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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Frank Borsch
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einer Selbsttötung, der mehrfach gescheiterten Übernahme eines Polyport-Hofes und eines Distribut-Depots sowie seiner Gefangennahme. Aber genau darin lag ja die Kunst: Auf sich allein gestellt in der Ga laxis der Menschen, war er aus der Gefangenschaft geflohen. Er hatte zahllose Erkenntnisse gewonnen, hatte einen tiefen, detaillierten Einblick in die merkwürdige Mentalität der Menschen erhalten. Seine Beobachtungen waren von unschätzbarem Wert. Denn nur derjenige, der seinen Gegner kannte, konnte hoffen, ihn niederzuringen.  
    »Richte Frequenzmittler Cedosmo aus«, trug er dem Kommandanten auf, »dass mich seine Einladung ehrt und ich ihr mit Freude folge.«  
    »Ja, Frequenzfolger.«
    Der Kommandant zog sich auf den Knien zurück. Sinnafoch folgte ihm mit Blicken. Er wusste, dass die Schwerfälligkeit, mit der sich der Okrivar bewegte, täuschte. Der Schutzanzug behinderte ihn. Sinnafoch hatte gleich nach seiner Ankunft auf dem Schlachtlicht befohlen, das Schiff mit einer Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre zu fluten, die für ihn und den Okrill geeignet war. Die mehreren Hundert Okrivar der Besatzung lebten seitdem in Schutzanzügen.  
    Die Darturka der Schiffslandetruppen dagegen, die wie Sinnafoch Sauerstoffatmer waren, konnten sich seitdem auf dem Schiff frei bewegen. In der Theorie wenigstens. Sinnafoch hatte befohlen, dass die Kämpfer in ihren Quartieren blieben. Es erwuchs nichts Gutes daraus, wenn Okrivar und Darturka sich vermischten. Vor langer Zeit, vor über einem Dutzend Leben, hatte die Frequenzmonarchie Sinnafoch dazu auserwählt, einen Aufstand niederzuschlagen, den sich verbrüdernde Darturka und Okrivar angezettelt hatten.  
    Sinnafoch hatte seine Pflicht mit der ihm eigenen Gründlichkeit erledigt, aber es war eine blutige, lästige Pflicht gewesen und wie seine Gefangenschaft unter den Menschen eine Erfahrung, auf deren Wiederholung er dankend verzichtete.  
    Das Schlachtlicht hatte Hibernation-6 erreicht. Es ging in einen hohen Orbit um den Planeten. Am Horizont seiner Sichel erschien ein wirres, unübersehbares Gebilde aus dunkler Formenergie: die Feste des Frequenzmittlers, der Herr über die Welt der Wiedergeburt und Befehlshaber über Hathorjan war.  
    Der Kommandant des Schlachtlichts sagte: »Frequenzmittler Cedosmo hat dir ein Boot geschickt.«  
    »Ich komme«, antwortete Sinnafoch. Er gab dem Okrill ein Zeichen. Philip zirpte fröhlich und folgte seinem Herrn.
     
    *

    Cedosmo erwies sich als alter Mann.
    Der Vatrox erwartete ihn, mit der linken Hand auf einen Stock gestützt, rechts von ihm seine Kriegsordonnanz, in einem nüchternen Saal unweit der Peripherie der Feste. Der einzige Einrichtungsgegenstand war ein schlichter Stuhl, der am rückwärtigen Ende des Raums stand. Sinnafoch bezeichnete ihn in Gedanken als Audienzsaal. Kargheit war der Prunk der wirklich Mächtigen.  
    Aus dem Nacken des Frequenzmittlers wuchs Pigasoshaar, das so lang war wie jenes, das Sinnafoch durch die Hand der Terraner eingebüßt hatte. Cedosmo musste bereits todlos leben seit ihrer Erweckung, seit der Vierten Hyperdepression.  
    Sinnafoch verspürte aber keineswegs Ehrfurcht. Cedosmo war Befehlshaber von Hibernation-6. Es gab kaum einen Ort im Herrschaftsgebiet der Frequenz-Monarchie, der so gut geschützt war wie die Welt der Wiederauferstehung. Cedosmo war ein Verwalter, ein Bürokrat. Wahrscheinlich hatte er die Feste seit Jahrzehnten nicht mehr verlassen. Es war einfach, auf diese Weise langes Pigasoshaar zu bekommen. Unvermeidbar eigentlich und somit kein Verdienst, eher ein Makel, wie man auch an der hinfälligen Erscheinung des anderen erkennen konnte.  
    Sinnafoch dagegen war ein Feldherr. Er kämpfte stets an vorderster Front für die Monarchie. Er war durch viele Körper gegangen, durch viele Tode, viele Leben und war somit weit älter und erfahrener als sein Gegenüber.  
    Seine Gedanken waren folgerichtig das Schweigen seiner Induktivzelle be stätigte es Sinnafoch -, aber sie nützten nichts. Cedosmo war Ehrfurcht gebietend.  
    Und seine Kriegsordonnanz passte zu ihm.  
    Sie wirkte ebenfalls alt, es musste die allererste sein, die Cedosmo erhalten hatte.  
    Sie war ein merkwürdiger Anblick. Kriegsordonnanzen lebten und starben an der Seite ihrer Herren. Sinnafoch hatte mehrere gehabt. Es schien ihm richtig. Kriegsordonnanzen waren Vertraute, beinahe Gefährten, aber gleichzeitig waren sie wie Darturka: Ihr Lebenssinn bestand darin, für ihren Herrn zu sterben.
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