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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma
Autoren: Maja von Vogel
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Lehrern? Die hatten den Brief doch bestimmt auch gelesen. Schließlich ging fast jeder mal am Schwarzen Brett vorbei, um auf den Vertretungsplan zu schauen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Erdboden versunken. Ich konnte mich doch jetzt in der Schule gar nicht mehr sehen lassen. Bestimmt lachten sich gerade alle kaputt über mich.
    Ein paar Schüler kamen den Flur entlang. Ich zog schnell den Kopf ein und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Sahen sie zu mir herüber? Warum tuschelten sie auf einmal so auffällig? Machten sie sich über mich lustig?
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, von allen Seiten angestarrt zu werden. Meine Haut begann zu prickeln. Panik stieg in mir auf, und ich rannte davon.
    Am liebsten hätte ich mich den Rest des Vormittags auf dem Klo verkrochen, aber das ging natürlich nicht. In die Pausenhalle traute ich mich nicht, also lief ich auf den Schulhof. Und da war er. Bastian. Er spielte seelenruhig mit seinen Kumpels Fußball. Als wäre alles in bester Ordnung. Ich wurde so was von wütend. Dem würde ich’s zeigen!
    Bastian schoss den Ball gerade zu Torben. Ich ballte die Fäuste und lief los.
    »He, aus dem Weg!«, rief Torben.
    Ich beachtete den Blödmann gar nicht, sondern baute mich vor Bastian auf.
    »Weißt du, was das ist?« Ich wedelte mit dem Brief vor seiner Nase herum.
    Bastian machte ein verdutztes Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Das solltest du aber.« Meine Stimme klang ganz schrill. Ein paar Schüler drehten sich zu uns um, aber das war mir egal. »Das ist der Brief, den ich dir geschrieben habe. Und jetzt rate mal, wo ich den gerade gefunden habe!«
    »Hör mal, Emma …«, fing Bastian an, aber ich ließ ihn nicht ausreden.
    »Der hing am Schwarzen Brett!«, schrie ich. »Kannst du mir vielleicht mal erklären, wie er dahin gekommen ist?«
    Bastian zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich …«
    Aber ich unterbrach ihn schon wieder. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du hast den Brief ans Schwarze Brett gehängt. Weil du mir eins auswischen wolltest. Das ist echt das Allerletzte! Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein mieser Typ bist …«
    »Ich hab deinen Brief gar nicht bekommen«, sagte Bastian.
    Mir blieb glatt die Spucke weg. »Was?«
    »Ich hab deinen Brief gar nicht bekommen«, wiederholte Bastian.
    »Wie – nicht bekommen?« Ich kapierte es immer noch nicht. Ich hörte zwar, was Bastian sagte, aber ich verstand ihn nicht. Plötzlich fiel mir auf, dass es ungewöhnlich still auf dem Schulhof geworden war. Alle starrten uns an. Besser gesagt, mich. Ich merkte, wie ich knallrot wurde. Ich fühlte mich wie in einem dieser Albträume, in denen man nackt über die Straße läuft.
    »Komm mit.« Bastian griff nach meinem Arm. »Wir müssen uns mal in Ruhe unterhalten.«
    Er zog mich über den Schulhof, weg von den anderen. Ich stolperte hinter ihm her. Meine Füße fühlten sich taub an, und mir war ein bisschen schwindelig. Wenn Bastian mich nicht gehalten hätte, wäre ich bestimmt hingefallen. Doch seine Finger lagen warm und fest um meinen Arm. Er ließ mich erst los, als wir hinter der Turnhalle standen.
    »So«, sagte Bastian. »Hier sind wir für uns. Was ist eigentlich los?«
    Ich ließ den Kopf hängen und starrte auf meine Turnschuhe. Plötzlich fühlte ich mich total kraftlos. Als ob mich alle Energie mit einem Schlag verlassen hätte. Meine Wut war verschwunden. Stattdessen kam mir alles sinnlos vor. Warum sollte ich mich mit Bastian herumstreiten? Das brachte doch sowieso nichts. Er wollte nichts mehr von mir wissen, das war glasklar. Warum hätte er sonst den Brief ans Schwarze Brett gehängt?
    »Ist doch egal«, murmelte ich. »Lass mich einfach in Ruhe.« Ich wollte mich umdrehen und davongehen, aber Bastian hielt mich fest.
    »Nichts da! Diesmal bleibst du hier. Ich will endlich wissen, was du hast. So langsam verstehe ich nämlich gar nichts mehr.«
    »Brauchst du auch nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast ja jetzt Mona.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Bastian.
    »Tu nicht so unschuldig.« Ich sah Bastian fest in die Augen. »Ich weiß alles.«
    »Aha. Und was weißt du genau, wenn ich fragen darf?«
    »Dass du mit Mona zusammen bist, natürlich«, sagte ich.
    Erst machte Bastian ein verwirrtes Gesicht, dann prustete er los.
    »Ich weiß wirklich nicht, was daran so witzig ist«, sagte ich ärgerlich.
    Bastian konnte vor lauter Lachen gar nicht richtig sprechen. »Mona und ich?«, japste er.
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