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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk
Autoren: Nicola Bardola
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Einrichtung eines Fahrdienstes, den Jugendliche nachts anwählen können, um sicher nach Hause gebracht zu werden. Der Autor hat selbst eine Zeit lang freiwillig diesen Dienst geleistet, als seine Tochter noch die Highschool in Larchmont besuchte.
    Morton Rhue stellt in seinem unmittelbaren gesellschaftlichen Umfeld oft kleinere Sozialstudien an, deren Ergebnisse in seine Texte einfließen: »Ich wuchs nicht in einer Welt der Jachten und exklusiven Klubs auf. Familien, die drei- oder viermal im Jahr Fernurlaub machten, gab es bei uns nicht. Hier in den Küstenstädten gibt es eine faszinierende Mischung von Menschen, die gerade so genug haben, und Menschen, die mehr als genug besitzen.« Aber wenn es die Geschichte verlangt, siedelt Morton Rhue die Romanfiguren seiner sozialkritischen Romane auch in New York oder anderen Städten an. Und dabei wählt er Themen aus dem Leben Heranwachsender, die unbequem sind: Schönheitswahn, Ruhmsucht, Drogensucht, Kriminalität, Obdachlosigkeit oder Mobbing und Gewalt. Immer lässt Morton Rhue die Lebenswelten der Teenager auf die Erwachsenenwelt prallen. Dabei rüttelt er seine Leser auf, indem er seine Romane mit direkter Sozialkritik verbindet. So schreibt er beispielsweise in der Widmung von »Ich knall euch ab!«: »Der Tod dieses unschuldigen Kindes zeigt einmal mehr, dass wir in einem Land leben, in dem der Gebrauch und die Verfügbarkeit von Schusswaffen auf das Erschreckendste außer Kontrolle geraten sind.« In »Fame Junkies« kritisiert Morton Rhue »das fast schon obsessive Interesse unserer Gesellschaft an Stars«, wie er im Nachwort schreibt. Und »Ghetto Kidz« begleitet er mit den Worten: »Gleiches Recht und gleiche Chancen für alle – von diesem ursprünglichen Grundgedanken unserer Verfassung scheint man sich verabschiedet zu haben.«
    Schreiben als Prozess
    Man kann nicht behaupten, dass Morton Rhue sich in seinen Geschichten mit großartigen Landschaftsbeschreibungen, mit subtilen Schilderungen atmosphärischer Veränderungen oder mit der detaillierten Darstellung von Gemütsschwankungen aufhält. Er lacht von Herzen, als ich ihn nach seiner Meinung zu Virginia Woolf frage. »Es gibt Autoren, die ihren eigenen Stil haben. Unverwechselbar. Sie haben sich für eine bestimmte Art des Schreibens entschieden. Bei mir ist es ein sehr natürlicher Vorgang. Mein Schreibstil entspringt meinem Charakter.«
    Ob sich im Verlauf von über vierzig Jahren schriftstellerischer Tätigkeit wesentliche Dinge verändert haben? »Ich habe mich bestimmt in manchen Bereichen verändert und hoffentlich verbessert. Aber wenn ich zurückblicke, muss ich zu meiner eigenen Überraschung sagen, dass ich stilistisch ziemlich konstant geblieben bin. Diese Konstanz ist ein Teil von mir.« Allerdings stellt Morton Rhue Veränderungen bei der Themenwahl fest: »Seitdem meine Kinder erwachsen sind, schreibe ich weniger für Kinder bis zwölf Jahren. Ich kenne kaum noch Kinder in dem Alter. Also fehlt mir hier die Inspiration. Ich schreibe fast nur noch Bücher für ältere Teenager. Und die sind ja den Erwachsenen oft sehr nahe.«
    Auf sein enormes Schreibpensum angesprochen sagt Morton Rhue: »Schreiben hat für mich fast etwas Zwanghaftes. Ich muss es tun. Im Januar 2011 war ich zum Surfen mit Freunden in Costa Rica. Aber auch dort ertappte ich mich immer wieder beim Schreiben. Schreiben ist ein so bedeutender Bestandteil meines Lebens, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie ich ohne das Schreiben klarkommen könnte. Ich habe dieses Bedürfnis, meine Umwelt zu beobachten, Eindrücke aufzufangen und sie dann niederzuschreiben. Wahrscheinlich werde ich das immer tun. Ich bin nicht sicher, ob die Leute immer werden lesen wollen, was ich schreibe, aber ich werde wahrscheinlich trotzdem weiter schreiben.« Ob er jemals eine Schaffenskrise hatte? Rhue überrascht meine Frage, er bejaht sie sofort: »Oh, sicher, ja, nicht nur eine. Aber bei mir ist das zumeist ein technisches Problem. Ich würde meine Schreibblockade eher als einen Moment definieren, in dem ich etwas zu sagen habe, aber nicht weiß, wie ich es tun kann. Die ergebnislose Suche nach einer passenden Form verhindert dann das Schreiben. Und das hatte ich schon sehr oft. Insbesondere in den Anfängen meiner Laufbahn. Ich besuchte dann Ende der 1980er Jahre einen Creative Writing Workshop, geleitet von Robert McKee. McKee hat mir geholfen, die Struktur von Geschichten zu verstehen und schon vor dem Schreiben Abläufe der Romane zu
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