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Bleib bei mir – bleib in Sydney

Bleib bei mir – bleib in Sydney

Titel: Bleib bei mir – bleib in Sydney
Autoren: Emma Darcy
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1. KAPITEL
    Das Flugzeug setzte sanft auf der Landebahn auf. Leigh Durant entspannte sich und öffnete die Augen. Sie war zurück. Eine sichere Landung ... vermutlich das einzig Sichere für sie an dieser Reise.
    Von ihrem Fensterplatz aus konnte sie sehen, dass die Wettervorhersage für Sydney richtig gewesen war. Botany Bay war in Regen und Dunkelheit getaucht.
    Es war eine dunkle und stürmische Nacht.
    Leigh fragte sich, ob sie mit ihrer Rückkehr nach Hause einen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnen oder lediglich den Abschnitt beenden würde, der mit ihrer Geburt vor vierundzwanzig Jahren begonnen hatte.
    Seit die Medien die Nachricht von Lawrence Durants tödlichem Herzinfarkt verbreitet hatten, hatte sich in ihr die Hoffnung geregt, dass ihr langes, einsames Exil nun endlich vorüber sein würde. Doch sie konnte sich in nichts sicher sein, was ihre Familie betraf. Nur eines stand fest: Der Mann, der ihrer aller Leben so grausam dominiert hatte, war tot. Und Leigh wollte ihn beerdigt sehen - ein für alle Mal. Danach ...
    Nun ja, sie würde ausloten, ob es möglich war, eine neue Beziehung zu ihrer Mutter und ihren Schwestern aufzubauen. Vielleicht wollten sie ja gar nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    Immerhin war es sechs Jahre her, seit sie, Leigh, davongelaufen war ... geflüchtet vor der schmerzlichen Erkenntnis, dass sie nie wirklich zu dieser Familie gehört hatte und nie dazugehören könnte, solange Lawrence Durant lebte. Vielleicht würde niemand sie willkommen heißen und die große Leere in ihrem Leben nie gefüllt werden.
    Instinktiv wehrte Leigh sich gegen diese trostlose Aussicht. Lawrence war nicht länger da, um das Verhalten der anderen ihr gegenüber zu beeinflussen ... das Verhalten gegenüber der Tochter, die nicht seine Tochter war, dem Kuckuck in seinem Nest, dessen Existenz er gehasst hatte. Ihre Mutter und ihre Schwester waren jetzt von seinem tyrannischen Einfluss befreit, so dass es eine Chance geben musste, sie, Leigh, wieder mit ihrer Familie zu vereinen.
    Das Flugzeug war zum Stillstand gekommen. Leigh löste den Sicherheitsgurt und erhob sich mit den anderen Passagieren, um ihr Handgepäck zu holen. Seufzend reckte sie die steifen Glieder. Es war eine lange Reise gewesen - gestern der Flug von Broome nach Perth, wo sie einen Zwischenstopp eingelegt hatte, um sich etwas Passendes zum Anziehen zu kaufen, dann heute Nachmittag der Flug quer über den australischen Kontinent von Perth nach Sydney.
    Die Passagiere bewegten sich langsam den Mittelgang hinunter auf den Ausgang zu. Als Leigh in den Bereich der ersten Klasse gelangte, fiel ihr Blick zufällig auf eine Zeitung, die vergessen auf einem der Sitze lag. Das Foto des Mannes auf der Titelseite versetzte ihr einen Stich.
    Richard. Richard Seymour.
    Ohne zu überlegen, griff sie nach der Zeitung und betrachtete das Abbild des Mannes, der ihr Leben als Teenager so quälend mitbestimmt hatte.
    "Gehen Sie weiter", rief jemand ungeduldig.
    "Sie halten alles auf, Miss", sagte der Mann hinter ihr etwas freundlicher.
    "Entschuldigung ..." Errötend eilte sie weiter und betrat den Bordtunnel immer noch mit der Zeitung in der Hand. Insgeheim schwor sie sich, die Zeitung im Flughafengebäude in den nächsten Ab fallkorb zu werfen.
    Richard Seymour. Er war in verschiedenen Artikeln über Lawrence Durants unerwarteten Tod erwähnt worden ... der Mann, der jetzt dem gewaltigen Finanzimperium vorstand und die Wogen an der Börse glättete, der Mann, den sich der große Magnat zu seinem Kronprinzen herangezogen hatte, Lawrence Durants Protegé und rechte Hand. Aber keiner dieser Artikel hatte ein Foto von ihm enthalten.
    Der Anblick seines Gesichts nach so langer Zeit war Leigh unter die Haut gegangen und hatte - wie früher - eine Flut von widersprüchlichen Gefühlen in ihr ausgelöst. Kindisch!
    tadelte sie sich ärgerlich. Denn eines war gewiss: Sollte dies wirklich der Beginn eines neuen Lebensabschnitts für sie werden, dann hatte er keinen Platz darin. Es gab für Richard Seymour keinen Grund, sich noch weiterhin mit der Familie Durant abzugeben. Er hatte jetzt erreicht, was er wollte, stand ganz oben an der Spitze und war nur noch den Aktionären Rechenschaft schuldig.
    Entschlossen betrat Leigh das Flughafengebäude und warf die Zeitung mitsamt dem Foto des Mannes, an den sie keinen Gedanken mehr verschwenden wollte, in den nächstbesten Abfallkorb. Natürlich würde sie ihm morgen bei der Beerdigung begegnen. Sein Erscheinen dort war
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