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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk
Autoren: Nicola Bardola
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Vorwort
    Morton Rhue lebt seit über zwanzig Jahren in der Kleinstadt Larchmont im Westchester County im US -Bundesstaat New York. Es ist ruhig da, friedlich, fast idyllisch. Aber das hindert den 1950 in New York City geborenen Autor nicht daran, immer wieder sozial brisante Themen in Angriff zu nehmen und sie für Jugendliche fiktional umzusetzen. Der vorliegende Band möchte nicht nur einen Blick in die Schriftsteller-Werkstatt werfen, sondern auch die ins Deutsche übersetzten Romane des Autors vorstellen und interpretieren. Zudem sollen der Werdegang Morton Rhues, der mit bürgerlichem Namen Todd Strasser heißt, gezeigt und sein Engagement für Frieden und soziale Gerechtigkeit gewürdigt werden.
    In den USA kennt man Morton Rhue fast nur unter seinem Geburtsnamen Todd Strasser. Bei einem langen Gespräch, das ich im Herbst 2011 mit ihm führte, erklärte er mir seinen Künstlernamen: »Ich hatte in der Schule mehrere Jahre Französisch. Leider habe ich das meiste vergessen, aber es reicht für die Wörter ›mort‹ und ›rue‹, also ›Tod‹ und ›Straße‹.« Morton Rhue dürfte heute eines der bekanntesten Pseudonyme in der Jugendliteratur sein. Und auch seine Entstehung, die Anklänge an das Ende und an den Weg und die leichten phonetischen Veränderungen – Todd Strasser → Morton Rhue – sind vielen seiner Leser bekannt. Der Autor erfand diesen nom de plume 1981, weil einer seiner amerikanischen Verleger damals verhindern wollte, dass zwei Bücher gleichzeitig von Todd Strasser erscheinen. Todd solle doch bitte eines der beiden Bücher unter einem anderen Namen veröffentlichen. Seither ist Todd Strasser in Deutschland viel bekannter unter dem Namen Morton Rhue, weshalb ich ihn in diesem Buch auch durchgängig so nenne.
    Mein erstes Interview mit Morton Rhue fand im März 2002 anlässlich seines Buches »Ich knall euch ab!« in München statt, gerade einen Monat vor dem Massaker von Erfurt. Morton Rhue hatte kurz vor unserem Gespräch eine Lesereise durch Deutschland gemacht. Der Tenor in den deutschen Schulen lautete angesichts der von Rhue im Buch beschriebenen Bluttat: »Zum Glück kann so etwas bei uns nicht geschehen, allein schon weil es in den deutschen Haushalten nicht so viele Waffen gibt …« Wenige Wochen danach, nachdem also die Realität das Vorstellungsvermögen aller überstiegen hatte, wurde diese Haltung brutal widerlegt. Wie sieht Morton Rhue das Thema Amok heute und welche Probleme könnten sich bei der geplanten Verfilmung von »Ich knall euch ab!« ergeben? Welchen Weg hat der Schriftsteller Morton Rhue, der heute mit gerade zweiundsechzig Jahren mehr als einhundertvierzig Bücher publiziert hat, zurückgelegt? Wie wurde er zum Autor spannender, sozial engagierter und anspruchsvoller Romane, die Jugendliche begeistern, egal ob sie seine Bücher in der Schule lesen oder außerhalb?
    Bereits mit einundzwanzig Jahren hatte Morton Rhue seinen ersten Roman geschrieben. Erfolglos. Aber einige Jahre später entstand daraus »Angel Dust Blues«. Der Roman erschien 1978 auf Umwegen und nach Verzögerungen. Und er ermöglichte Rhue nicht nur die Gründung einer Firma für chinesische Glückskekse in New York City, sondern war auch der Auftakt zu seiner Schriftstellerkarriere. Heute gilt Morton Rhue in den USA als einer der bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren. Aber nicht nur dort ist er prominent: Seine Texte wurden weltweit bisher in insgesamt siebzehn Sprachen übersetzt – die Literatur für jugendliche Leser mit besonders großem Erfolg ins Deutsche. Morton Rhues Geschichten und Artikel sind inzwischen unter anderem in The New Yorker, Esquire und The New York Times erschienen. Darunter befindet sich auch die Short Story »Auf der Brücke«, die in diesem Buch erstmals auf Deutsch veröffentlicht wird.
    Die meisten der gesellschaftskritischen Romane Morton Rhues brauchen mit Recherche etwa ein Jahr Arbeitszeit bis zur Rohfassung und zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie zwar fiktional sind, aber auf tatsächlichen Ereignissen beruhen, für die Morton Rhue immer wieder neue erzählerische Mittel findet. Die Auslöser für alle diese Bücher sind vielfältig und nicht selten autobiografisch motiviert. Für »Ich knall euch ab!« beispielsweise war eine der zahlreichen Schreibmotivationen die Sorge des Vaters um seine Kinder, die damals Schulen besuchten, die sich nicht wesentlich von der Columbine Highschool unterschieden, in der 1999 zwei Jugendliche einen Lehrer
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