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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis
Autoren: Raymond Khoury
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PROLOG
I
    BAGDAD – APRIL 2003
    «Sir, wir haben soeben die Zehn-Minuten-Marke überschritten.»
    Captain Eric Rucker vom 1. Bataillon des 7. Kavallerieregiments sah auf die Uhr und nickte. Er schaute in die Runde; die Gesichter um ihn herum waren schmutzig, angespannt und schweißnass. Es war noch nicht einmal zehn Uhr morgens, und schon brannte die Sonne unerbittlich heiß auf sie herab. Die schwere Schutzkleidung machte die Sache bei 45 Grad im Schatten nicht besser. Aber sie konnten nicht darauf verzichten.
    Die Frist war abgelaufen.
    Zeit für den Angriff.
    Mit unheimlicher Pünktlichkeit schnitt der Gebetsruf von einem nahen Minarett durch die stickige, staubige Luft. Rucker hörte ein knarrendes Geräusch hinter sich und drehte sich um. Eine alte Frau, deren Haar zur Hälfte grau, zur Hälfte hennarot war, beugte sich aus dem Fenster eines Hauses, das dem Ziel gegenüberlag. Sie musterte ihn mit grimmigen, ausdruckslosen Augen und schloss dann den Fensterladen.
    Er ließ ihr einen Augenblick Zeit, um sich weiter hinten im Haus in Sicherheit zu bringen. Dann nickte er seinem XO zu und leitete den Angriff ein.
    Auf dem vordersten Humvee startete eine Mark-19-Granate; sie pfiff über die Straße und legte das Haupttor des Geländes in Schutt und Asche. Die Truppführer stürmten mit knapp zwanzig Soldaten hinein und gerieten sofort unter Beschuss. Kugeln umschwirrten sie, als sie über den Hof ausschwärmten und schnellstens Deckung suchten. Zwei Mann waren zu Boden gegangen, bevor der Rest zu beiden Seiten des Gebäudeeingangs sichere Positionen gefunden hatte. Unmittelbar darauf entfesselten sie ein Sperrfeuer gegen das Haus, damit starke Männer mit mutigen Herzen die Verwundeten auf der Straße einigermaßen in Sicherheit bringen konnten.
    Die Haustür war verbarrikadiert, die Fenster verrammelt. Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten gingen Tausende von Schüssen nieder, ohne dass ein nennenswerter Fortschritt zu verzeichnen war. Ein weiterer Soldat wurde getroffen, als der Wagen, hinter dem er kauerte, von Kugeln aus dem Haus durchsiebt wurde.
    Rucker gab Befehl zum Rückzug. Das Haus war umzingelt. Die Männer, die sich darin aufhielten, würden nicht entkommen.
    Die Zeit war auf seiner Seite.
     
    Wie so oft hatte auch diesmal alles damit angefangen, dass jemand hereinspaziert war.
    An jenem schwülen Frühlingsabend war ein Mann mittleren Alters, der einen zerlumpten Anzug trug und ein schmutziges Tuch um den Kopf gewickelt hatte, auf die Soldaten zugekommen, die das Tor des FOB Camp Headhunter bewachten. Aus Angst, dass jemand bemerken könnte, wie er mit dem Feind gemeinsame Sache machte, sprach er leise und schnell. Die Soldaten hielten ihn hin und riefen einen Einheimischen herbei, den sie als Dolmetscher einsetzten. Der Dolmetscher hörte sich an, was der Mann zu sagen hatte, und riet, ihn auf Sprengstoff zu überprüfen und hereinzulassen. Dann holte er den Camp-Kommandanten.
    Der Mann hatte Informationen über den Aufenthalt einer «verdächtigen Person».
    Die Jagd begann.
    Das Aufspüren des harten Kerns der Saddam-getreuen Ba’athisten hatte oberste Priorität für das amerikanische Militär im Irak. Die «Operation Thunder» war schnell erfolgt, die Stadt war früher und viel leichter als erwartet eingenommen worden, aber die meisten der Bad Guys waren längst geflüchtet. Nur wenige der fünfundfünfzig meistgesuchten Iraker, die auf der Pentagon-Liste standen – nicht das Pik-Ass selbst und auch nicht seine beiden Söhne –, waren ins Netz gegangen oder getötet worden.
    Im sicheren Besprechungsraum der Basis zeigte der fremde Mann sich sehr erregt, als er erzählte. Mehr als erregt. Er hatte Todesangst. Der Dolmetscher wies den Basis-Kommandanten darauf hin, der gab jedoch nicht allzu viel darauf. Ihn wunderte es nicht. Diese Leute hatten jahrzehntelang in einer monströsen und skrupellosen Diktatur gelebt. Einen ihrer Folterknechte zu verpfeifen war kein Spaziergang.
    Der Dolmetscher war nicht so sicher.
    Der Kommandant war enttäuscht, als er erfuhr, dass das Regimemitglied, das der Turbanmann hier ans Messer lieferte, nicht auf der Fahndungsliste des Pentagons stand. Ehrlich gesagt hatte noch niemand von ihm gehört. Man schien überhaupt nichts über den Mann zu wissen.
    Auch der Mann mit dem Turban kannte seinen Namen nicht. Er nannte ihn nur Hakim . Der Arzt.
    Und selbst in der Sicherheit des Basislagers konnte er das Wort nur angstvoll flüsternd aussprechen.
    Er wusste
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