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GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

Titel: GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen
Autoren: Jason Dark
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Harry Custer schob wütend die Sandwich-Brote zur Seite. »Linda!« schrie er. »Den trockenen Fraß kann ja kein Mensch essen. Wenn ich schon den ganzen Tag über schufte, will ich wenigstens was Anständiges auf den Teller bekommen.«
    »Stell dich nicht so an«, rief Linda Custer aus der Küche zurück. »Wenn dir mein Essen nicht paßt, dann geh doch in die nächste Snack-Bar. Außerdem habe ich jetzt keine Zeit. Mein Dienst fängt pünktlich um zwanzig Uhr an. Würdest du mehr verdienen, brauchte ich nicht zu arbeiten und könnte dir jeden Tag feinstes Filet servieren.«
    Harry Custer lachte grunzend. »Du weißt ja noch nicht mal, wie Filet aussieht«, sagte er, aber so leise, daß seine Frau es nicht hören konnte. Wenn er Linda zu sehr reizte und sie einen Wutanfall bekam, hatte er nichts zu lachen. Linda war mehr als resolut, und meistens blieb kein Topf auf dem anderen.
    Harry Custer stand auf. Er drehte den Ton vom Fernseher leiser und ging in die Küche.
    Linda spülte. Sie sah gar nicht auf, als ihr Mann kam, sondern fragte nur: »Was willst du?«
    Custer lehnte sich an den Türrahmen. »Ich hol mir was zu trinken.« Linda nickte, ohne von ihrer Spülerei aufzusehen. »Im Keller steht noch eine Kiste Bier.«
    Harry Custer massierte sein Kinn. »Shit«, knurrte er, »für zwei Flaschen extra in den Keller fahren. Und überhaupt – Keller im Hochhaus. Wo gibt’s denn so was?«
    »Beschwer dich beim Architekten.« Linda drehte den Kopf und sah ihrem Mann erst jetzt ins Gesicht. Und wieder dachte Harry daran, daß seine Frau ruhig nur die Hälfte wiegen könnte. Vor fünfzehn Jahren, als sie geheiratet hatten, da war sie noch knackig gewesen, aber heute erinnerte sie Harry manchmal an einen weiblichen japanischen Sumo-Ringer.
    »Willst du nicht runterfahren?« fragte Linda. »Sonst verdurstest du noch. Aber geh nicht wieder bei dem alten Kilrain vorbei. Letztes Mal mußtest du krankfeiern, so habt ihr gesoffen.«
    Harry winkte ab. »Wärm nicht immer den alten Kohl auf.« Er drehte sich um und nahm die von Linda gestrickte Jacke vom Garderobenhaken. Dann steckte er die Schlüssel ein und schlurfte aus der Wohnung.
    Ohne Übergang gelangte Harry Custer in den langen Gang des Apartmenthauses. Es war ein trostloser Korridor. Rechts und links die Türen der einzelnen Apartments und Wohnungen. Die Wände waren grün angestrichen worden. Kinder hatten sie eingeritzt und ihre Figuren gezeichnet. Dazu kamen noch die Obszönitäten, die einige Halbwüchsige an die Wände geschmiert hatten.
    Harry Custer wartete auf den Lift. Er hatte bereits auf den Knopf gedrückt, und der Fahrstuhl war schon unterwegs. Die einzelnen Zahlen, die die Etagen anzeigten, blinkten hintereinander kurz auf. Dann hielt der Lift.
    Custer zog die Tür auf und wollte gerade einsteigen, als er hinter sich die Frauenstimme hörte.
    »Lassen Sie die Tür auf, Mr. Custer.«
    Harry drehte sich um, und sofort verklärte sich sein Gesicht. Eine bessere Begleitung hätte er sich gar nicht wünschen können. May Chandler, das superblonde Fotomodell und Callgirl, trippelte auf den Lift zu. Trippeln war genau der richtige Ausdruck, denn größere Schritte ließ der enge schwarze Rock nicht zu.
    May lächelte Custer an. Sie schob sich gekonnt an dem Mann vorbei und hatte nichts dagegen, daß ihr Busen über seinen Oberkörper strich.
    Custers Augen bekamen den gewissen Glanz. Und als er in den weiten Ausschnitt der roten schillernden Seidenbluse sah, wurde ihm heiß und kalt zugleich.
    May Chandler führte eine Hügellandschaft spazieren, die nicht von schlechten Eltern war.
    »Wollen Sie die Tür nicht schließen, Mr. Custer?« fragte sie und produzierte dabei einen gekonnten Augenaufschlag.
    »Äh… natürlich… hatte ich ganz vergessen. Wohin möchten Sie denn?«
    Mays Zunge fuhr über die himbeerroten Lippen. »Ins Erdgeschoß.«
    »Okay.« Harry Custer drückte auf den entsprechenden Knopf. May lehnte an der Wand und lächelte, während Custer unruhig von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Ich gefalle Ihnen wohl, was?« fragte das Girl.
    Custer grinste. »Und wie. Wenn ich ehrlich sein soll…«
    »… dann kommen Sie am besten mal zu mir, Sonny-Boy«, sagte die Hellblonde. »Ich nehme zehn Pfund für die Stunde. Ist aber alles mit enthalten. Du wirst dich wundern.«
    »Meine Frau… ich… äh…«, Custer geriet ins Stottern, doch noch ehe er einen klaren Satz herausbringen konnte, hatte der Lift das Erdgeschoß erreicht.
    May Chandler spitzte
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