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1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall
Autoren: Jason Dark
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Der Mann mit der Maske drückte ihr die Klinge gegen die dünne Haut. Es hatte sich bereits eine Blutperle gelöst, die nun an ihrem Hals entlang rann.
    »Du wirst jetzt ganz ruhig sein, verstanden?« Der Mann hatte hastig gesprochen, und seine Stimme hatte einen verzerrten Klang besessen.
    Kitty Hanks wusste Bescheid. Es lag alles so klar auf der Hand.
    Trotzdem hatte sie das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein und in einem bösen Traum zu stecken.
    Der Schmerz an ihrem Hals brachte sie wieder zurück in die Realität. Mit weit geöffneten Augen starrte sie in das hässliche Gesicht, das keines mehr war. Nur diese widerliche Maske mit der Schnabelschnauze, deren beiden Hälften aufeinander lagen.
    Da dehnten sich die Sekunden zu kleinen Ewigkeiten. Kitty hörte ihr Herz schlagen wie nie zuvor. Sie fürchtete, dass es sogar ihre Brust sprengen könnte. Der innere Druck sorgte dafür, dass sie kaum noch Luft holen konnte.
    »Alles klar?«
    Kitty deutete ein Nicken an.
    »Ich will Geld, Süße, und du wirst es mir geben. Wenn nicht, schlitze ich deinen Hals auf. So einfach ist das.«
    »Klar«, würgte sie hervor.
    Das Messer verschwand von ihrer Kehle. Kitty bemerkte es kaum, weil der Schmerz auch weiterhin vorhanden war. In ihrem Kopf bewegte sich etwas. Sie ging mit langsamen Schritten dorthin, wo sie hingehen musste. Der Täter befand sich jetzt in ihrem Rücken. Sie hörte nur seinen heftigen Atem, der auch die Schrittgeräusche verschluckte. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken. Sie bestanden nur aus Fragmenten und Bruchstücken, das war alles.
    Sie ging wie auf rohen Eiern. Jeder Herzschlag trieb das Blut in ihren Kopf, und das verdammte Zittern wollte einfach nicht aufhören.
    Ja, sie hatte Feierabend machen wollen, aber sie hatte es nicht mehr geschafft. Der Bankräuber war genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen und hatte zugeschlagen.
    Wehren konnte sie sich nicht. Wäre der Kerl ein paar Minuten später erschienen, dann hätte sich das Geld im Tresor befunden. So aber lag es noch in der Kasse.
    Es war nicht viel. Ein paar Tausend Pfund, auch Euros und Dollars. Aber sie wusste auch, dass schon für weniger Geld gemordet worden war. Die Welt war immer brutaler geworden, und eine kleine Filiale wie diese hier hatte eben nicht den entsprechenden Sicherheitsstandard. Man hatte immer davon gesprochen, Umrüstungen vorzunehmen. Es war nicht geschehen, und nun musste Kitty den Preis dafür zahlen.
    Der Mann blieb ihr dicht auf den Fersen. Sie sah ihn nicht. Sie konnte ihn nur riechen. Seine Kleidung dampfte etwas aus, das nach zahlreichen Gewürzen roch und sich mit dem Schweißgeruch mischte.
    Kitty Hanks stand an ihrem Platz, als ihr ein Leinenbeutel hingeschoben wurde.
    »Einpacken! Alles!«
    »Ja, ja!«
    »Und beeil dich. Ich will hier nicht übernachten!«
    »Schon gut…«
    Die Kassenlade mit dem Geld hatte sie noch nicht abgeschlossen.
    Kitty zerrte sie auf. In den Fächern verteilten sich die unterschiedlichen Geldscheine.
    »Schnell!«
    »Ja, ja…«
    Es war für sie noch immer wie ein Traum. Wie oft hatte sie so etwas in Filmen gesehen. Aber auch bei den Fortbildungen waren die Mitarbeiter darauf hingewiesen worden, wie sie sich zu verhalten hatten. Das war immer so weit weg gewesen, und nun steckte sie selbst in der Situation und schaufelte mit zittrigen Händen die Scheine in den Leinenbeutel.
    Die Messerspitze berührte jetzt ihren Rücken. Sie war auch durch den dünnen Stoff des Pullovers gedrungen, und sicherlich würde sich dort eine Blutperle zeigen.
    Die Scheine fielen in den Beutel. Es klappte alles wie bestellt. Als hätte sie es geübt. Sogar das Kleingeld musste sie einpacken, und sie merkte, dass sich der Mann mit der Maske hinter ihr zuckend bewegte.
    An der Tür blieb alles ruhig. Um diese Zeit tauchten keine Kunden mehr auf. Der Räuber hatte sich wirklich gut informiert.
    »Fertig!« flüsterte sie.
    »Sehr gut.«
    In der Kasse lag tatsächlich kein Schein mehr. Nur ein Rest Kleingeld. Darauf verzichtete der Bankräuber großzügig.
    Er schnappte sich den Leinenbeutel. Sein Atem ging noch heftiger.
    Es war sicher kein Vergnügen, eine Maske zu tragen.
    Kitty Hanks hatte es noch nicht geschafft, einen Blick auf das Gesicht zu werfen. Es war alles zu schnell gegangen.
    »Du wirst dich jetzt minutenlang nicht bewegen!« flüsterte er.
    »Sollte ich etwas anderes erfahren, komme ich zurück. Dann besuche ich dich privat mit meinem Messer…«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    »Sehr
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