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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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    Ein Supermarkt! Komische Bezeichnung für einen Laden in unserem kleinen Ort. In einer Großstadt, ja, aber doch nicht hier bei uns. Warum nennt man ihn nicht einfach Kaufhaus, und damit hätte sich die ganze Geschichte?
    Typisch für Paul, so zu denken. Er mochte den sogenannten Fortschritt nicht, trauerte den guten, alten Zeiten nach und dergleichen mehr. Und es konnte kaum überraschen, daß Sam sich dieser Meinung sofort anschloß.
    »Supermarkt in Riesenlettern! Dabei ist dieser protzige Palast doch nichts weiter als ein Haufen von Chrom und Glas. Dazu nimmt eine große Tiefkühlabteilung auch noch den meisten Platz weg. Und der Boss gibt überall damit an. Weiß der liebe Himmel, was uns noch alles bevorsteht!«
    Larry nahm das Ganze mehr von der praktischen Seite. »Mir ist ziemlich gleich, wie sie den Laden nennen, und von mir aus können sie Dutzende von Tiefkühltruhen aufstellen, wenn es ihnen Spaß macht. Tantchen ist es, die mir Kummer macht!«
    Ich kannte Miss Adams, oder »Tantchen«, wie ihre treuesten Stammkunden sie nannten, schon acht Jahre. Es war das erstemal während dieser langen Zeit, daß sie jemandem Anlaß dazu gab, sich zu sorgen. Vielmehr waren wir es gewesen, die ihr schon oft Kummer bereitet hatten. Umsichtig und zuverlässig, und ganz im Gegensatz zu dem Spitznamen, der ihr anhing, hatte sie nie jemandem auch nur für einen Augenblick lang Kummer bereitet. Sie war der ruhende Pol in dem Leben unserer kleinen Gemeinde, und alles andere als etwa das dickliche, geschwätzige, schlampige Tantchen, das einen Kramladen betreibt und neugierig jede Postkarte liest, die ihm in die Finger fällt. Nein, ganz im Gegenteil... freundlich, immer hilfsbereit und klug, war sie eigentlich unser bester Freund. Kaum zu begreifen, daß gerade diese fähige Geschäftsfrau uns plötzlich Sorgen machen würde. Aber genau so war es.
    Nicht etwa, daß sie an einer heimtückischen Krankheit litt. Es handelte sich einfach darum, daß in Tiri ein riesiges, sehr aufwendig ausgestattetes Konkurrenzgeschäft eröffnet worden war, das sich Supermarkt nannte. Und wir fürchteten um Miss Adams’ Geschäft.
    Ich wehrte mich gegen diese Vorstellung. »Niemand würde auf die Idee kommen, nicht mehr bei ihr zu kaufen... nur weil irgend jemand so unverschämt war, direkt gegenüber von Tantchens Laden einen Supermarkt zu eröffnen.«
    Wenn schon ein Supermarkt, dann bitte am richtigen Ort. In der nächsten Stadt bummeln wir gerne durch diese Paläste und kaufen eine Menge Dinge, die wir eigentlich gar nicht brauchen, weil sie als Sonderangebote angepriesen werden. Aber in Tiri legten wir einfach keinen Wert auf einen Supermarkt, der Tantchen ihre Geschäfte erschweren und neu zugezogene Kunden weglocken würde, die die Vorzüge unserer Freundin nie schätzengelernt hatten. Nicht zuletzt bedeutete die Bezeichnung Supermarkt für unseren kleinen Ort eine gräßliche Neuerung.
    Pikiert fuhr Sam fort: »Erst gestern traf ich diesen Burschen Freeman, der den neuen Laden leitet. Er hatte doch tatsächlich die Nerven, mich vor Tantchens Laden anzusprechen. Er sagte, er würde sich freuen, auch mich zu seinen Kunden zählen zu dürfen. Ich sagte ihm klipp und klar, da wäre für ihn nichts drin, aber er schwätzte von den vielen Dingen, die es in seinem Laden zu kaufen gebe, von all den Dingen, die meine Frau und ich uns jemals erträumen könnten. Schön übersichtlich ausgestellt und ausnahmslos mit gut lesbaren Preisen ausgezeichnet. Dann stieß er mich buchstäblich in die Rippen und grinste mich an: >Jede Menge Rindfleisch im Tiefkühlfach, sauber verpackt. Ein nettes kleines Steak ist doch einmal eine angenehme Abwechslung an Stelle des ewigen Einerleis von Hammelfleisch, oder?<«
    »Widerlicher Kerl«, sagte Larry so heftig, daß ich sofort wußte — auch sie machte sich Sorgen. Dann meinte sie mit einem hoffnungsvollen Unterton: »Vielleicht stellt sich Tantchen auch auf Tiefkühlkost um. Schließlich bieten heutzutage die meisten Geschäfte auf dem Lande diese Möglichkeit. Rohteig, tiefgefrorene Erbsen und sogar Fisch. So praktisch.«
    Dann aber, unter dem Druck der Augen ihrer besseren Hälfte, die sie kalt und fragend musterten, fügte sie hastig hinzu: »Obwohl man natürlich durchaus auch ohne Tiefkühlkost leben kann!«
    »Ohne?« wiederholte Paul. »Ich bin da ganz anderer Meinung. Wer hätte denn überhaupt vor zehn Jahren an diese Möglichkeit gedacht? Aber heute betrachtet man doch sogar hier bei uns das
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