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Between Love and Forever

Between Love and Forever

Titel: Between Love and Forever
Autoren: Elizabeth Scott
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Kapitel 1
    Ich beuge mich vor und schaue Tess an.
    Sie ist still.
    So still.
    Die Maschinen, die Tess am Leben erhalten, piepsen mich an. Ich war schon so oft hier, dass es mir manchmal so vorkommt, als würde Tess auf diese Art mit mir kommunizieren. Aber heute ist das nicht genug. Sonntag ist schließlich Gebetstag. Und mein Gebet geht so:
    Ich will, dass Tess aufwacht.
    Heute muss sie aufwachen.
    Ich beuge mich vor, so dicht, dass ich die winzigen blauen Äderchen in ihren Augenlidern sehen kann, Linien, die anzeigen, wo ihr Blut noch fließt. Und dass ihr Herz noch schlägt.
    »Mach was, Tess, hörst du? Sonst ... sonst sing ich dir was vor.«
    Nichts.
    »Ich mein’s ernst«, drohe ich.
    Immer noch nichts. Tess’ Augen bleiben geschlossen und ihr Körper liegt reglos da, von Nadeln durchbohrt und von Apparaten umgeben. Früher war ich immer mit meinen Eltern zusammen bei ihr im Krankenhaus und habe mit ihnen auf den Arzt gewartet, aber die Nachrichtenblieben immer dieselben und irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten – die Gesichter meiner Eltern, die so erloschen, so müde und traurig aussahen.
    Tess schläft wie eine Prinzessin im Märchen. Liegt in tiefem Schlaf.
    Im Koma. Aber das Wort »Koma« klingt natürlich nicht so gut, wenn man eine Geschichte mit einem Happy End verkaufen will.
    Schlafen heißt, dass man irgendwann wieder aufwacht.
    Und Koma ... nicht. Tess ist jetzt seit sechs Wochen in diesem Zimmer, in diesem Krankenhaus. Sie hatte einen Autounfall, als sie nach einer Party am Neujahrstag nach Hause fuhr. Tess ist extra am nächsten Tag gefahren, nicht in der Silvesternacht, um den vielen betrunkenen Autofahrern aus dem Weg zu gehen.
    Stattdessen kam ihr Auto an einer vereisten Stelle ins Schleudern und knallte gegen einen Baum.
    Tess war so ein Sicherheitsfreak, so perfektionistisch. Wollte immer alles richtig machen, es allen Leuten recht machen. Und jetzt ist sie hier. Vier Tage nach dem Anruf, der uns hierherbrachte, wurde sie zwanzig. Meine Eltern haben ihr bunte Luftballons mitgebracht, die eine Weile im Zimmer herumschwebten, bis sie einschnurrten und auf den Boden sanken.
    Tess hat sie nie gesehen.
    Ich hab auch in diesem Zimmer Geburtstag gefeiert. Meinen siebzehnten. Das war zwei Wochen und zwei Tage nach dem Unfall. Damals hab ich Tess noch mit meinen Eltern zusammen besucht. Mom und Dad brachtenmir Muffins aus dem Automaten mit und sangen Happy Birthday, als ich die Packungen aufmachte.
    Tess hat kein Wort gesagt. Hat die Augen nicht aufgemacht. Ich habe gekaut und geschluckt, gekaut und geschluckt, obwohl die Muffins wie Gummi schmeckten, und meine Eltern haben die ganze Zeit auf Tess’ Gesicht gestarrt. Voller Hoffnung.
    Und da war mir klar, dass ich in Zukunft allein herkommen muss.
    Um Tess zurückzuholen.
    »Wach auf, Tess«, sage ich so laut, dass mein Atem ihr Haar aufstört, und ich nehme das gläserne Einhorn in die Hand, das Beth bei ihrem ersten Besuch mitgebracht hat. Tess würde es gefallen, meinte sie, weil Einhörner für das Unmögliche, Undenkbare stehen. Ich fand das etwas zu abgehoben für Tess, die immer im Hier und Jetzt lebte und von allen vergöttert wurde. Aber als Beth ihr die Glasfigur in ihre schlaffen Hände drückte, war mir, als hätte ich ein Blinzeln in ihren Augen gesehen. Eine winzige Bewegung. Ich hätte es fast schwören können.
    Jetzt macht Tess gar nichts und ich will das Einhorn weglegen, verfehle aber haarscharf den kleinen Sims, auf dem es steht, sodass es auf den Boden knallt. Das Figürchen zerbricht nicht, nur ein Riss entsteht, der es von einem Ende zum anderen durchzieht.
    Prompt kommt eine Schwester herein und schaut mich stirnrunzelnd an.
    »Unfall«, sage ich und sie: »Deine Schwester brauchtLiebe und keine Dramen«, als hätte ich das Einhorn absichtlich auf den Boden geworfen. Die Schwestern tun immer so, als wüssten sie Bescheid über mich, als würden sie Tess kennen, obwohl sie meine Schwester doch nur in diesem Nicht-Leben, in diesem Dämmerzustand erlebt haben.
    Aber sie kennen Tess nicht, können sie nicht kennen, jedenfalls nicht so wie ich. Tess glaubt an Happy Ends, an Träume, die in Erfüllung gehen, und damit kann ich sie packen. Das ist der Hebel, den ich ansetzen muss, um zu ihr durchzudringen.
    Ich muss mir nur was Gutes einfallen lassen.
    Ich gehe aus dem Krankenhaus und radle zur Fähre hinunter.
    Dann schiebe ich mein Rad hinauf und stelle mich neben das Bootshaus. Die meisten Leute stehen vorne, den Wind
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