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Horror-Trip im Luxusauto

Horror-Trip im Luxusauto

Titel: Horror-Trip im Luxusauto
Autoren: Stefan Wolf
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1. Bosheit
     
    Der Himmel mochte wissen, welcher Duft
in Oskars Hundenase stieg. Waren’s Bratwürste oder eine entzückende Hündin —
mit seidigem Fell und besonders langen Schlappohren?
    Wie auch immer — Oskar drehte durch.
    Ohne Vorankündigung schlüpfte er aus
seinem Halsband — ein Trick, den er neuerdings voll drauf hat — und sauste, daß
die Pfoten flogen, in die Einfahrt eines Parkhauses.
    Gaby blieb das Herz stehen. Sie fiel
fast vom Rad.
    „Oooooskar! Hierher!“
    Ihre glockenhelle Stimme hallte wider
von den Hauswänden der Glunzel-Straße. Passanten blickten her, ein Radfahrer
drehte sich um auf dem Sattel und rammte fast einen Straßenreinigungs-Arbeiter.
Zwei Jungs auf ihrem Tandem wandten die Köpfe. Kurz: Alle glotzten — obwohl
bestimmt niemand Oskar hieß.
    Der war den Betonschlauch der Auffahrt
hinaufgehechelt und nicht mehr zu sehen.
    Computer-Karl, der Gaby begleitete, war
noch mit seiner Verblüffung beschäftigt.
    „Was soll denn das, Gaby? Das hat er
noch nie gemacht.“
    „Dann tu was! Hol ihn! „
    Die Aufforderung war berechtigt. Gaby
konnte nicht. Ihr Rad war überladen. Auf dem Gepäckträger transportierte sie
eine halbmeter-hohe Kaktee, deren Keramiktopf sorgsam festgebunden war. Vorn am
Lenker hing ein großer Blumenstrauß, eingepackt in violettes Blumenladen-Papier.
    „Bin schon unterwegs“, meinte Karl.
    Das Rad an den Rinnstein — und
hinterher!
    Karl, lang und dürr, flitzte.
    Ein Wagen, der gerade ins Parkhaus
wollte, kam ihm in die Quere. Bremsen quietschten. Karl preschte vorbei und war
nicht beleidigt, obwohl er hörte, wie der Fahrer ihn beschimpfte.
    „Wohl verrückt geworden? Mistbengel!
Keine Augen im Kopf? Hier ist nicht für Fußgänger!“
    Autofahrer! dachte Karl verächtlich,
während er die Beton-Steigung hinaufrannte, Bleifuß und leere Birne! Kann sich
nicht vorstellen, daß ich hier ein Problem habe. Ein Hunde-Problem namens
Oskar. Zum Teufel, wo steckt der Satansbraten?
    Erste Parketage. Karl trabte an den
abgestellten Wagen entlang. Stickige Luft. Es roch nach Benzin. Karl füllte
sich die Lungen mit Abgasen — jedenfalls befürchtete er das — und rief lauthals
nach Oskar.
    Aber hier war er nicht.
    Vorsichtshalber noch eine Runde. Karl
äugte in die Ecken und zwischen die Fahrzeuge. Nichts.
    Dann wurde er überholt von dem
schimpfenden Fahrer in seinem Mercedes. Der Mann blökte hinter geschlossenen
Scheiben und tippte sich an die Stirn.
    Karl lief zum nächsten Parkdeck hinauf.
    Auch hier fast keine Lücke. In den
Wänden nur wenige Glasbausteine, weshalb das Licht dämmerig war — wie etwa um
20.30 Uhr zu dieser Jahreszeit. Dort die Tür zum Lift. Und daneben — Karl hörte
das Winseln. Es klang sehnsüchtig. Gleichzeitig trommelten Pfoten gegen Blech.
    Karl folgte dem Lärm.
    Und da war er, der Ausreißer. An einem
weißen Sportcoupe wischte Oskar sich die Pfoten ab, aufgerichtet an der
Beifahrertür. Das Fenster war spaltweit geöffnet. Eine Dalmatiner-Hündin schob
ihre Nase ins Freie, und Oskar verteilte Küsse zu Dutzenden. Die ganze Scheibe
war schon naß.
    Karl schlich an, quetschte sich
zwischen die Fahrzeuge, machte dabei seinen Jeans-Gürtel los und — schwapp ! — war Oskar angeleint.
    Vorwurfsvoll sah er Karl an. Merkst du
denn nicht — sollte der Blick heißen — , was ich hier
aufreiße? So eine schwarzweißgefleckte Schönheit läuft mir nicht jeden Tag über
den Weg.
    Karl hockte sich neben Oskar und
streichelte ihn beruhigend.
    „Ich verstehe dich ja. Sie ist wirklich
dufte, Oskar. Aber das hilft alles nichts. Der Wagen ist abgeschlossen. Ich
kann dir nicht helfen.“

    Oskar seufzte. Die Hündin war auf die
Rücksitze gesprungen und blickte durchs Heckfenster. Karl achtete darauf, daß
Oskar in der Schlinge blieb, und wollte sich aufrichten.
    In diesem Moment hörte er den Mann. Er
kam aus dem Lift, und das schiefe Gesicht sah so mürrisch aus, daß Karl lieber
unsichtbar blieb. War vielleicht besser. Wenn der ihn hier sah — an einem
fremden Wagen, der Typ würde sonst was denken.
    Also verharrte Karl in der Hocke und
hielt Oskar die Schnauze zu.
     
    *
     
    Es war Samstag, eine Woche vor Pfingsten.
    Leo Lipstock, den böse Zungen ,Schiefgesicht’ nannten, hatte Einkäufe gemacht.
Schuhcreme, Kaffeesahne, Eiernudeln, Klopapier — was man als Single ( Junggeselle) so braucht. Jetzt wollte er zu seinem Wagen, der im Parkhaus Glunzelstraße
stand. In der zweiten Etage, wie Lipstock sich erinnerte. Was durchaus
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