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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Frank Borsch
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Wir sind auserwählt.
    Nach langer Zeit des Leids und der Demütigung erfüllten wir unsere Bestimmung. Vor rund zehn Millionen Jahren schüttelten wir die Fesseln der Anthurianer ab und wurden zu Herren.  
    Herren werden von ihren Dienern gefürchtet. Herren werden von ihren Dienern beneidet.
    Diener träumen davon, Herren zu werden. Herren müssen wachsam sein.
    Wir mussten uns in Acht nehmen. Vor den Anthurianern, deren Diener wir einst waren. Vor VATROX-VAMU.  
    Wir mussten uns schützen.  
    Wir benötigten Diener.
    Aus der Kosmogonie der Vatrox

1.

    Und dann, endlich, erblickte Sinnafoch die Lichter seiner Heimat.  
    Das Schlachtlicht fiel nach einem einwöchigen Flug, der über den Abgrund der Leere zwischen der Milchstraße und Hathorjan geführt hatte, zurück in den Normalraum.  
    Die Orter glühten auf.
    Unzählige Lichter erfüllten die Zentrale des Kampfschiffs. Es waren über 50.000 nach der Zählung des Bordrechners. Jedes von ihnen stand für eines der edelsteinartig aussehenden Kriegsschiffe, war glitzernder, berauschend schöner Ausweis der Macht und der Pracht der Frequenz-Monarchie.  
    Frequenzfolger Sinnafoch badete sich in ihrem Licht.  
    In keinem seiner bisherigen Leben hatte er das so sehr genossen wie in diesem Moment. Sinnafoch hatte in den vergangenen Wochen, die er als Gefangener der Menschen verbracht hatte, Ohnmacht ge kostet. Eine wertvolle Erfahrung, die ihn gestärkt hatte, aber eine, die er niemals wieder machen wollte.  
    Sinnafoch wandte sich an den Kommandanten des Schlachtlichts: »Kurs auf Hibernation-6.«  
    »Ja, Frequenzfolger.«  
    Der Kommandant ging ehrerbietig in die Knie, als er es sagte. Er war ein Okrivar, ein kleines Wesen, das Sinnafoch kaum bis zum Bauch ragte, selbst wenn es sich streckte. Auf den Knien war es leicht mit einem Schutzanzug zu verwechseln, den jemand abgestreift und achtlos auf den Boden geworfen hatte.  
    Der Okrivar zog sich zurück und übermittelte seine Befehle an die Besatzung. Das Schlachtlicht nahm Fahrt auf, flog in das Sonnensystem ein, das im Schwarm der Ortungsreflexe verborgen war.  
    Sinnafochs Puls schlug jetzt hart. Der Stumpf in seinem Nacken, aus dem im Lauf der Jahre neues, Ehrfurcht gebietendes Pigasoshaar wachsen würde, juckte so stark, dass der Drang, sich zu kratzen, beinahe übermächtig wurde.  
    Der Frequenzfolger widerstand ihm. Die Besatzung bestand aus Okrivar, artfremden Wesen, die ihre eigenen Gesten und Sitten kannten. Doch die Okrivar sahen zu ihm auf, beobachteten ihn. Sie würden längst gelernt haben, seine Gesten zu lesen. Sinnafoch hatte nicht die Absicht, ihnen seine Gefühle zu offenbaren.  
    Er streckte die Hand nach dem Okrill aus, der selten von seiner Seite wich. Sinnafoch fand den Hals des Tiers und knetete die harten Stränge seiner Nackenmuskeln. Philip, die persönliche Beute des Vatrox aus der Milchstraße, nieste wohlig.  
    Ein größeres Licht trat aus dem Gewirr der Ortungsreflexe hervor. Es stand in der Mitte des Holo-Felds: die Sonne von Hibernation-6.  
    Der Ort, an den Sinnafoch gehörte. Seine Heimat, seine Aufgabe, sein Lebenssinn.
    Der Ort, an dem er schon viele Male das Leben wiedergefunden hatte. Achtundzwanzigmal war Sinnafoch bereits auf Hibernation-6 erwacht, jeweils in einem neuen Körper. Er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass viele weitere Wiedergeburten folgen würden. Körper waren vergänglich, das Vamu eines Vatrox hingegen unsterblich.  
    Das Schlachtlicht passierte die äußeren Planeten des Systems, wurde zu einem leuchtenden Punkt in einem Meer aus leuchtenden Punkten.  
    Der Kommandant rutschte auf den Knien heran. Die Bewegungen wirkten ungeschickt. Der Schutzanzug behinderte den Okrivar.  
    »Frequenzfolger?«, sagte der Kommandant.
    »Ja?«
    »Wir haben eine Nachricht empfangen: Frequenzmittler Cedosmo bittet Frequenzfolger Sinnafoch in seine Feste.«  
    Eine etwas dürre Botschaft, um einen zurückkehrenden Frequenzfolger zu begrüßen, der unerhörte Einblicke in die Welt des Gegners hatte, fand Sinnafoch. Doch ihre Kargheit war leicht zu erklären: Sie wurde von vielen Ohren gehört. Frequenzmittler Cedosmo befleißigte sich lediglich der Diskretion, die ihrer beider hohem Rang entsprach. Er würde Sinnafoch seinen Respekt unter vier Augen zollen wollen.  
    Dem Frequenzfolger waren unglaubliche Taten gelungen und das, obwohl der erste Eindruck sagen mochte, er habe versagt angesichts des Totalverlusts von beinahe 2400 Schlachtlichtern,
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