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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt
Autoren: Ally Kennen
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Anscheinend soll ich umkehren und wieder über die Trommel klettern.
    »Mir geht’s hier gut, vielen Dank«, sage ich abwehrend.
    »Mach schon.« Lexi hakt mich ein. »Wir gehen zusammen.«
    Mir ist voll schwindlig und in Lexis Griff bin ich noch wackliger auf den Beinen. Ich will es lieber auf meine Art machen. Da packt mich Devil am anderen Arm.
    »Wenn man hier drauftritt, geht’s besser.« Er schiebt mich auf den Gitterstreifen. »Trau dich. Das Ding hält.«
    Im Griff der beiden bleibt mir nichts anderes übrig und ich trete zögerlich erst mit dem einen und dann mit dem anderen Fuß auf den Rost. Hilfe! Ein halber Zentimeter Metall trennt mich vom tödlichen Sturz. Lexi klettert als Erste über die Trommel und packt meine Hand, während Devil mich von hinten anschiebt. Schon sitze ich rittlings auf dem Ding und der Wind bläst mir ins Gesicht, aber |338| bevor mir schwindlig werden kann, hat mich Devil schon rüber in Lexis Arme geschoben. Dann steigt er selber hinterher, als ob er über eine Mülltonne hüpft. Ich tripple weiter. Es wäre mir lieber, wenn mich die beiden loslassen würden, dann könnte ich mich links und rechts festhalten, aber auf die Weise komme ich besser voran, als wenn ich um jede senkrechte Strebe herumklettern muss. Wieder zurück auf der Plattform geht es schneller als umgekehrt. Lexi lässt mich los und klettert rauf. Erst komme ich nach, dann Devil. Ich klammere mich an die Mittelsäule. Sie kommt mir jetzt unglaublich stabil und sicher vor. Kranführer ist echt kein Beruf für mich!
    »Ich zieh das jetzt durch!« Lenny hängt auf halber Höhe überm Boden.
    »Er ist verrückt, Dad! Er knallt dich ab!«, ruft Devil.
    Wieder kracht ein Schuss und ich schwöre, dass ich Funken vom Bagger wegspritzen sehe.
    Am besten bleibe ich einfach hier sitzen. Vielleicht ist Juby ja auch bewaffnet. Aber Lexi steht schon auf der Leiter.
    »Bleib hier, Lexi«, zischle ich.
    »Vergiss es.« Und schon ist sie weg. Ich will nicht ganz allein hier oben bleiben, darum klettere ich hinterher und bete, dass mich meine Puddingbeine nicht im Stich lassen. Als wir an der Kabine stehen, packt mich Lexi am Arm. »Da unten!«, sagt sie, »siehst du das?«
    Ganz unten kommt durch die dunklen Straßen eine Kette blinkender Blaulichter auf uns zu.
    »Hätte nie gedacht, dass ich mich darüber mal so freue«, |339| sage ich. Eine Bewegung auf dem Boden lenkt mich ab und ich sehe, dass Lenny unten angekommen ist und zum Bagger rüberhuscht.
    »Dad!«, schreit Lexi. »Er kommt, Dad!«
    Da hab ich mal wieder einen von meinen Einfällen. Nicht dass er gründlich durchdacht wäre oder so, das mache ich nie. Es ist einfach so ein Gefühl, dem ich vertraue – bestimmt kommt was Gutes dabei raus. Ich gehe in die Kabine und drücke die Zünddrähte wieder zusammen. Ich winke Lexi rein, damit sie mir hilft, und zeige ihr, wie man den Schaltkreis für den Motor kurzschließt. Allmählich fühle ich mich wieder normal. Verglichen mit dem Ausleger kommt mir das Kranführerhaus wie der sicherste Ort auf der Welt vor.
    »Ich geh trotzdem runter«, sagt Lexi.
    »Warte noch ganz kurz. Vielleicht klappt’s ja, was ich vorhabe.«
    Sie verbiegt und verbindet die Kabel. Der Motor springt an. Lexi nickt mir zu und ist weg. Ich halte sie nicht auf. Eine Juby kann man bekanntlich nicht aufhalten. Ich schwenke den Ausleger ganz sachte herum. Die Eisenketten schaukeln. Ich lenke den Ausleger über den Bagger. Die Ketten sind an einer Art Anker befestigt, an dem wiederum ein dicker Eisenhaken hängt. Ich betätige so lange Knöpfe und Hebel, bis sich der Anker quietschend und ächzend in Bewegung setzt und den Ausleger entlanggleitet, und auf einmal geht der Haken runter. Er senkt sich langsam, bis er dicht über der Erde hängt. Ende des Plans. Wahrscheinlich hatte ich mir ausgemalt, dass Juby sich |340| den Haken schnappt und ich ihn hochziehe wie James Bond. Aber das passiert nicht. Ehrlich gesagt bin ich nicht mal sicher, wie ich den Haken wieder hochkriegen soll. Aber während ich noch rumprobiere, stürzen zwei schattenhafte Gestalten aufeinander zu. Lenny stößt einen grässlichen Schrei aus und ganz kurz tut er mir leid. Ich würde mich nicht mit Juby anlegen wollen, auch nicht, wenn ich eine geladene Pistole hätte. Die beiden wälzen sich im Matsch. Sie kämpfen ewig, aber von hier oben kann man nicht richtig sehen, was eigentlich abgeht. PENG! Der nächste Schuss prallt vom Bauzaun ab. Da reißt sich Lenny plötzlich los und
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