Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0088 - Die weißen Teufel von New York

0088 - Die weißen Teufel von New York

Titel: 0088 - Die weißen Teufel von New York
Autoren: Die weißen Teufel von New York
Vom Netzwerk:
heranzufahren.
    »Sind da etwa noch Kinder drin?« murmelte Phil.
    Ich zuckte die Achseln. Der liebe Himmel mochte es wissen.
    »Da!« sagte Phil. »Sie kommen nicht ’ran!«
    Tatsächlich schien es unmöglich, mit den Leitern nahe genug an die lichterloh brennende Fassade heranzukommen. Immer wieder versuchte man es. Immer wieder mußten sie zurückweichen. Entweder wegen der Hitze, oder weil die Spitzen der Leitern selbst in Feuergefahr gerieten.
    Jetzt kamen aus dem Hauptportal ein paar Männer in dunklen Uniformen. Sie trugen bewußtlose Kinder auf den Armen. Einer taumelte zehn, zwölf Schritte auf den Hof heraus, dann sackte er in die Knie.
    Leute von Rettungsdiensten jagten mit Tragbahren den Feuerwehrleuten entgegen. Ärzte in weißen Kitteln und Schwestern rannten über den Hof. Polizeibeamte legten Hand an und halfen Bahren schleppen.
    »Was machen die denn da?« brüllte Phil.
    Er deutete auf ein paar Feuerwehrleute, die mit einem Schlauch mitten auf dem Hof standen und an ihrer Spritze herumhantierten. Ein kläglicher Wasserstrahl kam heraus. Keine zwei Meter hoch, dann fiel er schon in sich zusammen. Sie hantierten eine Weile an der Spritze herum, riefen ein paar Worte zu dem Tankwagen, der ihnen die Flüssigkeit in den Schlauch pumpte, dort hantierten andere Männer, und das Ergebnis war, daß der Wasserstrahl noch mehr in sich zusammenfiel.
    Plötzlich sprangen andere Feuerwehrleute vor die Spritze und ließen sich gründlich einweichen. Zusammengerollte Decken wurden triefend naß gemacht. Die Feuerwehrleute selbst sahen aus wie aus einem Fluß gezogen.
    Jetzt verstand ich.
    »Phil!« rief ich. »Da müssen noch mehr Kinder im Gebäude sein! Komm!«
    Schon lief ich auf die zwei Leute zu, die die Spritze mit dem schwachen Strahl hielten. Ich wartete, bis ich an der Reihe war, dann ließ ich mich aufweichen. Das kalte Wasser war eine Wohltat, denn hier herrschte bereits eine Hitze, die einem fast das Haar auf dem Hopf versenkte. Der zweite Mann an der Spritze bückte sich zu einem bewußtlosen Feuerwehrmann, der mit schweren Brandwunden auf einer Bahre lag und verbunden wurde. Er nahm ihm das Brandbeil vom Gürtel und reichte es mir.
    Ich nickte dankend und schob mir den Stiel in den Hosenbund. Den Mantel hatte ich längst ausgezogen und einfach auf den Hof geworfen.
    Als ich einem Feuerwehrmann nachlief, sah ich gerade noch, daß Phil vor die Spritze sprang. Okay, er würde seinen Weg schon finden.
    Mit jedem Schritt, den man auf das Gebäude zutat, war es, als ob man sich der leibhaftigen Hölle näherte. Eine unbeschreibliche Glut sprang einem entgegen und machte fast das Atmen unmöglich. Jeder Atemzug schmerzte höllisch in den Lungenflügeln. Rachen- und Nasenschleimhaut schienen zu kochen.
    Als ich bis auf ungefähr acht Schritte an das Gebäude heran war, glaubte ich, es ginge einfach nicht weiter. Aber der Feuerwehrmann vor mir stockte nicht eine Sekunde.
    Da sagte etwas in mir: Los, Jerry! Denk an die Kinder! Los doch!
    Ich verdoppelte mein Tempo. Wenn schon ins Feuer, dann wenigstens schnell. Und schon war ich inmitten der siebenten Hölle.
    ***
    In der sechsten Klasse, Zimmer 38 im vierten Stock, stand Mrs. van Helsten, eine emigrierte Deutsche aus Berlin, die' einen amerikanischen Geschäftsmann geheiratet hatte. Ihr Mann war vor zwei Jahren gestorben, und seither übte Mrs. van Helsten ihren alten Beruf als Lehrerin wieder aus.
    Hier war das Feuer am spätesten bemerkt worden. Zu einem Zeitpunkt, als es draußen im Flur bereits nur noch ein einziges Flammenmeer gab.
    Mrs. van Helsten warf die Tür wieder zu. Es war ihr, als hätte der Atem der Hölle nach ihr gegriffen. Hinter ihr schrillte das Weinen und die ängstlichen Schreie der Kinder. Achtzehn Jungen und sechs Mädchen. Aber jetzt gab es keinen Unterschied mehr. Die furchtbare Gefahr zerriß allen Mut. Selbst die tapfersten Burschen heulten.
    Einen Augenblick lang war Mrs. van Helsten versucht, ebenfalls in Tränen auszubrechen. Dann wurde ihr plötzlich ihre ganze Verantwortung bewußt.
    »Wir können jetzt leider nicht hinaus«, sagte sie mit ihrer klaren Stimme. »Im Flur sieht es aus, Kinder, ich kann es euch nicht beschreiben! Überall brennt es. Na, da wird die Feuerwehr aber ganz schön zu tun haben!«
    Achselzuckend, als sei das ja gar nicht weiter wichtig, ging sie in die Mitte der Klasse.
    »Ich begreife ja, daß ihr sehr erschrocken seid«, sagte sie zu den Kindern, die neues Vertrauen schöpften, als sie die ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher