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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma
Autoren: Maja von Vogel
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bedankte. Oder war der Anhänger vielleicht von Simone? Oder von einem ganz anderen Mädchen? Ach was, wahrscheinlich hatte er ihn sich selbst gekauft, und ich machte mich ganz umsonst verrückt.
    Bevor ich nach dem Rucksack griff, sah ich mich unauffällig um. Nicht, dass mich noch jemand erwischte und für eine Diebin hielt. Das fehlte gerade noch! Aber die Luft war rein, und ich zog den Brief aus der Hosentasche. Ich drückte einen schnellen Kuss auf den Umschlag und stopfte ihn in die vordere Tasche des Rucksacks zwischen lauter klebrige Malzbonbons. Seit wann stand Bastian denn auf Malzbonbons? Ob er erkältet war? Ich schnappte mir ein paar Bonbons und steckte sie in meine Hosentasche. Dann legte ich den Rucksack wieder zwischen die anderen Taschen und schlenderte zurück in die Pausenhalle.
    Das wäre erledigt! Spätestens, wenn Bastian Lust auf ein Malzbonbon bekam, würde er den Brief entdecken. Und sobald er ihn gelesen hatte, würde er mir ein Zeichen geben. Nach der Schule war Schwimmtraining. Da gab es tausend Gelegenheiten für Bastian, mich auf den Brief anzusprechen. Wer weiß, vielleicht war ja heute Nachmittag schon wieder alles okay zwischen uns. Ob wir uns dann auch wieder küssen würden? Bisher hatten wir uns nur ein einziges Mal geküsst. Kurz vorher waren wir im
Venezia
Eis essen gewesen. Bastian hatte nach Spaghetti-Eis geschmeckt, und meine Knie waren ganz weich und wabbelig geworden. Ein Wunder, dass ich nicht in Ohnmacht gefallen bin, so wie die Frauen in den kitschigen Liebesromanen, die Mona immer liest. Irgendwie war es supertoll. Aber irgendwie finde ich diese Küsserei auch ziemlich anstrengend …
    Wie meine Oma immer sagt: Wo Licht ist, ist auch Schatten.
    Ich steckte mir eins von Bastians Malzbonbons in den Mund und ließ es auf der Zunge zergehen. Sofort fühlte ich mich Bastian ein kleines bisschen näher. Dabei mag ich Malzbonbons eigentlich gar nicht so besonders.
    Bevor ich wieder zu Mona ging, machte ich einen Abstecher aufs Klo. Zufrieden an meinem Malzbonbon lutschend, ließ ich mich in einer freien Kabine nieder, verriegelte die Tür und träumte von unserer Versöhnung. Wir würden uns tief in die Augen sehen, Bastian würde mich ganz lieb anlächeln, und ich würde wieder weiche Knie bekommen …
    Ich seufzte sehnsüchtig, als mich ein Geräusch aus der Nachbarkabine aus meinen rosaroten Bastian-Träumereien riss. Was zum Teufel war das? Es klang wie ein Würgen. Kotzte neben mir etwa jemand ins Klo? Bei der Vorstellung wurde mir beinahe schlecht. Aber dann hörte ich genauer hin und stellte fest, dass ich auf dem Holzweg war. Das waren keine Kotz-, sondern Heulgeräusche. Irgendwer hatte sich in der Kabine neben mir eingeschlossen und schluchzte herzzerreißend.
    Ich saß wie versteinert auf der Klobrille und wagte kaum zu atmen. Was sollte ich jetzt tun? An die Trennwand klopfen und fragen, was los war? Oder ein bisschen Klopapier zum Naseputzen unter der Wand hindurchschieben? Aber dem Mädchen war es bestimmt total peinlich, wenn sie mitbekam, dass ihr jemand beim Heulen zuhörte. Mir würde das zumindest so gehen. Wenn ich heulen muss, bin ich am liebsten allein.
    So leise ich konnte, zog ich meine Hose hoch, öffnete die Tür und schlich auf Zehenspitzen aus der Kabine, ohne zu spülen. Als ich im Vorraum stand und mir die Hände wusch, überlegte ich, warum das Mädchen auf dem Klo wohl so herzzerreißend geschluchzt hatte. Eigentlich fielen mir nur drei Gründe ein: eine Sechs in Mathe, Streit mit der besten Freundin oder Liebeskummer.
    Ich trocknete mir gerade die Hände ab, da sah ich im Spiegel, wie sich die Tür zu den Toilettenkabinen öffnete und jemand herauskam. Vor lauter Überraschung verschluckte ich mich fast an meinem Malzbonbon. Es war Lea! Sie blieb stehen und starrte mich erschrocken an.
    »Was … was machst du denn hier?«, stammelte sie und fuhr sich schnell mit dem Handrücken über das Gesicht. Aber ich sah trotzdem, dass sie geweint hatte. Ihre Augen waren ganz rot und verquollen.
    »Ich … äh … wollte nur schnell Hände waschen«, schwindelte ich. Auch wenn Lea nicht mehr meine beste Freundin war, musste ich ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich ihr Schluchzen gehört hatte. Sie war immer noch käsebleich im Gesicht und sah irgendwie krank aus.
    Lea ging zum Waschbecken und ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Na klar.« Leas Stimme klang abweisend. »Alles
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