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0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York
Autoren: Die weißen Teufel von New York
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Die weißen Teufel von New York
    Als der Hausmeister durch den Flur im Erdgeschoß ging, fiel ihm der eigenartige Geruch auf.
    Er blieb stehen und hob die Nase. Komisch, dachte er. Riecht wie Petroleum. Aber das kann doch eigentlich nicht sein. Nirgendwo wird hiér Petroleum gebraucht. Oder haben vielleicht wieder ein paar von diesen Rackern irgendeinen Lausejungenstreich vor? Man muß ja auf alles gefaßt sein bei diesen Bengels.
    Na ja, beschwichtigte er sich selbst, wir haben es ja früher nicht anders gemacht. Wenn ich daran denke, wie wir unserem Lehrer Knallfrösche unters Katheder gelegt haben — meine Güte, ich glaube, ich habe Bauchschmerzen gehabt vor Lachen.
    Mr. Endersley schmunzelte in Gedanken an seine eigene Kindheit. Lieber Himmel, dachte er, man sollte sich öfter an die Streiche erinnern, die man selber einmal ausgeheckt oder doch wenigstens mitgemacht hat. Dann hätte man wahrscheinlich viel mehr Verständnis für die Kinder von heute.
    Er war ein paar Schritte weitergegangen. Aus den Klassenzimmern tönten die eintönigen Stimmen lesender Schüler oder die akzentuierenden Stimmen der Lehrer. Er kannte jeden einzelnen am bloßen Tonfall, auch wenn er durch die geschlossenen Türen hindurch ihre Wörter nicht verstehen konnte.
    Er blieb wieder stehen. Es roch doch nach Petroleum! Er schnupperte wieder..
    Kein Zweifel! Das war Petroleum!
    Er versuchte, dem Geruch nachzugehen. Als er in die Eingangshalle des Hauptgebäudes gekommen war, kam es ihm so vor, als ob sich der Geruch verstärkt hätte. Er war eine Weile unschlüssig, dann meinte er, der Geruch müsse von oben kommen. Aber als er ein paar Stufen der geschwungenen breiten Treppe hinaufgestiegen war, hatte sich der penetrante Geruch völlig verloren.
    Er kehrte um und ging im Flur nach hinten zu den Hofausgängen. Als er an der Kellertür vorbeiging, wußte er schlagartig, woher der Geruch kam.
    Er machte die Tür auf und lief, so schnell er konnte, die Kellertreppe hinab. Gleich unten, links von der Treppe, lag der große Haufen von der letzten Kokslieferung. Er war noch nicht dazu gekommen, ihn nach hinten in den Heizungskeller zu schippen. Hier war der Geruch außerordentlich stark, und als er genauer hinsah, bemerkte er mit Entsetzen, daß offenbar der ganze Koks mit Petroleum übergossen worden war.

Nun hol mich doch der und jener! dachte er und kratzte sich hinter seinem rechten Ohr. Wenn das ein Schuljungenstreich sein soll, dann weiß ich aber nichts mehr. Das kann doch nur bedeuten, daß sie den Haufen anzünden wollen. Na, und das wäre gleichbedeutend mit einer Brandstiftung für das Haus.
    Plötzlich erschrak er.
    War da nicht jemand im Heizungskeller? Er hatte doch ein Geräusch gehört?
    »Hallo!« rief er scharf. »Ist da wer?«
    Und zugleich setzte er sich in Marsch.
    Im Heizungskeller sah er sich gründlich hinter den Öfen um. Schon daß die Tür offen gewesen war, beunruhigte ihn. Er ließ die Tür zum Heizungskeller niemals offen stehen. Das war viel zu gefährlich. Manchmal kamen Jungens aus den oberen Klassen in den Keller, wo ein paar Werkzeugschränke hingen und eine Hobelbank stand. Sie bastelten dort ihre Segelflugmodelle. Im Heizungskeller hatten sie nichts zu suchen.
    Er schnüffelte herum. Irgendwo roch es nach Rauch! Er knipste die Deckenbeleuchtung an. Hinter dem Heizungskeller befand sich ein großer Verschlag, der eigentlich für die Koksvorräte der Schule gedacht war. Nur hatte der Baumeister vor siebzig Jahren nicht daran gedacht, diesen Verschlag so einzuordnen, daß er durch ein Fenster vom Hof aus mit Koks versorgt werden konnte. Jetzt mußte der Koks jedesmal durch ein Fenster vorn an der Treppe in den Keller geworfen und mit Karren nach hinten in den Verschlag transportiert werden. Es war eine mühsame Arbeit, und Endersley hatte mehr als einmal den Baumeister dieser Schule verwünscht.
    Aber aus diesem Verschlag kam doch Rauch… Endersley trat ein wenig beiseite, denn jetzt hinderte ihn der große Kessel in der Sicht.
    Endersley besann sich keine Minute. Er hastete in den Verschlag. Schon schlugen züngelnde Flammen aus dem riesigen Koksberg, der hier lag. Es mochten zwanzig oder dreißig Tonnen sein, die hier für den nahenden Winter gelagert waren. Trotzdem war das Fassungsvermögen des fensterlosen Gewölbes noch lange nicht erschöpft.
    Fast besinnungslos vor Schreck riß Endersley einen großen Schürhaken mit sich und versuchte, in fieberhafter Eile einen trennenden Graben zwischen dem schon
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