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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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zurückhalten, dessen war sie sich sicher. Sie musste ihn nur dazu bringen, Tavig nicht zu sagen, dass sie ihn verließ – zumindest so lange nicht, bis es zu spät für ihn war, sie aufzuhalten. Obwohl er es vielleicht gar nicht versuchen würde, nachdem sie ihn zweifach gekränkt hatte, überlegte sie bedrückt – zum einen, indem sie aus ihrer Gabe ein Geheimnis gemacht hatte, und zum zweiten, indem sie ihn im Moment des Sieges verließ.
    »Mungan, du musst mir versprechen, dass du Tavig nichts sagst«, bat sie.
    »Aye, ich schwöre es dir. Aber was soll ich ihm denn nicht sagen? Wenn es um deine Gabe geht, hat es nicht viel Zweck, wenn ich versuche, meine Zunge im Zaum zu halten – dazu reden schon viel zu viele darüber.«
    »Nay, es geht nicht darum. Ich verlasse Tavig.«
    »Du verlässt ihn? Aber warum denn? Hat dir jemand auf den Kopf geschlagen, Mädchen? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Das ergibt sehr wohl einen Sinn.« Sie versuchte, ihm so knapp wie möglich all ihre Gründe zu erläutern. Fast musste sie lächeln, als seine Miene immer finsterer wurde.
    »Aber warum hast du ihn geheiratet, wenn du das alles von Anfang an wusstest?«, fragte er schließlich.
    »Damit du aufhörst, dich wie ein Narr zu benehmen, und das tust, was du wirklich tun wolltest – Una heiraten.« Sie wunderte sich ein wenig, als er auf ihre bissige Bemerkung mit einem breiten Grinsen reagierte.
    »Allmählich gelange ich zu der Überzeugung, dass du gar nicht so schwach bist, wie ich anfangs glaubte. Aber meiner Meinung nach machst du einen Fehler, wenn du jetzt gehst«, fügte er ernster werdend hinzu. »Doch es liegt nicht an mir, dich aufzuhalten. Allerdings kannst du nicht von mir erwarten, dass ich dir helfe.«
    »Nay, das würde ich nie tun. Und du brauchst dir auch keine Sorgen wegen des Wehrturms zu machen, Mungan. Ich würde ihn nie einem deiner Feinde in die Hände fallen lassen.«
    »Ach, darüber mache ich mir überhaupt keine Sorgen.«
    Moira verzog das Gesicht, als er wegging, eine verwirrte Una hinter sich herziehend. Auch sie selbst war ziemlich verwirrt. Die Auseinandersetzung mit Mungan war seltsam kurz gewesen, die Einigung zu mühelos erfolgt. Das kam ihr verdächtig vor. Sie musste daran denken, wie oft Tavig seinen Cousin als durchtrieben bezeichnet hatte. Doch jetzt blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als möglichst schnell das Weite zu suchen. Sie eilte zu den Ställen.
    * * *
    Tavig runzelte die Stirn, während er sich ein frisches Hemd anzog und James und Robbie zuhörte, die ihm von dem Angriff im Wald berichteten. Er hatte ihnen bislang nur mit halbem Ohr gelauscht, weil er damit beschäftigt gewesen war, sich mit der Hilfe eines Knappen den schlimmsten Schmutz der Schlacht abzuwaschen. Doch als sie aufgeregt erzählten, wie Moira Malcolm geholfen hatte, fuhr er hoch, und sein Körper versteifte sich in einer Mischung aus Unglauben und wachsendem Ärger. Heilende Hände? Die Burschen mussten betrunken sein.
    »Moira hat den Jungen berührt und seinen Schmerz beseitigt?«, fragte er nach.
    »Aye«, erwiderte James, beäugte Tavig jedoch wachsam. »Sie hat die Hände auf seinen Arm gelegt, und dann sind die Schmerzen verschwunden.«
    »Seid ihr euch sicher, dass sie nicht eine Salbe aufgetragen hat?«
    »Nay. Sie hatte seine Wunde schon versorgt und verbunden. Wir haben sie sogar gefragt, ob sie diese Gabe hat, und sie gab es zu, stimmt’s, Robbie?« Sein Freund nickte, wobei ihm sein dünnes Haar in die Stirn fiel. »Ich dachte, Ihr wüsstet es«, fügte er ein wenig zögerlich hinzu.
    »Nay, sie hat mir nie davon erzählt.«
    Die weit aufgerissenen Augen und die verunsicherten Mienen der Jungen sagten Tavig, dass er diese Worte nahezu gebrüllt hatte. Er gab sich Mühe, seinen Zorn zu zügeln. Doch offenbar hatten auch noch andere das Gespräch mitbekommen, die nun herbeieilten, um ihm von Moiras Geschick zu berichten. Dabei fiel ihm ein, wie rasch die Kopfschmerzen verschwunden waren, die ihn in Craigmoordun gequält hatten. Moria hatte nur sachte seine Stirn berührt, als er wieder zu Bewusstsein gekommen war. Welch ein Narr er doch war, dass er es nicht schon längst erraten hatte!
    Als er Mungan und Una hereinkommen sah, gab er ein paar Männern neben sich mit einem Wink zu verstehen, ihre Plätze zu räumen. Auf Mungans dunklem Gesicht lag ein Ausdruck, der Tavig an ihre Kindheit erinnerte. Ganz offenbar wusste Mungan etwas, was Tavig nicht wusste. Er musste ihm dieses Wissen entlocken.
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