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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Bonuskapitel enthalten war, das nicht so hundertprozentig zur Campingthematik passte, hab ich mir gedacht, dass ich das jetzt einfach zur Tradition erkläre. Also viel Spaß mit der nun folgenden Geschichte …

    Wie heißt du?
    Oder: Der größte Zufall meines Lebens

    Der Red Grizzly Saloon stand auf einer Messe in Braunschweig mit dem klingenden Namen »Harz & Heide«. Diese Messe gibt es seit dem Jahr 2008 nicht mehr, weil die Besucherzahlen stetig abgenommen hatten. Als wir dort mit unserem mobilen Saloon standen, war dieses Problem noch nicht abzusehen. Ich war irgendwas zwischen 20 und 22 Jahren alt und im Saloon angestellt als eine launige Mischung aus Prügelknabe, Stuntman, Comedian und gelegentlicher Taschendieb.
    In letzterer Funktion stahl ich eines schönen Tages einer der hübschesten Frauen auf dem gesamten Erdenrund die Brieftasche. Gemäß dem Ablauf dieser Nummer wurde ich dann auf der Bühne auf den Kopf gestellt und dabei fielen mir unzählige Portemonnaies, Zigarettenschachteln, Feuerzeuge und Schlüssel aus allen möglichen und unmöglichen Taschen, Socken und Ärmeln. Beim reumütigen Zurückgeben des Diebesguts, an dessen Ende immer die chaotische »Lynchnummer« stand, erhaschte ich einen Blick des Mädchens und war sofort hin und weg.
    Erstaunlicherweise schien sie trotz meiner Rolle als Depp vom Dienst auch irgendwie an mir interessiert zu sein, denn sie suchte immer wieder Blickkontakt, lächelte, so dass mir fast das Herz zersprang, und blieb tatsächlich bis zum Ende, als die Messe die Pforten schloss. Ich erfuhr, dass ihr Name Nicole war, und sie stellte in verheißungsvolle Aussicht, eventuell morgen wieder zu kommen, wenn sie jemand finden würde, der ihren Hund sitten könnte.
    In der Nacht schlief ich unbequem. Mein Blut kochte, die Lenden pochten, und ich war insgesamt schon arg Sturm-und-drangig aufgeladen.
    Nach einer anstrengenden Nacht, in der ich nur auf der Seite oder auf dem Rücken geruht hatte – an Schlaf war gar nicht zu denken –, sprang ich in meine Westernklamotten und verbrachte die ersten Shownummern des Tages im Wesentlichen damit, Richtung Schwingtüre zu starren.
    Und tatsächlich, so in etwa gegen 15:00 Uhr kam sie tatsächlich herein. Die Zeit stand still, ein Windzug ließ ihre Bluse spielerisch um ihre atemberaubenden Kurven flattern … ich biss mir auf die Lippen und versuchte, der unbändigen Versuchung zu widerstehen, sie sofort an mich zu reißen. Ich rannte auf Nicole zu, hechtete über einen Tisch, rollte mich ab, stand auf und … riss sie an mich.
    Natürlich rein professionell, so aus Showgründen.
    Nicole lachte und blieb abermals den ganzen Nachmittag.

    Am dritten Tag war es dann so weit. Sie war wiedergekommen, wieder geblieben, und es schien mir nun einigermaßen sicher, sie zu fragen, ob wir vielleicht nach meinem Arbeitstag im Saloon … Sie willigte ein und lächelte so, dass mir schwindelig wurde.

    Wir trafen uns auf irgendeinem Platz in Braunschweig und aßen irgendwo draußen irgendetwas, das so aussah wie eine Pizza und höchstwahrscheinlich auch eine solche war. Ich weiß es nicht mehr, denn ich war beschäftigt damit, Nicole anzustarren, als wäre ich der Das Hemd persönlich. Hätte ich ein Glasauge gehabt, ich hätte es laufend rausgeholt. Wäre ich Pierre Bento gewesen, ich hätte von meiner Zeit am Hochseil erzählt, als Nello hätte ich vom Bogenschießen gefachsimpelt und irgendwas auf der Flöte gespielt, als Long John ihr den kompletten Inhalt des sargförmigen Flachmanns eingeflößt, als Mehmet das Lied von »Aslan Dschinotrii« vorgetragen, und hätte es mich irgendwie weitergebracht, ich hätte auch Kaninchen an die Decke genagelt, auf die Feuerwehr geschossen und hier auf dem Marktplatz in Braunschweig eine Erdhütte ausgegraben, um darin mit dieser Frau zu »Indian Girl« zu tanzen, bis Toni Nugget die Polizei in Poing davon überzeugt hätte, ihn als County Marshall einzusetzen.
    Stattdessen schlug Nicole vor, wir könnten doch zahlen und dann ein bisschen spazieren gehen. Schon bei der Silbe »biss…« war ich Feuer und Flamme für den Vorschlag, riss mein Portemonnaie heraus, warf dem Kellner irgendwelche Scheine entgegen und zog mit Nicole von dannen.

    Das Nächste, an was ich mich erinnere, ist irgendein Weg, der bergauf geht. Das weiß ich deswegen noch, weil alle naselang Bänke dazu einluden, sich zu setzen und hemmungslos aneinander herumzufummeln.
    Nachdem Nicole aber eher zu den schüchternen
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