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Das Patent

Titel: Das Patent
Autoren: Lincoln Child
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Prolog
      
    Eins wusste Corey genau: Es war der größte Hammer aller Zeiten. Er hatte nicht nur ein Jack-the-Ripper-T-Shirt ergattert - genau das, von dem seine Mutter drei Monate lang geschworen hatte, sie werde es ihm nie kaufen -, jetzt wollte die ganze Familie auch noch die »Notting-Hill-Hatz« mitmachen. Jeder wusste, dass diese Achterbahn die tollste in Gaslight war. Ach was, im ganzen Freizeitpark! Vor vier Wochen hatten zwei seiner Schulfreunde einen Ausflug hierher gemacht, aber die hatten die Fahrt nicht machen dürfen. Corey hingegen war dazu entschlossen. Er hatte bemerkt, dass es seinen Eltern hier saugut gefiel. Eigentlich gegen ihren Willen. Aber er hatte geahnt, dass es so kommen würde: Utopia war schließlich der neueste und beste Freizeitpark der Welt. Ein Familiengesetz nach dem anderen war den Bach runtergegangen, dann hatte er zum Generalangriff ausgeholt: Eine halbe Stunde heftigen Gequengels hatte seine Eltern geschafft. Und nun, da die Warteschlange vor ihnen kürzer wurde, wusste Corey, dass er das Spiel gewonnen hatte.
    Man sah sofort, dass die Achterbahn sogar für hiesige Verhältnisse Pfiff hatte. Sie standen in einer ziemlich gewundenen Gasse. Zu beiden Seiten ragten alte Häuser auf. Eine kühle Brise umwehte sie. Sie roch irgendwie muffig. Wie haben sie das wohl getrickst? In den Leuchtkörpern der eisernen Straßenlaternen brannten Flämmchen. Natürlich war es neblig, wie überall in Gaslight. Jetzt konnte Corey schon die Einsteigeplattform erkennen. Zwei Frauen mit komisch aussehenden Hüten und langen schwarzen Kleidern halfen einer Besuchergruppe in eine niedrige offene Kutsche mit großen Holzrädern. Sie machten die Türen zu und traten zurück. Die Kutsche ruckelte vorwärts, die Räder drehten sich rhythmisch. Das Gefährt verschwand unter einem dunklen Überhang. Die nächste leere Kutsche kam und nahm seine Stelle ein. Wieder ging eine Gruppe an Bord. Das Gefährt rollte weiter, und Corey verlor es aus dem Blickfeld. Die nächste Kutsche kam. Jetzt waren sie an der Reihe.
    Corey befürchtete einen kurzen Augenblick, er sei vielleicht zu klein für die Achterbahn, deshalb reckte er an der Stange, mit der die Größe der Passagiere gemessen wurde, in herkulischem Bemühen den Hals. Als eine der Damen ihn und seine Familie zur Kutsche führte, zitterte er vor Aufregung.
    Er schoss wie ein Spürhund zum Vordersitz und nahm ihn sofort in Beschlag.
    Sein Vater runzelte die Stirn. »Will´st du wirklich vorn sitzen, Skipper?«
    Corey nickte energisch. Schließlich machte dies die Fahrt doch gerade so überwältigend. Die Kutschensitze lagen sich gegenüber. Also mussten die beiden, die vorn saßen, rückwärts fahren.
    »Ich mag das nicht«, maulte seine Schwester und nahm neben ihm Platz.
    Corey brachte sie mit einem festen Schubs zum Schweigen.
    Warum hatte er keinen lässigen großen Bruder wie Roger Prescott? Wieso war er mit einer Heulsuse von Schwester geschlagen, die Pferdebücher las und schon Videospiele für brutal hielt?
    »Strecken Sie die Arme und Beine nie aus der Barouche heraus«, sagte die Dame mit einem komischen Akzent, von dem Corey vermutete, dass er britisch war. Er kannte zwar keine Bruusch, aber es spielte auch keine Rolle. Gleich ging die »Notting-Hill-Hatz« los. Jetzt hielt ihn niemand mehr auf.
    Die Dame schloss die Tür. Die Haltestange ging automatisch vor Coreys Brustkorb in Position. Die Kutsche ruckte an.
    Seine Schwester quietschte leise, weil sie sich fürchtete.
    Corey schnaubte verächtlich.
    Als sie sich in Bewegung setzten, schob er den Kopf seitlich heraus und blickte nach oben und unten. Seine Mutter rief ihn zwar schnell zur Ordnung, aber da hatte er schon entdeckt, dass die Kutsche auf einer Art Treibriemen fuhr , der schlau getarnt und in der Düsternis fast unsichtbar war. Die Räder drehten sich nur, weil es zur Show gehörte. Es war Corey egal. Die Kutsche zockelte tiefer in die Finsternis hinein. Das Klappern des elektronisch verstärkten Hufschlags wurde lauter. Corey hielt den Atem an. Als er spürte, dass die Kutsche einen Steilhang hinauffuhr , konnte er ein aufgeregtes Grinsen nicht unterdrücken. Nun erkannte er, dass sich in dem ihn umgebenden Dunkel die verschwommenen Umrisse einer Stadt ausbreiteten. Tausend in der Abendluft flimmernde, dampfende Spitzdächer. Und weiter entfernt: ein toll aussehender Turm. Die winzige Infrarotkamera, die in seinem obersten Fenster versteckt war, bemerkte er nicht.
    Als der Junge im
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