Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
aktiven Dienst, und schon hatte die Welt ihn wiedergefunden. Er war aus dem Tageslicht direkt in Washingtons finsteren Unterleib hinabgestiegen und wie ein lange verlorenes Familienmitglied begrüßt worden. Und als Dank für seine Rückkehr hatten sie ihm einen geschundenen Kadaver in ein Schlafzimmer mit Blick auf die Columbia Street North West gelegt.
    Miller war schon im Haus gewesen und hatte gesehen, was er sehen wollte, vor allem aber, was er nicht sehen wollte. Das Mobiliar des Opfers, die Bilder an den Wänden, Erinnerungen an ein Leben, das einmal gewesen war. Jetzt war dieses Leben vorbei, ausgelöscht mit einem Herzschlag. Er war zur Hintertür in der Küche hinausgegangen, weil er frische Luft brauchte, einen Tempowechsel. Da drinnen arbeiteten Kriminaltechniker, sachlich und emotionslos, und Miller brauchte ein wenig Abstand. Es war bitterkalt, und trotz des Mantels und Schals und der tief in den Manteltaschen vergrabenen Hände spürte er etwas noch viel Eisigeres als die Witterung. Er stand still in dem gesichtslosen Hinterhof und sah den Wahnsinn um sich herum Gestalt annehmen. Er lauschte auf die scheinbar teilnahmslosen Stimmen der Männer, für die solche Dinge Alltag waren. Er hatte sich für
unberührbar gehalten, und es hatte ihn doch erwischt, mit Leichtigkeit, und das machte ihm Angst.
    Robert Miller - ein Mann von unauffälligem Äußeren, der sich wenig von vielen anderen Männern unterschied - wartete auf seinen Partner, Detective Albert Roth. Miller hatte fast zwei Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Sie hätten sich nicht unähnlicher sein können, und trotzdem war Al Roth, ein geradezu peinlich professioneller Mensch, der sich streng an Regeln und Etikette hielt und wenn nötig für sie beide dachte, ihm ein Halt.
    Miller hatte durchgehalten bei der Mordkommission, aber der Sinn, den er in der Arbeit gesehen hatte, war von jüngsten Ereignissen überwuchert und darunter begraben worden. Die Kenntnisse, die er sich angeeignet hatte, kamen ihm ungefähr so sinnvoll vor wie Stockfisch oder Frischluft. Er hatte vorsichtshalber mal bei der Sitte und beim Drogendezernat vorgefühlt, sogar in der Verwaltung, sich aber nicht entscheiden können. Der August war ein schlechter Monat gewesen, der September ein noch schlechterer, und auch jetzt - noch immer taumelnd nach allem, was passiert war, als hätte er mit knapper Not einen bösen Autounfall überlebt - begriff er noch nicht richtig, wie ihm geschehen war. Er und Roth redeten nicht über die letzten drei Monate, es war etwas Gefühltes, und nicht einmal die Ahnung, dass ein Gespräch vielleicht hilfreich wäre, ließ Miller den Anfang finden.
    Miller war im Zweiten Revier gewesen, als die Meldung hereinkam. Al Roth hatten sie bei sich zu Hause erwischt, und als er in der Columbia Street NW eintraf, standen er und Miller schweigend im Garten der Toten. Nur einen Moment lang, vielleicht als Geste des Repekts.
    Sie betraten das Haus durch die Küche auf der Rückseite. Der untere Flur war bevölkert von Männern, auch auf der Treppe waren Leute; Orchestermusik untermalte das Stimmengewirr und vereinzelte Blitzlichter. Einen Moment lang
standen sie schweigend da, dann fragte Roth: »Was zum Teufel ist das?«
    Miller deutete mit dem Kopf zum Vorderzimmer. »Da läuft’ne DVD. Ist das Leben nicht schön - ausgerechnet.«
    »Wie pietätvoll«, meinte Roth. »Ist sie oben?«
    »Ja, erstes Schlafzimmer rechts.«
    »Wie, sagst du, war ihr Name?«
    »Sheridan«, antwortete Miller. »Catherine Sheridan.«
    »Ich geh dann mal rauf.«
    »Tritt nicht auf die Pizza«, sagte Miller.
    Roth kniff die Augen zusammen. »Pizza?«
    »Der Lieferjunge hat sie auf den Flurläufer gelegt. Als er gekommen ist, stand die Haustür offen, sagt er, und aus dem Vorderzimmer hat er den Fernseher gehört …«
    »Wie? Und dann ist er einfach reingekommen?«
    »Sie haben strikte Anweisung, nicht ohne Geld wieder abzuziehen. Was weiß ich, was er sich gedacht hat, Al. Er hat gemeint, oben jemanden zu hören, und weil der Fernseher lief, konnte er sich nicht bemerkbar machen, also ist er raufgegangen. Er hat sie so gefunden, wie sie jetzt noch daliegt.« Miller schien durch Roth hindurchzuschauen, während er redete, dann erst brachte er Worte und Gedanken zusammen. »Oben wimmelt es von Leuten der Spurensicherung. Wir fliegen da hochkant wieder raus, aber geh nur rauf und sieh’s dir an.«
    Roth zögerte. »Alles okay mit dir?«, fragte er.
    Miller meinte, Substanz und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher