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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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marschierte.
    »Ich werde dich – nein, uns – in eine Kammer sperren, bis es mir gelungen ist, dich zur Vernunft zu bringen. Das kann schon ein Weilchen dauern, denn offenbar hast du das bisschen Grips verloren, das du am Anfang unserer Reise besessen hast.«
    Moira krümmte sich vor Verlegenheit, als die Leute auf dem Innenhof zusahen, wie sie wie ein Sack Getreide davongetragen wurde. Es war kein Trost, dass alle lachten und ihren Namen riefen, also keineswegs verängstigt oder argwöhnisch wirkten. Schimpfend hämmerte sie auf Tavigs breiten Rücken, aber er achtete nicht auf sie.
    Als sie am Wohnturm ankamen, fühlte sie sich noch mehr gedemütigt. Die Leute drängten sich am breiten Eingang zur Großen Halle. Mungan, Una und Nicol standen in der ersten Reihe. Una wirkte ein wenig erschrocken, doch auch belustigt, Nicol und Mungan zeigten sich nur belustigt.
    »Wie ich sehe, hast du das Mädchen gefunden«, meinte Mungan und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Aye«, erwiderte Tavig. »Ich bringe sie jetzt in meine Gemächer, um mich ein wenig mit ihr zu unterhalten.«
    »Dann mach mal. Wir können diesen Sieg auch ohne dich feiern.«
    »Das freut mich aber«, murmelte Moira und hob den Kopf, um Mungan böse anzufunkeln. »Lass mich runter, du Hornochse!«, befahl sie Tavig, doch der trug sie unbeirrt weiter die Treppe hoch.
    Schließlich blieb er vor einer schweren Tür stehen, die einen Spaltbreit offen stand. Er trat sie weiter auf, ging hindurch und schloss sie mit einem Tritt hinter sich. Moira konnte nur einen kurzen Blick in den Raum werfen, bevor Tavig sie auf ein breites Bett warf. Atemlos lag sie da, während er die Tür verriegelte, zum Bett zurückkam und sich schließlich zu ihr legte.
    Als er sie anstarrte, schwankte sie zwischen Verdruss und einer merkwürdigen Vorfreude. Obwohl er sich seltsam benahm, schien in seinem Tun ein Versprechen zu liegen. So handelte nur jemand, der von einem starken Gefühl ergriffen worden war, und genau so ein Gefühl wollte sie zu gerne von ihm haben. Doch als er nach geraumer Zeit noch immer nichts gesagt hatte, wurde sie unruhig.
    »Und was ist jetzt? Du hast gesagt, du wolltest mit mir reden, aber du liegst nur da und gaffst mich an«, murrte sie.
    »Eigentlich habe ich dich nach einem Zeichen von Furcht abgesucht, aber keines gefunden.«
    »Was meinst du damit?«
    »Mädchen, ich habe dich gepackt, auf meine Schulter geworfen und davongetragen, und mir war klar, dass ich kein Hehl aus meinem Zorn machte. Trotzdem ist in deinen Augen nicht die Furcht, die sich so oft dort einschleicht. Du hast keine Angst vor mir. Ganz offenkundig hast du nie daran gedacht, dass ich dir ernsthaft schaden könnte.«
    Moira starrte ihn stumm an und dachte über seine Worte nach. Er hatte recht. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie oft sie ihn mit ihren Ängsten geärgert oder gekränkt hatte. Doch obwohl er diesmal ziemlich rau mit ihr umgesprungen war und auch seinen Zorn nicht gezügelt hatte, war sie nicht von ihren üblichen Ängsten befallen worden. Sie war nicht zusammengezuckt und hatte auch nicht darüber nachgedacht, wie sie sich möglichst unsichtbar machen könnte. Einen kurzen Moment lang war sie so stolz auf sich und auch so froh, endlich frei zu sein von der Angst, die sie viele Jahre lang geplagt hatte, dass sie völlig das angespannte Gespräch vergaß, das sie mit Tavig geführt hatte. Am liebsten hätte sie gelacht und gleichzeitig geweint vor Freude.
    »O Tavig, das ist herrlich! Wahrscheinlich gibt es noch ein paar Reste, aber ich bin endlich frei! Diese Ängste steigen nicht mehr in mir hoch, nur weil ein Wort, ein Blick oder eine Bewegung mich an Sir Bearnard denken lassen. Dafür bin ich dir zutiefst dankbar.«
    »Und du dankst es mir, indem du weggehst.«
    »Ach, sind wir wieder bei diesem Thema.« Sie verzog das Gesicht bei seinem scharfen, ärgerlichen Blick.
    »Aye, und wir werden dabeibleiben, bis ich überzeugt bin, dass du mit mir nicht glücklich werden kannst, oder bis ich dich überzeugt habe, dass du es werden kannst. Glücklich und geborgen. Fangen wir doch mal damit an, warum du mir nie von deinen heilenden Händen erzählt hast. Ich hätte es natürlich erraten können. Du hast deine Gabe eingesetzt, als ich in Craigmoordun einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte.«
    »Aye.«
    »Mir fiel auf, dass mein Kopf nicht so schmerzte, wie ich erwartet hatte. Und vielleicht hätte ich auch den Grund dafür erraten, aber ich konnte mir einfach
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