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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Frank Borsch
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    »Frequenzfolger Sinnafoch«, sagte Cedosmo statt einer Begrüßung. Deutlicher konnte er seine Macht nicht ausdrücken als durch diese zwei Worte, ohne jedes formelle Beiwerk. Cedosmo sank auf den Stuhl, die Kriegsordonnanz ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder. »Wo bist du gewesen?«  
    »In der Galaxis der Menschen, der Milchstraße. Wie die Frequenz-Monarchie es mir befohlen hat.«  
    Es war weder die Frage, die Sinnafoch bei seiner Begrüßung erwartet hatte, noch hatte er den Satz gesagt, den er sich während des langen Flugs zurechtgelegt hatte. Dennoch war seine Antwort ohne Zögern gekommen. Sinnafoch war erfahren. Er wusste instinktiv, wann es an der Zeit war, vorsichtig zu sein. Dies war ein solcher Moment. Der Heldenempfang, den er sich ersehnt hatte, würde nicht stattfinden. Er spürte es.  
    »Dir wurde befohlen, das DistributDepot ITHAFOR zurückzuerobern.« Cedosmos Stimme war eisig. »Ja.«  
    »Ist dir das gelungen?«
    »Nein.«
    »Wieso?«
    »Aus einer Vielzahl von Gründen, die ich dir gerne in aller Ausführlichkeit erläutere«, antwortete Sinnafoch. »Aber der wichtigste ist, dass wir die Menschen unterschätzt haben. Sie haben uns zurückgeschlagen.«  
    »Dieses Faktum ist bekannt. Die Frage ist: Wieso kehrst du auf diese Weise nach Hibernation-6 zurück?«  
    Cedosmo musste seine Frage nicht erläutern. Beide Vatrox wussten, was Sinnafochs Pflicht gewesen wäre: sich das Leben zu nehmen, auf dass sein Vamu nach Hibernation-6 zurückkehrte und einen neuen Körper beseelte, in dem der Frequenzfolger den Kampf von Neuem aufnehmen konnte.  
    »Weil ich mich für einen klügeren Weg entschieden habe«, log Sinnafoch. Die Wahrheit war, dass sein Versuch gescheitert war, den Anführer der Menschen, die ITHAFOR besetzt hatten, mit in den Tod zu nehmen. Reginald Bull hatte sich als zu schlau dafür erwiesen. Aber, wie sich am Ende herausgestellt hatte, nicht schlau genug für Sinnafoch. Der Frequenzfolger hatte die vorgebliche Pilgerfahrt durchschaut, zu der ihn der Mensch gezwungen hatte, und war ihm entwischt.  
    »Eine solche Entscheidung steht dir nicht zu!« Die Empörung ließ den alten Frequenzmittler hochschnellen. Der alte Vatrox hätte das Gleichgewicht verloren, wäre die Kriegsordonnanz nicht rasch an seiner Seite gewesen und hätte ihn gestützt. »Du bist ein Diener der FrequenzMonarchie!«  
    »Ja«, sagte Sinnafoch. »Ein Diener, wie du es bist.« Die Wut seines Gegenübers fachte in ihm Trotz an. »Ich bin ein Diener, der der Monarchie bislang achtundzwanzig Leben gegeben hat. Ein guter Diener. Aber nur ein kluger Diener ist ein guter Diener. Ich habe mich zum Schein in die Gefangenschaft der Menschen begeben.«  
    »Das ist unerhört! Wozu soll ein solch törichtes Vorgehen dienen?«  
    Das Kettenhemd der Kriegsordonnanz rasselte, als das gedrungene Wesen sich schüttelte. Als empfinde es Abscheu vor dem, was Sinnafoch gewagt hatte.  
    »Um die Menschen auszukundschaften. Wir haben die Menschen unterschätzt. Dass es ihnen gelungen ist, den PolyportHof KIIRFALK in ihren Besitz zu brin gen, hätte uns eine Warnung sein sollen. Mehr noch, dass sie das Distribut-Depot ITHAFOR eroberten. Aber ihre niedere Depressions-Technologie hat uns in Sicherheit gewiegt. In falscher Sicherheit. Die Menschen sind Gegner, mit denen wir rechnen müssen.«  
    Einige Augenblicke vergingen in Schweigen. »Und was hast du über die Menschen herausgefunden?«, fragte Cedosmo schließlich. »Bringst du die technischen Daten ihrer Kriegsschiffe? Die Koordinaten ihrer militärischen Basen? Die ihrer ökonomischen Knotenpunkte?«  
    »Nein.«
    »Nein? Was hast du dann herausgefunden?«
    »Ich ...« Sinnafoch brach ab. Erinnerungen an die vergangenen Wochen stiegen in ihm auf:
    Der Sturm auf Oxtorne, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Der letzte Blick der sterbenden Oxtornerin, der sich ein gläserner Sporn ins Herz gebohrt hatte. Der Hauch von Weite und Erhabenheit, den er beim Monument des Oxtorners Omar Hawk verspürt hatte. Die schweren Rauchwolken, die über dem Landeplatz der Pilgerschiffe hingen. Das seltsame Schiff der Mehandor, das dem Gerippe eines Tieres geähnelt hatte. Die Mehandor mit dem verkrüppelten Körper, die versucht hatte, ihn zu töten. Seine Wut auf jenen Oxtorner, den er als Gefährten mit sich genommen hätte und der seinem elenden Menschsein verhaftet geblieben war.  
    Sinnafoch hatte unendlich viel über die Menschen gelernt und über sich selbst. Er
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