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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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Es hatte bestimmt etwas mit Moira zu tun, dessen war sich Tavig sicher.
    Als Mungan sich hinsetzte und Una auf den Stuhl neben sich zog, überfiel Tavig auf einmal eine merkwürdige Angst. In seinem Kopf stellten sich Bilder ein, die ihn verwirrten. Er stand auf den Mauern von Drumdearg und sah sich dabei zu, wie er davonritt. Je größer die Entfernung zwischen ihm und seinem zweiten Selbst wurde, desto leerer fühlte er sich. Es war, als würde er entzweigerissen, seine Lebensgeister verließen ihn, die Gestalt auf der Mauer wurde zu einer leeren Hülle. Plötzlich stellte sich auch ein Geruch ein, er roch Moiras zarten Duft, und die davonreitende Gestalt, die er erst für sich selbst gehalten hatte, hatte rote Haare, keine schwarzen. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Moira ging weg.
    »Wo steckt sie?«, fragte er Mungan.
    »Wen meinst du?«, fragte Mungan zurück und nippte an seinem Ale.
    »Führ mich nicht an der Nase herum, Cousin. Ich weiß, dass sie weggeht. Ich habe es gesehen. Ist sie noch in der Nähe, oder muss ich mein Pferd satteln und ihr nacheilen?«
    »Nun, wenn du in den Stall gehst, um dein Pferd zu satteln, wirst du nicht viel weiter gehen müssen. Sie ist mir vor Kurzem über den Weg gelaufen, und dann machte sie sich zu den Ställen auf. Ich bezweifle allerdings, ob sie weiß, wie man ein Pferd sattelt.«
    »Mungan!«, protestierte Una. »Du hast doch gesagt, dass du ihm nichts erzählen würdest. Du hast es sogar geschworen.«
    »Ich habe geschworen, ihm nichts zu sagen. Ich habe nicht geschworen, ihm seine Fragen nicht zu beantworten.«
    »Oh!« Una atmete tief durch, dann sagte sie klar und deutlich: »Was für ein Betrug!«
    »Tja nun, aber ein ziemlich schlauer, findest du nicht?« Mungan zwinkerte ihr zu, dann wandte er sich wieder Tavig zu. »Deinem Mädchen spuken ein paar sehr seltsame Vorstellungen im hübschen Köpfchen herum.«
    »Wem sagst du das. Ich dachte, sie würde lange genug bleiben, um Drumdearg eine Chance zu geben. Aber ich begreife nicht, warum sie mir nichts von ihrer Gabe erzählt hat. Mir hätte sie es doch wirklich sagen können!« Er sprang auf.
    »Ich würde an deiner Stelle aufhören, das mit uns zu besprechen, und sie lieber selbst danach fragen. Sie ist ein schlaues Mädchen, es wird bestimmt nicht lange dauern, bis sie herausgefunden hat, wie man ein Pferd sattelt.«
    »Aye. Ich hoffe nur, ich kann mich davon abhalten, sie zu erwürgen«, fauchte Tavig, dann marschierte er davon.
    * * *
    »Mungan!«, rief Una und sah dem aufgebrachten Tavig besorgt hinterher. »Vielleicht tut er ihr weh.«
    »Nay, Liebling.« Er legte den Arm um ihre Schultern und küsste sie auf die Wange. »Er würde diesem Mädchen nie wehtun.«
    »Aber er hat doch gesagt, dass er sie erwürgen würde, und er wirkte ausgesprochen zornig.«
    »Natürlich ist er zornig. Die dumme Göre ist doch völlig durcheinander. Vielleicht hilft es ihr ja, wenn man sie mal kräftig schüttelt. Doch Tavig würde ihr nie etwas zuleide tun. Zum einen verabscheut er Männer, die ihre Kraft dazu verwenden, eine Frau zu verprügeln, zum anderen liebt der Bursche das dumme Ding.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Nay, das war nicht nötig. Ich weiß, dass er deine Cousine haben will, genauso, wie er wusste, dass ich dich haben wollte.«
    »Glaubst du, es gelingt ihm, sie zum Bleiben zu bewegen?«
    »Aye, aber es wird nicht leicht sein.«

23
    Und wohin bist du jetzt unterwegs?«
    Moira keuchte erschrocken auf, wirbelte herum und starrte mit großen Augen auf Tavig, der am Eingang zum Stall stand, die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt. Er sah in dem frischen Hemd ein bisschen sauberer aus als vorher in der Großen Halle, aber auch ziemlich aufgebracht. Sie war erfreut und traurig zugleich. Es freute sie überaus, dass er gekommen war, um sie zu suchen, aber jetzt würde sie den schmerzvollen Abschied durchstehen müssen, den sie um jeden Preis hatte vermeiden wollen.
    »Ich wollte gehen, aber es will mir nicht gelingen, ein Pferd zu satteln.«
    »Gut. Es wäre mir gar nicht recht, wenn ich meiner Gemahlin nachsetzen müsste, weil sie eine Pferdediebin ist.«
    »Eine Frau kann ihrem Mann doch nichts stehlen.«
    »O doch. Das Gesetz besagt, dass das, was mir gehört, nach wie vor mein Eigentum ist, und das, was dir gehört, gehört mir ebenfalls.«
    »Das finde ich aber nicht richtig«, erwiderte sie kläglich.
    Seine Stimme klang kalt und hart. Moira wusste nicht, welche Gefühle darin mitschwangen –
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