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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma
Autoren: Maja von Vogel
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ihn doch aus meinem Gedächtnis streichen! Ein für alle Mal! Leider klappte das nicht. Immer wieder sah ich sein Gesicht vor mir. Er hatte total verdutzt ausgesehen, als ich ihn vorhin einfach stehen gelassen hatte. Und ziemlich traurig …
    Als es endlich zur Pause klingelte, atmete ich auf. Ich wollte schnell verschwinden, aber Frau Meisner hielt mich zurück. Sie wartete, bis wir allein im Klassenzimmer waren.
    »Was ist los mit dir, Emma?«, fragte sie. »In letzter Zeit lässt du dich total hängen. Hast du vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten? Du kannst gerne mit mir darüber reden, wenn du möchtest.« Sie wartete einen Moment, aber ich schwieg. »Läuft es zu Hause nicht gut?«, fragte sie weiter. »Oder ist es etwas anderes? Der Streit mit Lea vielleicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Lea und ich haben uns wieder vertragen. Es ist alles in Ordnung.«
    Frau Meisner seufzte. »Den Eindruck habe ich nicht. Wenn du so weitermachst, bleibt mir nichts anderes übrig, als deine Mutter anzurufen. In Mathe verlierst du sonst völlig den Anschluss.« Sie klang jetzt nicht mehr ärgerlich, sondern besorgt. Einen Augenblick war ich kurz davor, Frau Meisner alles zu erzählen. Von Bastian und Mona, von Mama, die immer noch krank war, von der verlorenen Klassenkasse …
    Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Nein, es ging nicht. Das war alles viel zu verworren. Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. Außerdem wäre Frau Meisner bestimmt sauer, wenn sie von der verlorenen Klassenkasse erfuhr. Und noch mehr Ärger konnte ich wirklich nicht gebrauchen.
    Frau Meisner wartete einen Moment, dann stand sie auf. »Ich kann dich nicht zwingen, mit mir zu reden, Emma. Aber wenn du Probleme hast, solltest du dich jemandem anvertrauen.« Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »Du kannst jederzeit zu mir kommen, okay?«
    Ich nickte. Dann durfte ich endlich gehen.
     
    »Du hast
was
?« Mama sah mich mit gerunzelter Stirn an.
    Wir saßen beim Abendbrot, und ich hatte gerade von meinem neuen Nebenjob erzählt. Nach der Schule war ich gleich ins Gemeindezentrum geflitzt und hatte Leas und meinen Zettel aufgehängt.
    Ich fand den Text ziemlich gut:
    Zuverlässige Schülerinnen übernehmen Arbeiten aller Art!
     
    Brauchen Sie jemanden, der Ihren Hund ausführt?
    Oder die Einkäufe erledigt?
    Oder den Rasen mäht?
    Oder Ihnen aus der Zeitung vorliest?
    Rufen Sie uns einfach an, wir helfen Ihnen gerne!
    Darunter hatte ich noch meine Telefonnummer geschrieben – und es hatten tatsächlich schon Leute angerufen!
    »Die Sache läuft richtig gut an«, erzählte ich. »Für morgen haben wir schon zwei Aufträge. Einmal einkaufen gehen und einmal Hunde ausführen. Wenn das so weitergeht, sind wir bald ausgebucht.«
    Wenigstens eine Sache, die klappte. Ich hatte beschlossen, mich voll in die Arbeit zu stürzen, denn dann hatte ich keine Zeit mehr zu grübeln. Zum Glück blieb mir Monas versteinerte Miene heute Abend erspart. Sie hatte Generalprobe mit ihrem Flötenchor. Klaus war mit seinen Kumpels unterwegs, und Tim saß in seinem Zimmer am Computer. Wahrscheinlich wieder irgendeine wichtige Versteigerung.
    »Eine tolle Idee!« Oma lächelte mir zu. »Alte Menschen vereinsamen heutzutage doch immer mehr. Die freuen sich, wenn mal jemand bei ihnen vorbeischaut.«
    »Ich weiß nicht …« Mama sah nicht so richtig überzeugt aus. »Da kann sich doch sonst wer melden! Was, wenn Emma an den Falschen gerät?«
    »Wie – an den Falschen?« Ich verstand nur Bahnhof.
    »Jetzt übertreib mal nicht, Lia«, sagte Gesa. »Wir leben doch nicht in Chicago. Was soll den Mädchen hier in Tupfingen schon passieren? Außerdem sind sie ja zu zweit.«
    »Und was ist mit der Schule?«, fragte Mama. »Schaffst du das denn alles noch neben den Hausaufgaben?«
    Ich nickte schnell. »Na klar, kein Problem.«
    »Also gut, von mir aus«, sagte Mama. »Aber sobald du in der Schule abrutschst, beenden wir die Sache, verstanden?«
    »Ich bin ja nicht taub«, murmelte ich. Hoffentlich wartete Frau Meisner noch ein bisschen, bevor sie Mama anrief. Dabei fiel mir ein, dass ich die Mathehausaufgaben für morgen noch machen musste. Ich seufzte. Ich hatte mal wieder nichts von dem verstanden, was wir durchgenommen hatten. Das würde noch ein langer Abend werden …
    »Ich leg mich hin.« Mama schob ihren Teller weg und stand auf. Dabei war es gerade mal halb sieben!
    »Du hast ja überhaupt nichts gegessen«, sagte Oma vorwurfsvoll.
    »Ich hab keinen
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