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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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nicht vorstellen, dass du mich belügen würdest.«
    Bei dem Vorwurf in seiner Stimme bekam sie ein schlechtes Gewissen und errötete. »Ich habe dich nicht belogen.«
    »Aber du hast mir nie von deiner Gabe erzählt.«
    »Das hat mit lügen nichts zu tun, ich habe nur ein Geheimnis vor dir gewahrt.« Sie lächelte schief, als er sie tadelnd ansah.
    »Aber musstest du denn ausgerechnet vor mir so ein Geheimnis wahren? Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, von denen du deshalb wahrhaftig nichts zu befürchten hast.«
    »Ja und nein. Du hast zwar dasselbe Problem wie ich, also bringst du sicher auch Verständnis dafür auf, aber gleichzeitig habe ich eben befürchtet, dass du dich trotzdem von mir abwenden könntest. Und das wollte ich auf keinen Fall.«
    »Natürlich wollte auch ich keinesfalls, dass du dich von mir abwendest. Trotzdem habe ich dir von meiner Gabe erzählt.«
    »Offenbar bist du mutiger als ich.« Seufzend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. »Vielleicht hatte es auch etwas mit Gewohnheit zu tun«, fuhr sie fort. »Ich glaube, ich musste aus meiner Gabe ein größeres Geheimnis machen als du. Hellsichtigkeit wird von vielen hingenommen, aber meine Gabe stößt auf größere Ängste.«
    »Das mag schon sein. Aber hast du je daran gedacht, dass unsere Gaben vielleicht sogar der Grund sind, warum das Schicksal uns zusammengeführt hat?« Gedankenverloren fuhr er über ihre Haare, die sich gelöst hatten und nun wie ein Fächer auf seinem Kopfkissen lagen. »Wer kann mehr Verständnis dafür aufbringen als wir? Vielleicht hat das Schicksal gemeint, dass wir glücklicher wären, wenn wir unsere Last teilten.«
    Moira musterte ihn und überlegte, was sie sagen sollte. Kurz bevor er sie aus dem Stall getragen hatte, hatte er Dinge gesagt, die ein großes Versprechen zu bergen schienen. Noch jetzt spürte sie, dass er etwas fühlte, aber es ergoss sich nicht mehr in einer Flut von Worten aus ihm. Als sie ihn ganz direkt gefragt hatte, was er für sie empfand und was er mit den Dingen gemeint hatte, die er gesagt hatte, hatte er mit einem lauten Schrei geantwortet. Sie brauchte eine deutlichere Antwort. Sie konnte sich einer Zukunft, die so manche Gefahren barg, nur stellen, wenn sie jetzt klarere Worte hörte. Vielleicht dachte Tavig ja, sein Ausbruch hätte alles erklärt, aber sie konnte sich nicht damit zufriedengeben.
    »Du hast doch bestimmt erkannt, dass meine Leute dir deine Gabe nicht zum Vorwurf machen werden«, fuhr er fort. »Womöglich ist Drumdearg der sicherste Ort in ganz Schottland für dich. Hier lebten schon immer Menschen mit besonderen Gaben, und auch solche, die sich etwas sonderbar benehmen oder aussehen. Du musst zugeben, dass Mungan ein eher ungewöhnlicher Bursche ist.«
    »Das ist er tatsächlich.«
    »Seine Größe und seine wunderliche Art stoßen bei Fremden auf ebenso viel Angst wie meine Hellsichtigkeit.«
    »Du hast mich überzeugt, Tavig. Hier in Drumdearg kann ich meine Sorgen vergessen.«
    »Dann wirst du also bleiben«, murmelte er mit rauer Stimme und streifte ihren Mund mit einem sanften Kuss.
    »Tavig, wir können uns hier nicht unser Leben lang verstecken. Du bist ein Ritter. Manchmal – wahrscheinlich sogar recht häufig – wirst du aus Drumdearg wegmüssen. Hier droht uns keine Gefahr, aber außerhalb umso mehr.«
    Er raufte sich die Haare. »Mädchen, ich weiß, du bist nicht feige. Das weißt du mittlerweile doch auch selbst. Warum lässt du es zu, dass diese Angst zwischen uns steht? Was kann ich tun, damit du einsiehst, dass es besser ist, wenn wir uns diesen Gefahren gemeinsam stellen? Gemeinsam haben wir mehr Kraft und mehr Macht.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, was du brauchst.«
    »Ich brauche mehr als nur Gerede über das elende Schicksal und die Fügung«, sagte sie leise.
    Als sie ihr Bedürfnis klar und deutlich geäußert hatte, fühlte sie sich plötzlich ganz ruhig. Er wollte viel von ihr. Sie hatte das Recht, auch von ihm ein paar Dinge zu erbitten. Sie wollte keine Liebeserklärung von ihm einfordern, solange sie nicht wirklich von Herzen kam, aber sie wollte etwas von dem starken Gefühl, das ihn vorhin im Stall bewegt hatte. Sie konnte sich möglichen Gefahren nicht stellen, wenn sie nicht wusste, dass sie einen Platz in seinem Herzen hatte, und sei er noch so klein. Das war das Band, das sie brauchten, wenn sie sich allem stellen wollten.
    »Ich habe …« Tavig verzog das Gesicht, als sie
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