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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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eingewoben in ihr Wesen -, das immer noch um ihr Leben ringt, dabei weiß sie, dass es alles längst keinen Sinn mehr hat …
    Ihre Augen scheinen voller Blut zu sein, sie sieht nur noch rot, riesige, phantastische burgunderrote, rosarote, scharlach- und karmesin- und bordeauxrote Flächen …
    O mein Gott …
    Sie fühlt das Gewicht ihres Kopfes, als er nach vorn kippt.
    Sie weiß, selbst wenn er sie jetzt loslassen würde, wenn Sanitäter hereingestürmt kämen, um sie auf eine Trage zu schnallen und ihr eine Maske über das Gesicht zu stülpen und sie anzuschreien, Atmen Sie , um Himmels willen, Sie müssen atmen! Selbst wenn sie reinen, makellos sauberen Sauerstoff in sie hineinströmen lassen und sie mit Blaulicht ins Columbia Hospital oder in die Universitätsklinik fahren
würden … selbst wenn das alles geschehen würde, wäre sie nicht mehr zu retten …
    In ihrem letzten Augenblick zwingt sie sich, die Augen zu öffnen, und sieht George Baileys Gesicht, das sich beim Tanzen aufhellt, als Mary seinen Blick erwidert, und es ist einer dieser Momente des Erstarrens vor Schreck über die Liebe auf den ersten Blick, die immer nur den besten Menschen widerfahren, und das auch nur ein Mal im Leben. Und wenn man auf diesen Moment nicht eingeht, auf diesen Ansturm spontaner Magie, die einem das Herz, den Geist, jeden kleinsten Winkel des Seins erfüllt … Wenn man auf diesen Moment nicht eingeht, wird man ihn sein Leben lang als die Gelegenheit erinnern, die man hätte ergreifen sollen, die einzige Gelegenheit, die man wirklich hätte ergreifen sollen, die womöglich das ganze Leben verändert, es lebenswerter gemacht, ihm mehr Sinn gegeben hätte, als es letztendlich gehabt hat …
    Und James Stewart sagt: »Na, hallo.«
    Catherine Sheridan kann nicht mehr kämpfen. Will nicht mehr kämpfen. Ihre Moral ist gebrochen. Alles, was einmal wichtig war, zählt nicht mehr. Sie lässt los. Spürt ihren Körper zu Boden sinken, spürt, wie er sie frei gibt, und denkt: Ich werde nicht diejenige sein, die mit dem Wissen um das, was wir getan haben, weiterleben muss …
    Gott sei Dank für seine kleinen Gnaden.
     
    Als er anfing, noch andere Dinge mit Catherine anzustellen, war sie längst tot.

1
    Washington D. C. war nicht der Nabel der Welt, auch wenn ein nicht geringer Prozentsatz der Washingtoner es glaubte.
    Detective Robert Miller zählte nicht dazu.
    Hauptstadt der kontinentalen Vereinigten Staaten, Sitz der Bundesregierung, eine Geschichte, die nach Jahrhunderten zählte, und doch, trotz historischer Tiefe, trotz Kunst und Architektur, dreispuriger Straßen, Galerien, Museen, trotz des leistungsfähigsten Untergrundbahnnetzes aller amerikanischen Städte, hatte auch Washington seine dunklen Seiten und scharfen Kanten und stumpfen Spitzen. Tag für Tag wurden dort Menschen ermordet.
    Der 11. November war kalt und ungemütlich, in vielerlei Hinsicht ein Tag melancholischer Reminiszenz. Um fünf Uhr fiel die Dunkelheit wie ein Stein auf die Stadt herab, die Temperatur nur wenig über null, die Straßenlaternen, in parallelen Linien verlaufend, so weit das Auge reichte, waren nicht viel mehr als eine Einladung, ihnen zu folgen und wegzugehen. Detective Robert Miller hatte oft daran gedacht wegzugehen, sich einen anderen Job in einer anderen Stadt zu suchen, und es gab bestimmte und sehr persönliche Gründe, einen solchen Schritt in Erwägung zu ziehen. Die Gründe waren zahlreich - und sie waren schlecht -, und er hatte Wochen gebraucht, um sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Aber in diesem Augenblick stand er im Garten hinter dem Sheridan-Haus in der Columbia Street NW. Das rote und blaue Flackern der Lichtbalken auf den geparkten Streifenwagen wurde von den Fensterscheiben reflektiert, das Stimmengewirr
und Durcheinander zu vieler Leute mit zu vielen Anliegen - uniformierte Beamte, Kriminaltechniker, Tatortfotografen, Nachbarn mit Kindern und Hunden und Fragen, auf die sie keine Antwort bekamen, das Knistern und Knacken der Walkie-Talkies und Funksprechgeräte in den Streifenwagen … Am Ende der Straße herrschte ein Karneval aus Lärm und Chaos, aber Miller nahm durch das alles nur den Tempowechsel wahr, von dem er gewusst hatte, dass er kommen würde. Sein Puls ging schneller. Er spürte sein Herz in der Brust und die Nerven am Grund des Magens. Für drei Monate suspendiert - ein Monat zu Hause, die Monate zwei und drei hinter einem Schreibtisch verbracht -, und jetzt stand er hier. Noch keine Woche zurück im
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