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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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du je daran gedacht, mich das zu fragen?«
    Sie errötete verlegen. Er hatte recht. Sie hatte ihn tatsächlich nie gefragt, wie es ihm damit gehen würde, wenn er sich den möglichen Folgen ihrer Ehe stellen müsste. Die Gefahren waren ihr so klar gewesen, dass sie ihn einfach vor vollendete Tatsachen hatte stellen wollen. Ganz fair war das nicht gewesen.
    Doch gleich darauf schüttelte sie diese Zweifel wieder ab. Sie bildete sich diese Gefahren ja nicht nur ein, sie bestanden nach wie vor. Einer von ihnen musste vernünftig genug sein, entsprechend zu handeln. Beflissen überhörte sie die kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr vorwarf, dass ihr Drang zu fliehen, nicht nur auf ihre Angst vor dem Aberglauben zurückging.
    »Nay, ich habe nicht daran gedacht, dich zu fragen«, gab sie zu. »Du hast die Gefahren ja nie einsehen wollen, und deshalb hättest du sicher behauptet, du wärst bereit, dich ihnen zu stellen. Und dann hättest du versucht, mich zu überzeugen. Aber das Leben wird für dich viel leichter werden, wenn ich gehe.«
    »Leichter? Für mich?« Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie ein wenig. »Wie soll das Leben für mich leichter werden, wenn eine Hälfte von mir nicht mehr da ist? Vielleicht war es ein Fehler, dass ich dich so sanft behandelt habe wie ein armes, verletztes Vögelchen.«
    »Wie ein verletztes Vögelchen?« Moira strich sich unwirsch die Haarsträhnen aus dem Gesicht und funkelte ihn finster an.
    Tavig überhörte ihren Protest und fuhr fort: »Vielleicht habe ich zu oft vom Schicksal gesprochen und dich dadurch auf den Gedanken gebracht, dass ich von einer unsichtbaren Hand zu dir geschubst würde und keine freie Wahl hätte. Aber hältst du mich wirklich für so willensschwach?«
    Sanft umfasste er ihr Gesicht und gab ihr einen langsamen, hitzigen Kuss. Moira versuchte, ihm zu widerstehen; denn sie wusste, die Leidenschaft konnte ihren Entschluss mühelos zunichtemachen. Doch sie hatte nicht die Kraft, sich ihrem womöglich letzten Kuss zu verweigern.
    Als Tavig von ihr abließ, war sie völlig benommen und starrte ihn unter halb geschlossenen Lidern an. Es war ihm gelungen, sie daran zu erinnern, was sie vorhatte aufzugeben. Doch in seinen dunklen Augen lag auch ein Blick, der ihr weitaus mehr versprach als nur Leidenschaft. Wie gerne hätte sie geglaubt, dass da mehr war! Doch erst einmal kämpfte sie gegen den starken Sog dieses Blickes an.
    »Ich weiß nicht, was ich noch tun soll«, sagte er heiser. »Offenbar bist du nicht bereit, auf mich zu hören, auf mich, meine Worte und mein Handeln. Mir fehlen die Worte, um dir zu sagen, wie sehr ich dich brauche, und damit meine ich nicht nur in meinem Bett. Aye, und wenn du nicht weißt, wie sehr es mir nach dir verlangt, wie du es schaffst, mich nur mit einem Lächeln willig zu machen, dann kann ich nichts mehr tun. Was, glaubst du wohl, hat mich dazu getrieben, mich wie ein Wahnsinniger aufzuführen, als Jeannes es beinahe schaffte, dich auf den Scheiterhaufen zu bringen? Als Mungan mir erklärte, dass du weggehen wolltest, war es, als würde mir jemand einen Dolch in den Bauch rammen. Und zu wissen, dass ich alles getan hatte, was in meiner Macht stand, um dich zum Bleiben zu bewegen, war, als würde dieser Dolch in der Wunde gedreht.«
    Moira blinzelte; sie war zu gerührt und zu verwirrt, um etwas zu sagen. In seiner Stimme lag ein Gefühl, bei dem sich Gänsehaut auf ihren Armen bildete, und sie erzitterte. Auf einmal waren all die möglichen Gefahren, die sie vorausgesehen hatte, nicht mehr wichtig. Trotzdem wagte sie es kaum, ihrem Urteil über das zu vertrauen, was sie hinter Tavigs Worten zu hören geglaubt hatte.
    »Tavig? Willst du mir sagen, dass dir wirklich etwas an mir liegt?« Sie musste schlucken, doch ihre Stimme war trotzdem nur ein Flüstern, als sie fragte: »Willst du mir sagen, dass du mich liebst?«
    Seine Augen wurden groß, und er starrte sie derart ungläubig an, dass sie sich sicher war, zu weit gegangen zu sein. »Nay, du brauchst mir nicht zu antworten«, beeilte sie sich hinzuzufügen. »Ich hätte diese Frage nicht stellen dürfen …«
    Plötzlich streckte er die Fäuste in die Luft, legte den Kopf nach hinten und brüllte so laut, dass Moira heftig zusammenzuckte. Noch bevor sie sich von diesem Schrecken erholt hatte, packte er sie und warf sie über seine Schulter.
    »Was machst du da?«, rief sie, während er sie aus dem Stall trug und mit großen Schritten zum Wohnturm
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