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Der Fluss

Der Fluss

Titel: Der Fluss
Autoren: Gary Paulsen
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    Brian öffnete die Tür und trat einen Schritt zurück. Drei Männer standen auf dem Vorplatz, alle in dunklen Anzügen. Sie waren groß, aber nicht dick, ihre breiten Schultern verrieten einen durchtrainierten Körper. Einer war etwas hagerer als die beiden anderen.
    »Brian Robeson?«
    »Ja.« Brian nickte.
    Der hagere Mann trat vor und streckte lächelnd die Hand aus. »Mein Name ist Derek Holtzer. Die beiden an deren sind Bill Mannerly und Erik Ballard. Dürfen wir eintreten?«
    Brian hielt ihnen die Tür auf und ließ sie ins Haus. »Meine Mutter ist aber nicht zu Hause …«
    Derek und die beiden anderen blieben im Flur stehen. »Natürlich möchten wir auch mit deinen Eltern spre chen. Aber in erster Linie mit dir. Du weißt doch, wir haben angerufen.«
    Brian schüttelte den Kopf. »Davon weiß ich nichts. Das heißt, ich weiß, dass niemand angerufen hat. Meine Mutter hätte es mir gesagt.«
    »Und dein Vater?«
    »Ach, der lebt nicht hier. Meine Eltern sind geschieden.«
    »Oh, tut mir leid.« Derek wirkte ein wenig verlegen. »Das wusste ich nicht.«
    »So was passiert eben.« Brian zuckte die Schultern. Aber der Schmerz war noch frisch. Kaum anderthalb Jahre waren vergangen und es tat immer noch weh. Er schob den Gedanken beiseite und kam sich irgendwie dumm vor. Hier waren drei Männer im Haus, die er nicht kannte. Sie sahen nicht gefährlich aus, das nicht – aber man konnte nie wissen.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Na, wenn du noch nichts von der Sache weißt, sollten wir vielleicht warten, bis deine Mutter zu Hause ist. Wir könnten ja wiederkommen.«
    Brian nickte. »Wie Sie wünschen … Aber Sie könnten mir auch sagen, worum es eigentlich geht.«
    »Vielleicht sollten wir uns zuerst vergewissern. Du bist doch jener Brian Robeson, der zwei Monate lang allein in den Wäldern Kanadas überlebte …?«
    »Vierundfünfzig Tage«, unterbrach ihn Brian. »Nicht ganz zwei Monate. Ja, das bin ich.«
    »Sehr schön.«
    »Sind Sie etwa von der Presse?« Nach seiner glück lichen Heimkehr war Brian monatelang von Reportern verfolgt worden. Auch nach der Sendung im Fernsehen – ein Kamera-Team fuhr mit ihm hinaus zum See, und er zeigte ihnen, wie er dort gelebt und überlebt hatte – ließen sie ihn nicht in Ruhe. Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender, Buchverlage … Sie alle riefen bei ihm zu Hause an und verfolgten ihn sogar bis in die Schule. Es war nicht leicht gewesen, sich von ihnen zu befreien. Einer hatte ihm sogar Geld geboten: für das Recht, T-Shirts mit seinem Konterfei zu bedrucken. Und eine Textilfabrik beabsichtigte, echte »Brian Robeson Survi val Jeans« auf den Markt zu werfen …
    Seine Mutter hatte versucht, die Dinge in den Griff zu bekommen. Auch sein Vater hatte – am Telefon – gute Ratschläge gegeben. Und jetzt hatte Brian etwas Geld auf der Bank: genug für den Abschluss am College. Der Rummel hatte nachgelassen, und Brian konnte aufat men. Er war jetzt berühmt, und das war an sich nicht schlecht. Aber solange die Kameras ihn verfolgten, als man sogar sein Leben verfilmen wollte, waren die Dinge ein bisschen durcheinandergeraten.
    Er hatte ein Mädchen kennengelernt, Deborah McKenzie, die mit ihm zur Schule ging. Die beiden ver standen sich gut, gingen ein paarmal ins Kino, in die Eis diele – aber bald waren die Spürhunde von der Presse auch hinter Deborah her. Und das war too much . Er gewöhnte sich an, durch die Hintertür aus dem Haus zu schleichen, eine Sonnenbrille aufzusetzen, sich mit Deborah an unwahrscheinlichen Orten zu treffen und geduckt durch die Korridore der Schule zu huschen. Darum war er ganz froh gewesen, als das Interesse an seiner Person nachließ.
    Und da waren sie schon wieder, die Reporter. »Sagen Sie mal, kommen Sie etwa vom Fernsehen oder so?«
    Derek schüttelte den Kopf. »Nein. Ganz und gar nicht. Wir arbeiten im Dienst der Regierung, für ein Überle benstrainingsprogramm.«
    »Ausbilder?«
    Derek schüttelte den Kopf. »Nicht direkt. Bill und Erik sind Ausbilder, aber ich bin Psychologe. Wir arbeiten mit Leuten zusammen, die in die Lage kommen könnten, ge fährliche Situationen überleben zu müssen – weißt du, abgestürzte Piloten zum Beispiel, Astronauten, Soldaten. Solche Leute müssen lernen, mit einfachsten Mitteln zu überleben und sich in Sicherheit zu bringen.«
    »Und was verlangen Sie von mir?«
    Derek lächelte. »Kannst du’s noch nicht erraten?«
    Brian schüttelte den Kopf.
    »Na, kurz gesagt, wir möchten, dass
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