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Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken

Titel: Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken
Autoren: Yannik Mahr
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Ein typisch deutsches Vorwort …

    Liebe Leserin, lieber Leser!
    Vorsicht: Dieses Buch ist richtig gut. Urkomisch, auf den Punkt, ein Traum in Schwarz, Rot, Gold.
    Aber Achtung: Das, liebe Leserin und lieber Leser, dürfen Sie niemals offen zugeben. Selbst wenn Sie nach der Lektüre begeistert und glücklich sein sollten und Ihr Zwerchfell kurz vor dem Zerreißen wäre – lassen Sie sich das auf keinen Fall anmerken! Denn das wäre alles, nur nicht typisch deutsch.
    Ganz gleich, mit wem Sie über dieses Buch reden und wie lange: Fangen Sie immer damit an, was Ihnen nicht gefallen hat.
    Auch wenn da eigentlich nichts ist, suchen Sie! Irgendetwas findet sich doch immer.
    Hier nur ein paar Dinge zur Auswahl, Sie können sich auch für zwei oder drei entscheiden:
    Das Buch ist zu lang/zu kurz.
    Das Buch ist zu teuer/zu billig.
    Das Papier ist zu dick/zu dünn.
    Die Schrift ist zu groß/zu klein.
    Das ist doch alles übertrieben.
    Das hat uns gerade noch gefehlt.
    Oder ganz einfach:
    Das hätte es früher nicht gegeben.
    Damit machen Sie schon einmal das Wichtigste richtig, wenn Sie als typisch deutsch gelten möchten. Ein Gespräch beginnt man hier, bei uns in Deutschland, immer, indem man das Negative zuerst nennt. Ein praktisches Beispiel: Fragen Sie Ihren Kollegen oder einen anderen Bürger dieser an sich wunderbaren Republik, wie der Urlaub gewesen sei. In 99 Prozent der Fälle wird er – oder sie – etwas in der Art antworten: „Also, am letzten Tag hat es geregnet, bestimmt zwei Stunden.“
    Und wenn Sie nach genauerer Betrachtung Ihres Gegenübers einwenden: „Aber du bist doch knackebraun!“, wird er – oder sie – zugeben, dass die Sonne mit Ausnahme des letzten Tages ja auch fast rund um die Uhr geschienen habe.
    Ein anderes Beispiel: Sollten Sie mal das Glück haben, mit einem Lottogewinner von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, versuchen Sie herauszubekommen, wie er sich fühlt. Fragen Sie ihn: „Das muss doch Wahnsinn sein – Sie haben eine Million Euro gewonnen! Jetzt sind Sie bestimmt alle Sorgen los, oder?“
    „Na ja, aber die Hälfte geht für die Ausbildung der Kinder drauf, und den Rest hat meine Frau schon für sich verplant. Ich bin froh, wenn ich mir am Ende noch ’nen gebrauchten Porsche kaufen kann.“
    Etwas in der Art wird er mit Sicherheit sagen. Denn wenn es um das Schlechte im Guten geht, ist der Deutsche wie ein investigativer Journalist: Er sucht so lang, bis er etwas gefunden hat.
    Den vielleicht größten Erfolg dabei hatte eine Tageszeitung, die nach dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 1990 folgende Schlagzeile kreierte: „Weltmeister – und jetzt?“
    In diesem Sinne: Keinen Spaß mit den kommenden Kapiteln! Lesen Sie nicht zu viel auf einmal! Gehen Sie regelmäßig zum Augenarzt! Passen Sie auf, dass Ihnen das Buch nicht gestohlen wird, und schließen Sie rechtzeitig eine Versicherung dagegen ab! Reklamieren Sie jeden Rechtschreibfehler! Und vor allem: Vergessen Sie nicht, den Haufen aufzusammeln, den Ihr Hund in den zwei Minuten gemacht hat, die Sie für dieses Vorwort gebraucht haben!
    Mit drei Worten: Bleiben Sie deutsch! Und haben Sie Spaß, aber bitte in Maßen.

… und ein typisch deutscher Erzähler?

    Vielleicht wäre es an dieser Stelle angebracht, ein paar Worte über den Erzähler zu verlieren. Schließlich ist Yannik kein klassisch deutscher Vorname, und Mahr auch nicht Meier oder Müller. Tatsächlich habe ich kurz überlegt, dieses Buch unter einem anderen Namen zu schreiben, zum Beispiel als Karl-Heinz Schmidt oder als Klaus Schröder, weil das maximal authentisch geklungen hätte. Ich sah die Rezensionen in den großen deutschen Wochenzeitungen schon vor mir: „Wie keinem Autor zuvor ist es Karl-Heinz Schmidt gelungen“, würden sie schreiben, „die Deutschen so zu porträtieren und zu sezieren, wie sie wirklich sind. Kein Wunder, bei dem Namen.“ Oder so ähnlich.
    Dass ich mich am Ende doch entschieden habe, bei Yannik Mahr zu bleiben, hat mit einer auch nicht untypischen deutschen Eigenschaft (Stichwort: Eitelkeit) zu tun und damit, dass „Mahr“ in den Regalen der Buchhandlungen kurz vor „Mann“ kommt.
    Außerdem hoffe ich, den Namensmakel mit geballter Landeskenntnis wettmachen zu können. Ich bin, zugegebenermaßen nicht nur für dieses Buch, in jedem unserer wunderbar-einzigartigen 16 Bundesländer gewesen. Ich habe mich mit den sturen Schleswig-Holsteinern genauso amüsiert wie mit den Hanseaten
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