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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt
Autoren: Ally Kennen
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rennt wieder hinter den Bagger. Er scheint keinen Plan zu haben. Vielleicht hat er seine Waffe verloren. Aber Juby liegt immer noch im Matsch. Ich halte die Luft an. Ist er getroffen? Nein, er setzt sich auf. Jetzt robbt er hinter eine Öltonne. Anscheinend ist er verwundet. Ich halte noch die Luft an, da schleicht Lenny mit ausgestrecktem Arm hinter dem Bagger vor. O nein! Er hat seine Pistole noch und kann jeden Augenblick schießen! Ich stürze aus der Kabine auf die Plattform. Ich kümmere mich nicht um den Abgrund und beuge mich übers Geländer. »Achtung, Juby!«, brülle ich. »Er kommt von hinten!«
    Als Lenny und Juby hochschauen, kommt von irgendwo eine dritte Gestalt angestürmt und springt Lenny an. Es ist Devil. Ich höre einen dumpfen Schlag, als er Lenny irgendwas über die Rübe zieht. Lenny klappt zusammen und Devil stößt einen Jubelschrei aus, als er ihm die Pistole entreißt. Ich kann nicht viel erkennen, aber es macht den Eindruck, als hätte er sie nur eine Sekunde oder so, dann |341| schnappt sein Alter sie ihm weg. Aber Juby ist noch nicht fertig. Er winkt zu mir rauf, zieht Lenny ins Sitzen und packt den Haken, der neben ihm baumelt. Er schiebt den Haken in Lennys Gürtel.
    »Hoch damit!«, ruft er.
    Ich klettere wieder auf den Sitz und betätige den Hebel, von dem ich annehme, dass er für die Flaschenzüge zuständig ist. Zu meiner Freude spannen sich die Kabel und hieven Lenny schön sachte hoch. Als er ungefähr zehn Meter über dem Boden schwebt, halte ich an und stelle den Motor aus. Dann hole ich noch mal tief Luft und klettere nach unten. Ich lasse mir Zeit, denn ich habe weiche Knie. Beim Klettern sehe ich unten Lexi auf Devil zurennen und ihn umarmen. Draußen vor dem Tor halten fünf Streifenwagen und scharenweise Bullen kommen mit Gebrüll auf die Baustelle gestürmt und fuchteln mit ihren Stablampen.
    Als ich unten angelangt bin, sind sie schon überall. Die reinste Heuschreckenplage. Seit ich vier war und Mum mich auf eine Friedensdemo mitgenommen hat, habe ich nicht mehr so viele Polizisten auf einem Haufen gesehen.
    Ich hocke auf einem Berg Steine und stütze den Kopf in die Hände. Ich bin fix und alle und meine Beine wollen nicht mehr. Ich sehe, wie Juby seinem Sohn auf die Schulter haut und Lexi steht daneben und quasselt die beiden voll. Bullen-Polly ist auch da und will eine Frage loswerden, aber sie kommt überhaupt nicht dazwischen. Juby nimmt seine Tochter kurz in den Arm und fährt Devil durchs Haar. Das ist so ziemlich das Erschütterndste, was |342| ich in dieser Nacht zu Gesicht bekommen habe. Ich stampfe mit den Füßen auf, damit mein Kreislauf wieder in Schwung kommt. Aus der Luft ertönt ein piepsiger Schrei. Lenny ist wieder zu sich gekommen. Er strampelt wild.
    »VERHALTEN SIE SICH RUHIG, SONST FALLEN SIE RUNTER!«, ruft ein Polizist. Er benutzt ein Megafon, was völlig überflüssig ist. Aber die Bullen lassen eben keine Gelegenheit aus, ihr Spielzeug zum Einsatz zu bringen.
    »Ach, da bist du.«
    Ich hebe den Kopf. Es ist mein alter Freund Tarnkappe. Er fragt, ob mit mir alles in Ordnung ist, dann nickt er in Richtung Lenny, der im Wind hin und her schaukelt.
    »Kannst du ihn bitte wieder runterholen? Wir möchten ihn festnehmen.«
    Ich schüttle freundlich lächelnd den Kopf und gebe mir Mühe, ganz normal zu wirken, obwohl ich total daneben bin. »Geht leider nicht.«
    Tarnkappe zieht fragend die Augenbrauen hoch. »Wieso?«
    »Ich hab keinen Kranführerschein«, sage ich feixend. »Sie wollen mich doch wohl nicht zu einer Straftat überreden, oder?«
    Tarnkappe atmet tief durch und ich grinse ihn an. Ich frage, wie spät es ist, und er sagt: »3.33   Uhr.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern heimgefahren werden. Ich schreib heute eine wichtige Arbeit.«

|343| Achtundzwanzig
    Ich und Lexi gehen über die Brücke. In der einen Hand trägt sie einen Topf mit gelben Blumen, die wie außerirdische Gänseblümchen aussehen, mit der anderen hält sie meine Hand. Es ist drei Tage her, seit wir auf den Kran geklettert sind und Devil befreit haben. Drei Tage, seit Lenny Darling uns umbringen wollte.
    Lexi erzählt mir, wie sich ihr Dad mit ihr und Devil hingesetzt hat und ihnen die ganze Geschichte von sich und Lenny Darling erzählt hat. Anscheinend hat er keine Miene verzogen, als er geschildert hat, wie er den kleinen Lenny seinerzeit in der Schule getriezt hat. Lenny war ein langer, dünner Lulatsch, außerdem war er schüchtern und hat
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