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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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aber so richtig passiert ist eigentlich erst in den letzten zwei Jahrzehnten was.
    Die Genehmigung sogenannter Indianerkasinos etwa wirkte sich auf die Wirtschaftslage der Indianer positiv aus. Seit 1998 dürfen Indianer in Amerika auf ihrem Stammesterritorium Glücksspielkasinos betreiben, die nicht vom Staat kontrolliert werden. Natürlich muss man auch das kritisch sehen, aber die USA sparen sich so große Summen, die vorher als soziale Unterstützung geleistet werden mussten, und die indigenen Völker haben die Gelegenheit, sich wirtschaftlich selbst zu versorgen. Allein im Jahr 2007 betrieben 230 Stämme insgesamt 425 Kasinos in 28 Bundesstaaten und nahmen dabei 26,5 Milliarden Dollar ein.

    Das Verrückte ist, dass bei uns in Deutschland durch Karl May und seinen »edlen Wilden«, Winnetou, die Indianer einen ganz anderen Stellenwert eingenommen haben und vor allem damals viel positiver wahrgenommen wurden als in Amerika. Manche in Deutschland lebenden Indianer wurden ja richtiggehend als Helden verehrt, und wir haben das in No Name City auch gespürt.
    Ich weiß noch gut, wie ein junger Mann mal zu uns in die Westernstadt kam und im Schlepptau eine hübsche junge Frau indianischer Abstammung hatte. Die hatte er auf einer USA-Reise in South Dakota kennengelernt. Ein paar Wochen später schickte er ihr ein Flugticket, damit sie ihn in Deutschland besuchen kam, was sie dann auch tat.
    Da er witzigerweise in Poing wohnte, dachte er sich, es wäre doch vielleicht für seinen Besuch ganz nett, Europas authentischste Westernstadt zu besuchen.
    Du hast erzählt, sie war gar nicht so arg bewandert in der ganzen Indianersache.
    Ja, gar nicht, die war ganz baff, dass ich ihr so viel von ihrer eigenen Herkunft erzählen konnte.
    Und dass alle so nett zu ihr sind.
    Genau, nicht nur wegen ihrem Aussehen, sondern einfach, weil sie indianisch war. Und das war für sie natürlich unglaublich.
    Man muss das vielleicht etwas deutlicher in Relation setzen, damit man ihr Erstaunen besser nachvollziehen kann. Zu Hause in Sturges hatte man sie oft mit Steinen beworfen, und in Deutschland hob man sie in einer nachgebauten Westernstadt auf einen Sockel.
    Natürlich war das auch nicht richtig, denn sie war ja genauso ein Mensch wie du und ich. Aber wenn jemand in seiner Heimat so behandelt wurde, dann darf der oder die sich gerne hier in Deutschland auf einem Sockel davon erholen, finde ich.
    Sie hat doch dann später bei uns gearbeitet, im Erdhaus.
    Logisch, der Nici hat sie gleich vereinnahmt und musste ihr dann erst einmal das Tanzen beibringen. In der nächsten Saison kam sie dann zu uns.
    Eine Indianerin, die in Deutschland indianische Tänze lernt …
    Ja, schon verrückt.
    Eigentlich ist es sogar noch verrückter, denn die Indianer in den USA führen im Allgemeinen mehr so eine Art Showtanz vor. In Deutschland legt man viel mehr Wert auf historische Richtigkeit, es muss immer alles einem gewissen Anspruch genügen, denn man will ja was lernen. Das nervt zwar manchmal auch ein bisschen, aber in dem Fall find ich das natürlich gut. Also lernte die Indianerin in Poing bei München in einer Mandan-Erdhütte die uralten Tänze ihres Volkes von einem Cherokee-Choctaw-Indianer namens Buffalo Child.
    Und keiner schmiss mehr mit Steinen nach ihr.
    Nein, aber Applaus bekam sie, und alle wollten Fotos mit ihr machen.
    Sehr schön.
    Ja, das hat sie auch gesagt. Im kommenden Jahr hat sie dann sogar einen Freund mitgebracht. Der war Apache.
    Komm mit, die sind alle verrückt nach Indianern!
    Ohne Schmarrn, ich denke mal, so ähnlich wird sie ihm das verkauft haben. Weil’s ja auch stimmte.
    Ich weiß es noch wie heute: Irgendwann unterhielten wir uns über ihre Familie und ihre Herkunft. Und dann sagte sie doch glatt so beiläufig, ihre Urgroßmutter sei verwandt gewesen mit Crazy Horse.
    Und Crazy Horse ist natürlich der Indianer schlechthin, wie soll man sagen … also der »Widerstands-Indianer«.
    Der Gegner von General Custer am Little Bighorn!
    Richtig, 1876. Der war das. Custer hatte ein Dorf angegriffen, Crazy Horse schlug den Angriff zurück, ritt ihm nach und rieb die Truppe am Little Bighorn komplett auf.
    Und mit dem ist sie verwandt?
    Ehrlich gesagt, war ich zuerst schon sehr skeptisch, aber dann hat sie mir ihren Stammbaum mitgebracht, und es gab keinen Zweifel: Vor mir stand ein Nachkomme von Crazy Horse.
    Und so ein ansehnlicher Nachkomme.
    Hübscher als der Crazy Horse auf jeden Fall.
    Eines Tages musste sie dann
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