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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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anzuhalten.
    Wie meinst du das genau?
    Wie ich es sage.
    Wir drei Bankräuber sprengen im Galopp in die Stadt, die anderen halten an der Bank, ich aber nicht. Um mich rum an die 2000 Zuschauer, vor mir stehen sie in mehreren Reihen hintereinander, die Kinder ganz vorn, und mein Pferd will nicht anhalten. Da hab ich die Panik gekriegt, die Zügel angezogen und das vermutlich ein bisschen zu abrupt. Daraufhin ist das Laterndl stehen geblieben.
    Du aber nicht.
    Nein, ich bin sozusagen weitergeritten.
    Kurz vor der ersten Zuschauerreihe, vielleicht zwei Meter vor dem ersten dicken Kind mit seinem Eis, bin ich dann in den Boden eingeschlagen. Direkt neben ein offenes Whiskeyfass, das wir als Abfalltonne hingestellt hatten. Wenn ich da drin gelandet wäre, hätt ich mir mehrere Knochen gebrochen. Oder dem Kind, wenn ich auf dem gelandet wär. Also war ich im Nachhinein ganz froh, wie es gelaufen ist.
    Ich hör noch, wie der Undertaker das Ganze mit einem Witz überspielt und über sein Mikro sagt: »Da können wir jetzt ein paar Schubkarren voll Sand hinfahren, bis wir das Loch wieder zugeschüttet haben.« Und 2000 Menschen lachen, weil sie denken, das wäre Teil der Show. Meinen nächsten Satz allerdings haben sie auch gehört, und der war dann weniger lustig. Ich war in dem Moment nur saumäßig wütend auf das Viech, bin aufgesprungen und hab gebrüllt: »Geh her, du dreckada Heidda, i schdich di obb!« [2]  
    Zumindest die Zuschauer aus Bayern werden das verstanden haben.
    Ja, und meine Tochter, die Bianca. Die hat dann so Angst um das Pferd gehabt, dass sie es ein paar Wochen lang in einen anderen Stall gestellt hat.
    Vielleicht, weil sie nicht wollte, dass du Pferdesalami für die Trading Post draus machst.
    Ich war drauf und dran … und grün und blau.
    Hattest du dich verletzt?
    Spring du einmal in vollem Galopp von einem Pferd, und dann frag ich dich noch mal.
    Nein danke, hab’s schon kapiert.
    An der Hüfte war irgendwas abgesplittert, und das hatte sich dann eingekapselt. Ich war grün, schwarz und lila an der Seite bis runter zum Knie, wie ein Regenbogen. Und als dann mein Geburtstag war, wo die Brasilianerin aus der Torte gesprungen ist …
    Ich erinnere mich. Das ist Kapitel 21.
    Genau …
    … da wollten dann alle, dass ich mit ihr Samba tanze. Und ich hab immer gesagt: »Ich kann nicht, mir tut alles weh von dem Sturz.« Aber natürlich hat mir keiner geglaubt. Also bin ich dann rauf auf die Bühne, hab die Hose aufgeknöpft und runtergelassen. Dann war alles klar.
    Oh … okay. Das ist vielleicht ein ganz guter Schluss für dieses Kapitel.
    Ich glaub, da gibt’s auch ein Foto, wo ich …
    NEIN. Ich meine … passt schon. Danke. Lass uns jetzt wieder wechseln.
    Von mir aus.

    ---

    Danke. Also, Heinz, wir waren gerade beim Ende von No Name City, was man ja durchaus auch als den Anfang von etwas Neuem bezeichnen könnte.
    Ja, ich hatte parallel schon daran gearbeitet, einen mobilen Westernsaloon zu bauen: den Red Grizzly Saloon. Und als No Name City dann pleiteging, zogen die besten Leute mit mir los.
    Der Anfang vom Ende war in No Name City eigentlich eingeläutet, als die Brauereien nicht mehr lieferten. Ein Freizeitpark ohne Getränke ist nicht denkbar und ein Saloon ohne Bier erst recht nicht. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mir Long John erzählte, wie sie in voller Cowboymontur in den nahe gelegenen Supermarkt einfielen, um Cola zu kaufen, weil auch die aufgrund der ausstehenden Zahlungen nicht mehr geliefert wurde. So starb No Name City einen unrühmlichen und letztlich unnötig frühzeitigen Tod.
    Aber den Traum einer authentischen Umgebung für Westernfreunde hatte Heinz nicht aufgegeben, und so fand ich mich nach meinem Intermezzo als geschniegelter, gestriegelter und meiner langen Haare beraubter TV-Moderator für den Disney-Konzern plötzlich wieder in vertrauter Umgebung …

Kapitel 48: Hey, Red Grizzly growl
oder: Ein Westernzirkus in Deutschland
    Von Tommy Krappweis
    I ch kann mich nicht erinnern, dass ich bis dato bei irgendwas so viel Spaß hatte wie bei den Veranstaltungen mit der fahrenden Westernstadt mit Namen »Red Grizzly Town« vom Heinz Bründl. Wir standen auf der Americana in Nürnberg, neben Sportgeschäften, auf Messen quer durch Deutschland und für mehrere Monate im Hansapark an der Ostsee, wo ich zum ersten Mal die komplette Stuntshow choreographieren durfte.
    Ich hatte zu Hause ein aufwendiges Playback mit orchestraler Musik aus dem Soundtrack von
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