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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Frauen zählte und ich nichts riskieren wollte, rückte diese Möglichkeit vorerst in weite Ferne, und ich entschloss mich dazu, stattdessen noch mehr zu labern.
    Das arme Mädchen …
    Heinz, das ist mein Bonusmaterial, und die Geschichte spielt außerhalb meiner Arbeitszeit!
    Jaja, schon gut. Das Hemd wär stolz auf dich.
    Auf der Suche nach einem Gesprächsthema, das wir noch nicht mehrfach durchdekliniert hatten, erinnerte ich mich in meiner Not schließlich an Nici alias »Buffalo Child« und seine Masche mit dem Handgelenk. Also stoppte ich – zufällig vor einer der Bänke –, fasste Nicole mit beiden Händen an den Handgelenken und fragte: »Wie heißt du eigentlich?«
    Sie schaute mich an, als wäre ich ein Depp, der ich auch war, und antwortete: »Weißt du doch. Nicole.«
    Ja, das wusste ich natürlich, aber den Nachnamen, den hatte sie mir noch nicht mitgeteilt. Darum fragte ich sie danach und war erstaunt über die Antwort …

    »Den sag ich dir nicht.«

    Einen Moment lang standen wir so da, ich schaute sie fragend an, sie schaute zurück. Tausendundein Grund rasten durch meinen Kopf, was sie nun dazu veranlasst haben mochte, mir ihren Namen nicht zu verraten. Wollte sie nicht, dass ich sie im Telefonbuch fand? Hatte sie einen Freund oder Ehemann, den ich sonst aus Versehen am Telefon haben könnte? Oder hatte sie schon beschlossen, dass ich einfach zu scheiße war und sie darum am liebsten inkognito bleiben wollte? Hieß sie am Ende gar nicht Nicole? … Verdammt.

    Ich fragte noch einmal, aber wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich will dir meinen Nachnamen nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    Die Antwort überraschte mich: »Weil ich den blöd finde.«
    Ach sooooooo, atmete ich innerlich auf. Das war ja nun kein wirkliches Problem. Sie mochte also ihren Nachnamen nicht, und darum sollte ich ihn schlicht und ergreifend nicht hören. Als könnte mich ein noch so saublöder Nachname davon abbringen, diese Frau zu begehren. Während ich innerlich noch aufatmete, sprach ich äußerlich die Worte: »So ein Unsinn, ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Nachname so doof ist.«
    »Doch« sagte Nicole, und sie sah dabei wirklich ziemlich ernst aus: »Ich find meinen Nachnamen echt scheiße. Der klingt furchtbar, und ich wollte nie so heißen, hätte ihn am liebsten schon als Kind geändert.«
    Ich runzelte die Stirn und erging mich in einer weiteren Floskel. Sie wendete sich ab und antwortete sinngemäß entsprechend den obigen Argumenten. So ging es eine Weile hin und her, denn jetzt wollte ich natürlich erfahren, wie dieser unglaubliche Name wohl lauten könnte.
    Doch Nicole blieb hart. Im Gegenteil, je mehr ich bohrte, desto härter blieb sie sogar, und ich merkte bald, dass meine Felle nicht nur davonschwammen, sondern geradewegs von einer ganzen Sturmflut Richtung offenes Meer gespült wurden. Trotzdem konnte ich nicht aufhören nachzufragen. Ich wollte nicht aufgeben und ich wollte ihr natürlich auch beweisen, dass ihr Name – egal, wie bescheuert er auch war – bei mir auf keinen Fall den Effekt haben würde, den sie von vielen anderen Menschen offenbar gewohnt war.
    Inzwischen war es dunkel geworden, Nicole war kalt, aber sie war so genervt von meiner Fragerei, dass sie meine angebotene Jacke kühl ablehnte und sich anschickte, den Weg hinunter zum Marktplatz zu gehen, ohne wirklich auf mich zu warten. Ich hatte sie also genervt und verletzt, obwohl ich das Gegenteil bezweckt hatte – oder genau deswegen.
    In meiner Hilflosigkeit rief ich ihr hinterher: »Meine Fresse, was soll denn das jetzt! Wie schlimm kann dein Nachname schon sein, solange du nicht Kratochwil heißt, oder … oder …«
    Ich stockte, denn Nicole war plötzlich stehen geblieben. Ganz langsam drehte sie sich zu mir um und schaute mich an. Dann sprach sie sehr leise: »… du hast in meinen Pass geschaut …«
    Ich hatte nicht nur nicht in ihren Pass geschaut, sondern auch im ersten Moment überhaupt nicht begriffen, was eigentlich passiert war. Doch dann dämmerte mir in dräuender Düsternis, dass ich gerade in diesem Moment den wahrhaft größten Zufall meines gesammelten Daseins bisher und in Zukunft erlebt hatte. Ich hatte den nächsten halbwegs albernen Namen ausgesprochen, der mir in den Sinn gekommen war, und genau das war ihr Nachname.

    Die arme Nicole stand völlig unter Schock. Hatte sie vielleicht bislang noch annehmen können, dass ihr Name eventuell doch nur für sie und im ärgsten Fall noch in
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