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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma
Autoren: Maja von Vogel
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nicht angefangen hatte, und schlüpfte schnell auf meinen Platz. Seit Lea sich neben Simone gesetzt hatte, hatte ich unseren Tisch ganz für mich allein. Das war eigentlich gar nicht so schlecht. Endlich kam mir niemand mehr in die Quere, und ich konnte meine Sachen über den ganzen Tisch ausbreiten, ohne dass sich jemand beschwerte.
    Ich warf einen Blick zu Lea hinüber, die mal wieder mit Simone herumkicherte. Die beiden tuschelten ständig miteinander und bekamen einen Lachkrampf nach dem anderen – total albern. Aber heute lachte eigentlich nur Simone. Leas Grinsen sah ziemlich gequält aus, und sie war blasser als sonst. Vielleicht hatte sie schlecht geschlafen. Oder sie wurde krank. Als Lea in meine Richtung blickte, schaute ich schnell wieder weg. Eigentlich konnte es mir ja völlig schnuppe sein, was mit Lea los war. Schließlich wollte sie nichts mehr mit mir zu tun haben. Genauso wenig wie ich mit ihr.
    »Prima, jetzt haben alle bezahlt.« Frau Meisner hakte ein paar Namen auf ihrer Liste ab und steckte die eingesammelten Münzen und Scheine in eine große, schwarze Geldbörse mit silbernem Reißverschluss. »Wir sollten das Geld aber nicht hier in der Schule aufbewahren. Wer möchte die Klassenkasse bis zum Schulausflug mit zu sich nach Hause nehmen?«
    Sofort schossen eine Menge Finger in die Höhe.
    »Nehmen Sie mich!«, rief Lukas und schnipste wie verrückt. »Dann kann ich mir endlich die neue PlayStation kaufen!« Sein Freund Tobias und ein paar andere lachten.
    Frau Meisner runzelte die Stirn. »Das ist kein Spaß, Lukas, schließlich geht es um eine Menge Geld. Wer die Klassenkasse aufbewahrt, übernimmt eine große Verantwortung und sollte absolut zuverlässig sein. Wenn das Geld verloren geht, fällt der Schulausflug ins Wasser, damit das klar ist.«
    Ein paar Hände gingen wieder nach unten, aber die meisten meldeten sich immer noch. Alle wollten beweisen, wie zuverlässig sie waren. Ich hatte mich auch gemeldet. Allerdings rechnete ich mir keine großen Chancen aus. Ich glaube, irgendwie wirke ich nach außen nicht so verantwortungsbewusst und zuverlässig, wie ich in Wirklichkeit bin. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass ich hin und wieder Sachen verliere oder runterschmeiße. Manchmal komme ich auch zu spät, das gebe ich zu. Aber auf die Klassenkasse würde ich natürlich supergut aufpassen.
    Frau Meisner sah sich in der Klasse um. Lea und Simone meldeten sich ebenfalls, aber Frau Meisners Blick wanderte weiter – bis zu mir! Sie schaute mich einen Moment lang nachdenklich an, dann lächelte sie.
    »Möchtest du die Klassenkasse aufbewahren, Emma?«
    Ich wurde rot vor Freude und nickte eifrig.
    »Bist du denn ganz sicher, dass das Geld bei dir gut aufgehoben ist?«
    Ich nickte wieder und verkündete feierlich: »Sie können sich auf mich verlassen – Ehrenwort!«
    »Prima.« Frau Meisner legte die Geldbörse auf meinen Tisch. »Dann ist die Sache entschieden. Und nun machen wir mit Mathe weiter.«
    »Na toll, jetzt können wir den Schulausflug vergessen«, flüsterte Lukas so laut, dass es alle hören konnten. »Emma hat die Kohle doch schon verbummelt, bevor sie heute Mittag zu Hause ankommt.«
    Simone kicherte.
    Ausnahmsweise achtete ich nicht auf Lukas’ unverschämte Bemerkung. Der Blödmann war doch nur neidisch, weil ich die Klassenkasse aufbewahren durfte und er nicht. Ehrfürchtig nahm ich die Geldbörse in die Hand. Sie war ziemlich schwer, und ich konnte eine Menge Münzen fühlen. Aber ich wusste, dass auch einige Scheine drin sein mussten. So viel Geld hatte ich noch nie auf einmal gehabt. Vorsichtig legte ich das Portemonnaie neben mein Mathebuch. Ich würde es bis zum Schulausflug nicht mehr aus den Augen lassen und allen beweisen, dass Emma Laurenz die zuverlässigste Person unter der Sonne war. Dann würden Lukas seine blöden Bemerkungen garantiert im Hals stecken bleiben.
     
    »Was soll das denn?«, fragte Mona, als ich in der großen Pause auf den Schulhof kam. »Hast du Angst, dir klaut jemand deinen Badeanzug?«
    »Quatsch.« Ich hatte meine Schwimmtasche umgehängt und umklammerte sie mit beiden Armen. Leider hatte ich jetzt keine Hand mehr frei, um mein Pausenbrot zu essen. Dabei knurrte mir schon seit einiger Zeit der Magen. Kurzerhand drückte ich Mona die Tasche in die Hand. »Hier, nimm mal kurz. Aber gut festhalten, klar?« Ich warf einen schnellen Blick nach rechts und nach links und flüsterte Mona zu: »In der Tasche sind über hundertfünfzig
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