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GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen

Titel: GK0183 - Das Hochhaus der Dämonen
Autoren: Jason Dark
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Kragen und Ärmeln. Das Haar hatte sie hochgesteckt und im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Um ihren faltigen Hals wanden sich mehrere Perlenketten.
    Niemand hatte die Frau kommen gehört. Sie war erschienen wie ein Geist.
    Gebieterisch streckte sie den rechten Arm aus. Die Haut über den Knochen wirkte brüchig wie altes Leder.
    »Genug«, sagte sie mit tiefer, etwas krächzender Stimme. »Du wirst diesen Mann nicht töten. Fürs erste ist genug Blut geflossen. Aber ihr anderen denkt an die Warnung. Jeden von euch kann es treffen. Verlaßt dieses Haus. Innerhalb von drei Tagen will ich niemanden mehr sehen, oder ihr werdet alle sterben, das schwöre ich beim Angesicht des Teufels. Denkt daran. Denkt daran. Ihr werdet sterben… sterben… sterben…«
    Die letzten Worte verwehten, verhallten in einer anderen Dimension, genau wie die alte weißhaarige Frau. Sie löste sich einfach auf, ähnlich einem Nebelstreif im Wind.
    Nur das Monster war noch da.
    Der Reihe nach blickte es die Menschen an, dann erhob es sich, ließ den Arm mit der Waffe sinken und verschwand wie der Blitz in James Bardens Wohnung. Niemand sah, wie es auf den Spiegel zurannte und darin eintauchte, als wäre die Oberfläche aus Wasser. Minutenlang noch hielt das Entsetzen die Menschen umklammert. Es hatten sich zahlreiche Bewohner eingefunden, und die, die neu hinzugekommen waren und die schrecklichen Szenen vorher nicht mitbekommen hatten, stellten die seltsamsten Fragen.
    Die beiden Frauen hockten auf dem Boden und weinten. Der Schock hatte sie getroffen. Der Vierschrötige lag ebenfalls auf der Erde, stöhnte und hielt sich sein verletztes Knie.
    Und Barry Barden?
    Er starrte ins Leere, die Arme hingen zu beiden Seiten seines Körpers herab, als würden sie gar nicht ihm gehören. Immer wieder schüttelte Barden den Kopf. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam kein Ton aus seinem Mund.
    Schließlich sagte er: »Wir müssen die Polizei anrufen und auch die Mordkommission.«
    »Ja, was ist denn überhaupt los gewesen?« schrie ein Mann. »Sie stehen hier herum, als wäre die Welt untergegangen.«
    Barden blickte den Sprecher an. »Das wäre auch beinahe der Fall gewesen, Mister. Wir haben Glück gehabt, unverschämtes Glück, daß wir nicht tot sind.«
    »War hier ein Irrer?« wollte eine jüngere Frau wissen. Sie hielt eine Zigarette in der Hand und rauchte hastig.
    Barry Barden hob die Schultern und ließ sie mutlos wieder sinken. »Ein Irrer war es nicht, aber ein Dämon – oder ein Teufel.« Die Frau reagierte so, wie die meisten es getan hätten. Sie tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn.
    ***
    Etwa zur gleichen Zeit wurde vier Stockwerke höher eine Frau namens Linda Custer unruhig. Immer wieder blickte sie auf die Uhr. »Verdammt, wenn dieser Kerl nicht bald kommt, ist aber was los«, knurrte sie. »Schließlich muß ich pünktlich zum Dienst erscheinen.« Linda Custer arbeitete in einem Bürohaus als Putzfrau. Sie war bei einem Subunternehmer angestellt, der seine Arbeitskräfte auf Trab hielt. Wer nicht spurte oder pünktlich erschien, wurde entlassen. Es gab genügend Frauen, die auf einen Job warteten.
    Fünf Minuten wollte Linda ihrem Mann noch geben. Wenn er bis dahin nicht da war, wollte sie selbst nachsehen gehen. Immerhin wurde an diesem Abend ein Fußballspiel übertragen. Die Queens Park Rangers spielten gegen den deutschen Verein 1. FC Köln. Und Harry Custer war ein begeisterter Ranger-Anhänger.
    Schließlich hielt es Linda nicht länger aus. Sie verließ ihre Wohnung und stieg in den nächsten freien Lift. Der alte Kilrain, bei dem ihr Mann oft hängenblieb, wohnte im ersten Stock. Bestimmt saß Harry dort wieder und ließ sich vollaufen.
    Der Lift hielt im ersten Stock. Als Linda den langen Flur betrat, wunderte sie sich über die Unruhe, die im Haus herrschte. Erregt diskutierten die Bewohner miteinander. Irgend etwas mußte geschehen sein, was einen allgemeinen Aufruhr zur Folge gehabt hatte. Linda Custer hörte auch von draußen das Jaulen der Polizeisirenen. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, daß die Polizei ein- und ausging. Erst vor drei Wochen hatte jemand aus dem vierten Stock seine Frau und seinen Sohn umgebracht.
    Linda Custer war von Natur aus neugierig. Sie hatte aber jetzt keine Zeit, sich danach zu erkundigen, was genau passiert war. Sie wollte so rasch wie möglich ihren Mann finden.
    Burt Kilrains Wohnung war die letzte auf dem langen Flur. Linda Custer eilte hin und schellte.
    Niemand
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