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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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Prolog
    Normalerweise gibt es nur zwei Möglichkeiten, Öl unter dem Meeresboden zu entdecken und von dort zu fördern. Die erste, die hauptsächlich für die Suche nach neuen Ölquellen eingesetzt wird, ist ein Schiff mit Selbstantrieb, das manchmal eine ganz beachtliche Größe hat. Abgesehen von dem hoch in den Himmel ragenden Bohrturm ist es von einem Hochseefrachter nicht zu unterscheiden. Das Schiff fährt jeweils dorthin, wo sich seismologischen und geologischen Untersuchungen zufolge Öl befinden kann, und nimmt an diesen Stellen Bohrungen vor. Obwohl die technischen Vorgänge hochkompliziert sind, haben die Schiffe inzwischen eine bemerkenswerte Erfolgsquote erreicht. Aber sie haben zwei große Nachteile: Obwohl sie mit der modernsten Ausrüstung versehen sind – einschließlich unter dem Bug montierten Propellern –, haben sie große Schwierigkeiten, bei schwerer See ihre Position zu halten, und bei ernsthaft schlechtem Wetter muß die Arbeit eingestellt werden.
    Für die Ölbohrungen und die Förderung selbst ist fast überall das sogenannte ›Jack-up-System‹ in Gebrauch. Es handelt sich dabei um eine Plattform, auf der sich der Bohrturm, Kräne, ein Hubschrauberplatz sowie die verschiedenen Räume und Unterkünfte befinden und die mit fest verankerten Beinen auf dem Meeresboden steht. Unter normalen Bedingungen hat sich diese Lösung gut bewährt, aber wie die Kundschafterschiffe hat auch sie ihre Nachteile: Sie ist nicht beweglich und wird jeweils zu ihrem Standort gezogen; die Arbeit muß ferner bereits bei nur mäßig schwerem Seegang eingestellt werden, und die Plattform ist nur in vergleichsweise seichtem Wasser zu gebrauchen – das tiefste ist die Nordsee, wo auch die meisten dieser künstlichen Inseln zu finden sind. Sie stehen in etwa hundertfünfunddreißig Meter tiefem Wasser, und die Kosten, die eine Verlängerung der Standbeine verschlingen würde, wären so hoch, daß die Ölförderung unwirtschaftlich würde. Es gibt allerdings in Amerika Pläne für eine Plattform mit zweihundertvierzig Meter langen Beinen, die einmal vor der kalifornischen Küste verankert werden soll.
    Als einen weiteren Nachteil des ›Jack-up-Systems‹ muß man auch noch den Risikofaktor anführen – in der Nordsee sind schon zwei Bohrinseln verschwunden. Die Ursachen für die beiden Unglücke wurden nicht klar dargelegt, aber es wird – und wohl nicht ohne Grund – vermutet, daß eines oder mehrere der Standbeine von der Konstruktion, der Bauweise oder dem Material her fehlerhaft waren.
    Und schließlich gibt es noch einen dritten Typ von Bohrinsel. Seine technische Bezeichnung lautet TLP für ›tension leg drilling/production platform‹. Als ich diese Geschichte schrieb, gab es auf der ganzen Welt nur eine einzige von dieser Sorte. Die Plattform, das Arbeitsareal, war so groß wie ein Fußballfeld – wenn man sich ein dreieckiges Fußballfeld überhaupt vorstellen kann, denn die Plattform wurde von einem Dreieck mit drei gleichlangen Seiten gebildet. Das Deck war nicht aus Stahl, sondern aus einem speziellen, für diesen Zweck von einer holländischen Bohrschiff-Reederei entwickelten Eisenbeton. Die Stützen dieser massiven Plattform waren in England entworfen und konstruiert worden und bestanden aus drei riesigen Stahlbeinen. Sie waren jeweils unter den Spitzen des Dreiecks montiert und durch eine ganze Anzahl horizontal und diagonal angebrachter Hohlzylinder miteinander verbunden. Diese Kombination gewährleistete eine solche Schwimmkraft, daß die Plattform nicht einmal von den höchsten Wellen erreicht werden konnte.
    Von den Enden der gigantischen Stahlbeine gingen jeweils drei Stahltrossen aus, die von drei riesigen Ankern am Meeresboden festgehalten wurden. Starke Motoren konnten diese Trossen je nach Wunsch heben oder senken, so daß die Anker bis in eine Tiefe hinabreichten, die zwei- oder dreimal so groß war wie bei den modernsten feststehenden Bohrtürmen. Das bedeutete, daß von dieser Bohrinsel aus weit draußen auf dem Kontinentalsockel gearbeitet werden konnte.
    Aber die TLP hatte noch andere beträchtliche Vorteile. Infolge ihrer großen Schwimmkraft standen die Ankertrossen unter ständiger Spannung, und diese Spannung bewirkte, daß die Plattform nicht schwankte und rollte. Deshalb konnte die Arbeit selbst bei schweren Stürmen fortgesetzt werden, bei denen auf jeder anderen Bohrinsel die Arbeit eingestellt werden mußte.
    Außerdem war die TLP auch noch immun gegen Seebeben. Und
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