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Morton Rhu - Leben und Werk

Morton Rhu - Leben und Werk

Titel: Morton Rhu - Leben und Werk
Autoren: Nicola Bardola
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skizzieren. Also beispielsweise immer vorab zu wissen, wie eine Geschichte beginnt und wie sie endet. Nach jenem Kurs habe ich nie wieder ein Buch angefangen zu schreiben, ohne zu wissen, was zum Schluss der Geschichte passieren wird. Und selten machte ich mich ans Schreiben, ohne vorher eine ungefähre Inhaltsangabe zu haben. Beim Schreiben kann sich natürlich noch vieles verändern, aber dann überarbeite ich eben meine ursprüngliche Inhaltsangabe.«
    Vor diesem Hintergrund wollte ich von Morton Rhue wissen, wie sein Debüt-Roman »Angel Dust Blues« heute auf ihn wirke. »Ich habe ihn kürzlich nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder gelesen. Natürlich habe ich darin Dinge entdeckt, die ich heute schlichtweg als Fehler bezeichnen würde, die ein junger Schriftsteller macht. Aber ich war gleichzeitig ziemlich überrascht, dass ich schon damals in der Lage war, einen Roman zu schreiben, der auf einer Struktur basiert, auf der auch viele meiner nachfolgenden Bücher beruhen. Dass mir dies ohne jedes Training, ohne Übung bezüglich Plot, Spannungsbögen usw. damals gelang, finde ich schon ziemlich erstaunlich.«
    »Angel Dust Blues«, die Geschichte eines Teenagers aus Long Island, der mit Drogen handelt und verhaftet wird, entstand zwischen 1973 und 1977. Da ein erfolgreicher Roman in jenen Jahren laut der Zeitschrift Writer’s Digest angeblich zwei Komponenten – Nazis und Kokain – enthalten musste, erfand Morton Rhue einen deutschen Protagonisten, der am Ende des Zweiten Weltkriegs mit einem U-Boot nach Kolumbien flüchtet, um Drogen nach Long Island zu schmuggeln. Rhue bekam in kurzer Zeit viele Absagen für das Manuskript. »Das war hart«, erinnert sich der Autor heute. »Ich arbeitete damals als Korrektor beim Esquire Magazine, verdiente fast nichts und die Aussichten, Schriftsteller zu werden, schwanden mit jeder Absage. Ich setzte eine Deadline fest. Sollte es mir vor meinem zweiunddreißigsten Geburtstag nicht gelingen, ein Buch zu veröffentlichen, würde ich die Hoffnung, Schriftsteller zu werden, aufgeben und etwas ganz anderes machen. Nur was, das war nicht klar.« Dann aber kam ein Anruf seines Agenten. »Ein Lektor namens Ferdinand Monjo wolle mit mir essen gehen. Ich ernährte mich damals von Thunfisch aus Dosen, um Geld zu sparen. Wir trafen uns in einem vornehmen East-Side-Restaurant. Monjos Assistent war dabei, und die meiste Zeit unterhielten sich die beiden und ich hörte zu. Gegen Ende fragte mich Monjo, ob ich bereit wäre, mein Manuskript zu überarbeiten. Ich sagte ja und fragte, ob er Anregungen dafür habe. Meine Neugier schien ihm zu gefallen. ›Ja‹, sagte er. ›In unserem Geschäft ist es wichtig, über Dinge zu schreiben, die man kennt. Es ist klar, dass du viel Ahnung von Teenagern aus den Vorstädten New Yorks hast‹. Er räusperte sich und fuhr nach einer Pause fort: ›Und es ist ebenso klar, dass du nicht viel Ahnung von Nazis, Unterseebooten und Drogenschmuggel hast.‹ Ferdinand Monjo bot mir dreitausend US -Dollar – das war 1978 eine Menge Geld –, falls ich bereit wäre, das Manuskript in seinem Sinne zu überarbeiten. Gibt es heute Verlage, die so etwas wagen würden? So viel Geld in einen Neuling investieren? Vielleicht lag es daran, dass Monjo selbst auch Schriftsteller war. Jedenfalls reduzierte ich den Plot stark und legte mehr Wert auf die Figuren, so wie er es vorgeschlagen hatte. Leider starb Monjo 1979. Kurz danach erschien mein erstes Buch ›Angel Dust Blues‹ in der Fassung, die ich Ferdinand Monjo verdanke.«
    Leider wurde Rhues Roman nicht ins Deutsche übersetzt. Aber er ist im Original lieferbar und wer mehr über die Anfänge Morton Rhues erfahren möchte, wird seine Freude an »Angel Dust Blues« haben, denn der Held Alex weist einige Ähnlichkeiten mit dem jungen Morton Rhue auf: Herkunft, Elternhaus oder die Leidenschaft für Tennis …
    Erziehung und Sport
    Tennis ist ein wichtiger Teil im Leben Morton Rhues. Er stand schon als kleines Kind auf dem Tennisplatz und lernte sehr früh den Umgang mit Schläger und Ball. »Mein Vater spielte leidenschaftlich gerne Tennis«, erinnert sich der Autor. Aber der Vater war auch ehrgeizig und übte Druck auf den Jungen aus. Er hoffte, sein Sohn würde einmal ein erfolgreicher Tennisspieler werden. Und der spielte gut und nahm an Turnieren teil. Aber je mehr Matches er spielte, desto eher wurde ihm klar, dass er nicht für Wettkämpfe geschaffen war – weder mental noch physisch konnte er mit der
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