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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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stirbt es sich wesentlich leichter als am Galgen.« Er reichte Tavig einen Becher, dann hob er seinen: »Auf den Sieg!« Als seine Männer in lauten Jubel ausbrachen, nahm er grinsend einen kräftigen Schluck.
    »Aye, auf den Sieg«, murmelte Tavig und trank ebenfalls.
    »Na komm schon, alter Junge«, meinte Mungan und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. »Der Mann hat dir nur zwei Möglichkeiten gelassen – seinen Tod oder deinen. Es schmerzt mich, dass einer unserer Verwandten durch uns den Tod fand, aber ihm hätte es umgekehrt gar nichts ausgemacht, uns zu töten.«
    »Ich weiß. Ich werde bald darüber hinwegkommen.« Tavig wandte sich den Männern zu, die sich ebenfalls an dem Wein labten, Andrew dabei jedoch nicht aus den Augen ließen. »Einer von euch sollte den anderen sagen, dass wir gewonnen haben.«
    »Ich werde es tun«, meinte Mungan. »Du bleibst hier, und ich hole auch unsere Frauen.«
    Tavig sank erschöpft auf seinen Stuhl. Kurz darauf strömten seine Leute in die Halle. Ihre Freude steckte ihn bald an. Er stimmte in ihren Jubel ein und konnte es kaum erwarten, dass Moira kam und mit ihm feierte.
    * * *
    Moira verspannte sich, als Mungan sie freudig begrüßte. Ungeduldig wartete sie, während er Una herzte und küsste, dann jedoch auch sie beide ein wenig schimpfte, weil sie nicht an dem angewiesenen Platz geblieben waren. Moira freute sich über den Sieg, aber gleichzeitig bedrückte es sie auch. Außerdem wollte sie Näheres erfahren.
    »Tavig ist wohlauf«, erklärte Mungan. »Geh ruhig schon vor, dann kannst du dich selbst davon überzeugen. Ich komme gleich nach, aber erst wollte ich noch nachsehen, wie es meinen Männern geht.«
    Moira nickte und machte sich zum Wohnturm auf. Nur mit Mühe schaffte sie es, sich einen Weg durch die Leute zu bahnen, die sich in der Großen Halle drängten, doch schließlich gelang es ihr, einen ungehinderten Blick auf Tavig zu werfen. Er war nun wieder der Laird, und genauso sah er auch aus, wie er da auf seinem großen Stuhl in der Mitte der Tafel saß, umringt von seinen Leuten, die ihre wiedergewonnene Freiheit von Ivers dunkler Herrschaft feierten.
    Als Moira sich in der Großen Halle umsah, wurde sie immer bedrückter. Hier wies alles auf Wohlstand hin, von den reich bestickten Wandbehängen bis zu den schweren Bechern in den Händen der Leute. Tavig hatte ihr erklärt, dass sein Besitz nicht so groß sei wie Mungans, doch in der Halle sah man kaum einen Unterschied. Bestimmt hätte Tavig nun eine Braut aus einer ganzen Reihe von Frauen auswählen können, die reicher waren als sie und ihm ein nützliches Bündnis ermöglichen würden. Zu ihren Ängsten wegen ihrer Gabe gesellte sich nun noch das Wissen, dass Tavig sich sehr viel vorteilhafter verheiraten könnte.
    Sie schlich davon, noch bevor er sie entdeckt hatte. Sie musste weg, und zwar rasch, damit er sie nicht überreden konnte zu bleiben. Wenn sie ihn jetzt verließ, ersparte sie ihm nicht nur den Ärger, den eine Ehefrau wie sie ihm einhandeln würde, sondern sie gab ihm auch die Freiheit, eine günstigere Ehe zu schließen, die er wahrhaftig verdient hatte.
    Moira war so in Gedanken versunken, dass sie Mungan erst bemerkte, als sie mit ihm zusammenprallte. Sie funkelte ihn düster an und rieb sich die Nase, die sie sich an seiner breiten Brust gestoßen hatte. Una stand neben ihm. Moira fragte sich, warum das Schicksal so versessen darauf war, ihr Hindernisse in den Weg zu stellen.
    »Warum feierst du nicht mit deinem Mann?«, wollte Mungan wissen. »Du kannst mit uns in die Große Halle zurück.«
    »Nay. Tavig braucht mich dort nicht.«
    »Hast du Angst, dass er dich schimpft, weil du ein Geheimnis vor ihm gehütet hast?«
    »Aha, da hat jemand seinen Mund nicht halten können.«
    »Mädchen, ich habe fast nichts anderes gehört. Du kannst nicht eine solche Gabe zeigen und erwarten, dass keiner darüber redet. Die Männer, deren Schmerzen du gelindert hast, haben gar nicht mehr mit ihren Lobeshymnen aufhören können. Du hättest es Tavig sagen sollen.«
    »Wenn man etwas so lange und so entschlossen verbirgt, wie ich es getan habe, fällt es einem schwer, damit aufzuhören.«
    »Nun, es hat jedenfalls keinen Zweck, jetzt davonzulaufen. Dein Geheimnis ist kein Geheimnis mehr. Also komm mit, Tavig sucht bestimmt schon nach dir.«
    Moira seufzte. Sie wusste, dass sie die Wahrheit sagen musste. Mungan würde zwar mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden sein, doch er würde sie nicht
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