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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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    „Ja, ja. Jetzt komm endlich.“ Gordon winkte eilig mit seiner Hand, bemerkte aber die Unsicherheit seines neuen Freundes. „Allein unser aufrichtiger Glaube an unseren Schöpfer, der uns alle geschaffen hat und uns so liebt wie wir sind, rechtfertigt unser Tun. Auch wenn nicht alles einen Sinn zu haben scheint; das hier hat sehr wohl einen!“, redete er eindringlich auf Christian ein und schaute ihm dabei tief in seine zweifelnden Augen. Christian war kein besonders gläubiger Mensch, aber die Möglichkeit, dass dieses Homo-Gen tatsächlich die Verantwortung für seine Eigenart hatte, trieb seine wackeligen Beine ungemein an. Er konnte und wollte nicht daran glauben. Vor einigen Tagen machte dieses Gen, welches angeblich für die Homosexualität verantwortlich sein soll Furore. Ein Wissenschaftler von Sentic kam damit in die Schlagzeilen jeder Zeitung. Die Gemeinschaft der Schwulen und Lesben wurde dadurch kräftig erschüttert.

     
     
    Noch immer wirkte Christian zögerlich, trat aber doch in das Labor ein. Da er weder ein Schuljunge noch ein Weichling war, wollte er seiner Angst Herr werden, indem er mehrmals eine Faust zusammenballte und seine spitzen Nägel in die Handballen schmerzlich eindrückte.

     
     
    Die beiden anderen Teammitglieder gingen voraus. Es waren Freunde von Gordon, die gemeinsam mit ihm der Untergrundorganisation angehörten. Christian hatte sie noch nie gesehen, aber für den Zeitraum der gemeinsamen Sache, kamen sie ihm wie Freunde vor. Der Eine hatte schwarzes halblanges Haar, dunkle Augen und Grübchen. Er war etwa Christians Alter. Der Andere hatte ein Allerweltsgesicht, war etwas hohlwangig und trug eine Brille. Beide hatten sich dem jungen Modedesigner nur kurz vorgestellt. Erhard und Lenz. Außer, dass sie ebenfalls schwul waren und beim Anschlag mitmachten, wusste Christian nichts weiter über sie. Sie hatten nun eine Karte in der Hand, von welcher sie offensichtlich den Weg ablasen. Außerdem trugen sie Rucksäcke. Gordon war der Dritte im Bunde. Auch er hatte einen kleinen schwarzen Rucksack dabei. Lediglich Christian trug keine Tasche. Er sollte nur den Schmieresteher spielen.

     
     
    Plötzlich blieben alle stehen.

     
     
    „Gleich hier um die Ecke sitzt der Wachmann mit seinen Kameras. Wir müssen ihn ausschalten“, flüsterte Gordon zu Christian.

     
     
    Christian wollte protestieren, kam aber nicht mehr dazu. Erhard und Lenz schlichen um die Ecke. Man hörte einen lauten Knall und ein Stöhnen. Als Christian und Gordon dann herantraten, lag der Wachmann bereits bewusstlos am Boden.

     
     
    Der junge Modedesigner war erschüttert von so viel Rohheit. Er selbst hatte vor seiner eigenen körperlichen Kraft niemals Gebrauch gemacht. Ein tragischer Augenblick in seiner Vergangenheit hatte sich stark in sein Gedächtnis geprägt und ließ keinerlei weitere Handgreiflichkeiten zu. Damals hatte er unabsichtlich einem Gegner eine größere Verletzung zugefügt. Das Opfer musste genäht werden und war tagelang krank geschrieben. Gordon nahm dem Wachmann die Schlüssel ab und dann zogen sich alle drei schwarze Skimützen auf.

 
     
     
    „Du bleibst hier und warnst uns, wenn jemand kommt. Drücke diesen Knopf bei Gefahr und dann verschwinde hier. Ansonsten kommen wir dich wieder hier abholen“, befahl Gordon und gab seinem Freund eine Art Fernbedienung.

     
     
    Christian nickte mit aufgerissenen Augen und stellte sich hinter die Monitore der Überwachungskameras, welche in allen Räumen und Gängen an den Decken postiert waren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und schnürte diesen immer mehr zu, so dass er nur noch kleine Atemzüge nehmen konnte.
    Gordon und sein Team gingen den Gang entlang und verschwanden hinter einer Tür.

     
     
    Es kam Christian fast so vor, als beobachte er kleine Figuren in einem Aquarium so dick und gewölbt war das Glas der Bildschirme. Auf den Monitoren sah er, dass sich die Drei in das Labor pirschten und dort alles verwüsteten. Dann ging Gordon in das Büro. Er öffnete seinen Rucksack und holte einen Sprengsatz heraus. Diesen postierte er direkt auf dem Schreibtisch. Christian traute seinen Augen nicht. Offenbar war ihm bis jetzt nicht klar gewesen, welches Ausmaß dieser Anschlag haben sollte.

     
     
    Die anderen beiden Männer verteilten inzwischen überall Benzin in den übrigen Räumen. Dann liefen sie alle zurück. Wieder bei Christian angekommen, fasste Gordon ihn an der Schulter. Sein Blick war hektisch und er
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