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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma
Autoren: Maja von Vogel
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geradebiegen …
    »Noch zwei Minuten!«, rief jemand.
    Die Hektik hinter der Bühne erreichte ihren Höhepunkt – und ich hatte Mona immer noch nicht gefunden. Wenn ich mich nicht ein bisschen beeilte, würde ich nachher noch aus Versehen auf der Bühne landen. Dabei bin ich total unmusikalisch! Ich kann nicht einmal richtig pfeifen.
    »Mona!«, rief ich, aber es war so laut, dass meine Stimme völlig unterging. Ein paar Kinder stimmten noch schnell ihre Instrumente, andere quatschten aufgeregt durcheinander. Es war ein Höllenlärm.
    Und dann sah ich sie. Mona. Sie saß in all der Hektik ganz still auf einem Stuhl am Bühnenrand. Wie eine Insel im Sturm. Ihre Flöte hielt sie mit beiden Händen umklammert, als müsste sie sich daran festhalten, um nicht fortgeweht zu werden. Ihre Schultern hingen herab, und sie starrte auf ihre Schuhe.
    Ich ging zu ihr und blieb vor ihrem Stuhl stehen. Mona sah auf. Ihre Augen wurden ganz groß.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    Ich räusperte mich. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. »Ich … ich wollte dir nur viel Glück wünschen …«
    Mona sah mich ernst an. »Danke. Das kann ich gebrauchen.«
    »Wird schon schiefgehen. Ich werde jedenfalls ganz laut klatschen. Schicker Rock übrigens.« Ich zeigte auf Monas neuen Jeansrock. »Hat Gesa den ausgesucht?«
    Mona schüttelte den Kopf. »Nein, den hab ich mir selbst ausgesucht. Mama fand ihn nicht so toll, aber dieses Mal hab ich mich durchgesetzt.«
    »Prima.« Ich lächelte Mona zu. »Steht dir echt gut.« Dass die Gesundheitslatschen nicht so richtig zu dem Rock passten, sagte ich ihr lieber nicht.
    »Noch eine Minute!«, rief einer der Lehrer.
    Mona stand auf. »Ich glaube, du gehst jetzt besser.«
    »Ja, klar.« Ich blieb wie festgewachsen stehen. »Aber erst wollte ich dir noch etwas sagen …«
    »Was denn?«, fragte Mona.
    »Also … das mit dem Tagebuch … das tut mir leid.« Ich biss mir auf die Unterlippe. »Es war echt das Letzte, dass ich es heimlich gelesen habe.«
    »Allerdings.« Mona sah mir direkt in die Augen. »Das war sogar das Allerletzte.«
    »Ich weiß«, sagte ich zerknirscht. »Es war auch nur wegen Bastian …«
    Mona runzelte die Stirn. »Was hat denn Bastian damit zu tun?«
    »Na ja … also … ich hab euch letztens zusammen vor dem
Venezia
gesehen. Und da dachte ich, du willst was von ihm. Oder er von dir.«
    Mona machte ein verdutztes Gesicht. »Wie bitte?«
    »Blöd, was?!« Ich grinste schief. »Aber es sah so aus, als würdet ihr euch total gut verstehen.«
    »Haben wir auch«, sagte Mona. »Bastian ist echt nett. Keine Ahnung, was er ausgerechnet an dir findet. Manchmal bist du wirklich total verdreht. Dabei hab ich nur mit Bastian geredet, um dir zu helfen. Und du dachtest wirklich, wir beide …« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Na ja, jetzt weiß ich wenigstens, warum du so ausgerastet bist, als ich dich mit meinem Tagebuch erwischt habe …«
    »Bist du noch sauer?«, fragte ich.
    Mona dachte nach. »Ein bisschen vielleicht.« Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Aber nicht mehr ganz so sehr.«
    »Es geht los!«, rief jemand. »Bühne frei für den Flötenchor!«
    »Viel Glück!« Ich drückte Monas Hand. Sie fühlte sich ganz kalt an. Dann sah ich zu, dass ich von der Bühne kam.
    »Na, wie ist es gelaufen?«, fragte Mama und sah Mona erwartungsvoll an.
    Wir waren gleich nach dem Vorspiel ins Krankenhaus gefahren. Mama saß im Bett und war nicht mehr ganz so blass wie heute Mittag.
    »Ging so.« Mona hatte vor lauter Aufregung immer noch rote Wangen. »Ich hab mich zweimal verspielt, aber das hat niemand gemerkt, glaube ich …«
    »Mona war klasse«, sagte ich. »Die Leute haben geklatscht wie verrückt.«
    »Da hab ich ja richtig was verpasst«, sagte Mama. »Schade, dass ich nicht dabei sein konnte.«
    »Wie sind denn die Untersuchungen gelaufen?«, fragte Gesa, die an Mamas Bett saß.
    »Bestens.« Mama lächelte. »Es wird ein Mädchen.«
    »Ein Mädchen, toll!«, quiekte Mona. »Ich find’s ja sooo super, dass wir bald ein Baby kriegen!«
    »Nicht wir, sondern Mama«, sagte ich.
    »Ja, ja.« Mona strahlte Mama an. »Darf ich dann auch mal auf das Baby aufpassen?«
    Mama nickte. »Natürlich.«
    »Super!«, rief Mona. »Hast du das gehört, Emma?«
    »Ich bin ja nicht taub«, murmelte ich. Monas Begeisterung nervte mich ein bisschen. Hoffentlich ging das nicht die nächsten Monate so weiter …
    Während Mama Gesa lang und breit von der
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