Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
Ich drücke den Aufzeichner gegen mein Herz.  
    Ich merke, du verstehst, sagt die Stimme.  
    Sinnafoch, sage ich. Ich will bei ihm sein.  
    Das wirst du, bald.
    Wie lange ist bald?
    Sobald du wieder zu Kräften gekommen bist.
    Wann ist das?
    Du bist wie ein Kind, sagt die Stimme. Du fragst und fragst und fragst.  
    Ist das schlimm?
    Es ist fordernd. Und erfrischend. Bei anderen Freunden ... lassen wir das. Schlaf, Philip, im Schlaf schöpfst du Kräfte.  
    Und wenn ich wieder wach bin?
    Sehen wir weiter. Schlaf jetzt, Philip.
    Ich schlafe.

    *

    Kann ich jetzt zu ihm?
    Ich habe geschlafen. Ganz lange. Ich fühle mich stark.  
    Vielleicht, antwortet mein Gedankenfreund. Fragen wir den Arzt.  
    Wo ist der Arzt?
    Beweg dich, dann kommt er.
    Ich strecke mich, rolle über den Boden. Es tut gut. Neben mir stehen Betten. Menschen und andere Wesen brauchen sie, um zu schlafen. Ich weiß es von früher. Nur dass ich früher keinen Namen für die Dinge kannte. Aber nun habe ich einen Freund, der immer bei mir ist und mir hilft. Er weiß Namen für alle Dinge, auch für die, die man nicht sehen oder mit der Zunge betasten kann.  
    Die Tür geht auf. Ein Wesen kommt herein. Es hat dicke Kleider an und auf dem Kopf einen Helm, durch den man sehen kann. Ich kann kaum etwas erkennen, seine Wärme ist nur dämmrig. Es ist klein.  
    Meine Zunge wird feucht. Das tut sie immer, wenn Beute in der Nähe ist. Ich weiß, dass das Wesen keine Beute ist. Es hat Kleider an. Aber er ist so klein wie Beute.  
    Wer ist das?, frage ich.  
    Der Arzt, der dich operiert hat.
    Er sieht seltsam aus.
    Er ist ein Okrivar, sagt mein Freund.  
    Das ist also ein Okrivar. Wieder ein OWort, das ich besser verstehe.
    Das habe ich nicht gemeint, sage ich. Wieso hat er so viele Kleider an? Es ist nicht kalt. Ich kann ihn kaum sehen.  
    Das ist ein Schutzanzug, erklärt mein Freund. Er bedeckt den ganzen Körper.  
    Wovor schützt er sich?
    Vor der Luft an Bord. Okrivar atmen andere Luft als du. Ohne Schutzanzug würde er sofort sterben.  
    Ist das nicht unbequem? Ich mag keine Kleider. Ich brauche keine. Es muss schlimm sein, wenn man welche braucht. Was ist, wenn man sie verliert?  
    Eigentlich ja, aber er tut es mit Freuden.
    Mit Freuden? Wieso?
    Er tut es für Sinnafoch.
    Das verstehe ich.
    Ich sehe mir den Arzt an. Er ist ebenfalls ein Freund von Sinnafoch. Er hat die Operation gemacht. Er hat gemacht, dass ich einen Freund in meinem Kopf habe. Ich mag ihn. Er ist keine Beute.  
    Darf ich ihn abschlecken?, frage ich meinen Freund.  
    Das geht nicht.
    Doch. Meine Zunge ist lange genug. Siehst du?  
    Nicht!, ruft mein Freund, aber da ist es schon zu spät. Meine Zunge schnellt vor. Bis kurz vor den Helm.  
    Der Okrivar brüllt wie ein Beutetier, das merkt, dass ich ihm auf den Fersen bin. Er springt hoch, stolpert und rennt durch die Tür hinaus.  
    Was hat er?, frage ich.  
    Er hat Angst vor dir.
    Angst? Ich habe ihm nichts tun wollen.
    Das weißt du, das weiß ich, der ich in deinem Geist wohne, aber der Okrivar kann das nicht wissen. Er weiß nur, dass du ein Raubtier bist und Sinnafoch dich mitgebracht hat.  
    Raubtier. Das ist kein schönes Wort. Ich bin kein Tier, das weiß ich. Nicht mehr. Es tut weh, dass mein Freund mich so nennt. Aber noch mehr tut weh, dass ...  
    Mag der Okrivar Sinnafoch nicht?, frage ich.  
    Doch ... doch, natürlich!, antwortet mein Freund. Meine Frage scheint ihm so wehzutun, dass ihm beinahe die Worte fehlen. Alle Wesen, die Verstand besitzen, mögen Sinnafoch, alle verehren ihn.  
    Kann ich jetzt zu ihm? Bitte?
    Mein Freund überlegt kurz, dann sagt er: Wieso eigentlich nicht? Mir scheint, es gibt keine medizinischen Einwände ...
     
    *

    Ich bin auf dem Weg zu Sinnafoch. Am liebsten würde ich springen und rennen, aber ich lasse es sein.  
    Mein Gedankenfreund bittet mich darum. Denk an den Arzt, sagt er. Wir wollen niemanden erschrecken, oder?  
    Aber wen schon? Niemand ist auf den Gängen. Ab und zu sehe ich einen Okrivar in der Nähe, aber sie suchen das Weite. Und dabei gibt es viele von ihnen. Überall sind ihre Wärmespuren.  
    Wo sind wir?, frage ich, als ein Gang dem anderen folgt. Wann kommen wir aus dem Haus?  
    Ich mag keine Häuser. Ich bin in ihnen nicht zu Hause.  
    Das ist kein Haus, sagt mein Freund. Das ist die CORRALSO.  
    Gibt es keine Sonne auf der Welt CORRALSO? Jede Welt hat eine Sonne, das weiß ich von früher. Und jede Sonne hat ein besonderes Licht, wie keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher