → relaxing days in Ireland.”
    “Ich war noch nie in Irland”, sagte Ruth. Im Gegensatz zu Conny, die schon dort gelebt hatte. Aber auch das war ein Thema, das man besser nicht ansprach.
    “Things will be different from today. It may be fun to be a foreigner”, sagte Conny fröhlich.
    Die Stewardessen kamen den Gang herab und boten Duty-Free-Artikel an.
    “I’d like to buy some → perfume for my friend here”, sagte Conny und deutete auf Ruth, die vergeblich protestierte.
    Die Stewardess warf Ruth einen prüfenden Blick zu und meinte dann: “Perhaps Cool water is the right → choice . Or Iceberg .”
    “No, I’ve got Iceberg ”, warf Ruth ein.
    Conny grinste. “Then it’ll be Cool water . I like it very much and I think it would suit you.”
    Sie hielt der Stewardess ihre Kreditkarte hin, unterschrieb den Beleg und nahm die Tüte mit dem Parfüm entgegen.
    “My welcome
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