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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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minus.«
    »Plus minus … okay, bis später.«
    »Ja prima, dann bis kurz nach sieben, Robert.«
    Das Telefonat war beendet.
    Und jetzt saß er neben ihr und fuhr sie im Auto an einen ihr noch unbekannten Ort. Er bog nach links ab, noch mal nach links, und hielt drei oder vier Straßen weiter vor einem mächtigen dreistöckigen Sandsteingebäude.
    »Kommen Sie mit rein, oder warten Sie lieber im Auto?«, fragte er. »Es dauert nicht lange.«
    »Ich warte lieber im Auto.«
    Er stieg aus. Den Zündschlüssel ließ er stecken.

    Er schlug die Autotür hinter sich zu und ging in Richtung Treppenfront des Hauses.
    Marilyn drehte den Zündschlüssel, um Strom für das Radio zu bekommen. Sie fand einen Jazzsender. Norah Jones. Oder etwas in der Art.
    Sie sah Robert Miller die Außentreppe zur Haustür hinaufgehen, klingeln, warten, ein zweites Mal klingeln.
    Hinter der Milchglasscheibe in der Tür ging ein Licht an.
    Worte wurden gewechselt, die Tür öffnete sich. Eine Frau mittleren Alters, auf dem Arm ein Kleinkind, das keine anderthalb Jahre alt war. Die Frau schien zunächst misstrauisch, dann lächelte sie und nickte. Sie drehte sich um und rief nach jemandem im Haus.
    Ein Kind kam zur Tür - vielleicht zehn Jahre alt. Ein dunkelhäutiges Mädchen, das Haar auf beiden Seiten zu einem Zopf geflochten, im Arm eine Polly-Petal-Puppe. Sie gab Miller die Hand.
    Das Kind verschwand wieder im Haus.
    Miller sagte noch etwas zu der Frau, nahm einen Umschlag aus seiner Tasche und reichte ihn ihr. Die Frau blieb stumm, sie wirkte verlegen, so als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte.
    Miller tätschelte dem Kleinkind die Wange, eine sanfte Geste, bevor er sich umdrehte und zum Auto zurückkam.
    Die Frau blickte ihm vom Treppenabsatz nach.
    Miller stieg ins Auto, ließ den Motor an und fuhr los.
    Marilyn Hemmings wandte den Blick noch einmal zu der Frau, die noch dort stand und dem Auto nachschaute, bis es um die Ecke am Ende der Straße gebogen und für sie nicht mehr zu sehen war.
    »Wer war das?«, fragte Marilyn.
    »Sie sorgt für jemanden.«
    »Sie haben ihr was gegeben … Geld?«
    Miller nickte.

    »Viel?«
    Miller lächelte, zuckte die Achseln und sagte: »Ist doch egal.«
    »Was war das für ein Mädchen … die mit den Zöpfen?«
    »Ein Mädchen.«
    »Die Tochter von Natasha Joyce?«
    Miller sah zu Marilyn Hemmings hinüber. »Woher sollte ich wohl wissen, wo die Tochter von Natasha Joyce untergebracht ist … Das ist doch streng vertraulich. Von wegen Jugendamt und so.«
    Marilyn Hemmings erwiderte nichts.
    Miller blickte wieder auf die Fahrbahn.
    »Sie sind schon ein komischer Vogel, Robert Miller«, sagte sie nach einer Weile.
    »Komisch ist der, der Komisches tut«, bemerkte er trocken.
    »Na klar … Klingt irgendwie nach Forrest Gump.«
    »Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …«
    Sie bewegte die Hand zur Seite und berührte ihn an der Schulter: »Mit so einem Quatsch fangen Sie lieber gar nicht erst an«, warnte sie ihn, und dabei lachte sie, und er musste auch lachen. Was es mit der Frau und dem kleinen Mädchen auf dem Treppenabsatz auf sich hatte und wie viel Geld Miller ihr gegeben hatte, spielte auf einmal keine Rolle mehr.
    Nach einiger Zeit fragte sie ihn: »Wollen Sie über das reden, was passiert ist?«
    »Worüber?«, sagte er. »Über Robey?«
    »Natürlich, worüber sonst.«
    Miller lächelte. Ein Lächeln philosophischer Resignation. »Das ist genau der Punkt, Marilyn … Es ist ja nichts passiert.«
    »Aber …«
    »Wir sind da«, sagte er. »Ist ein Italiener okay?«
    Sie zögerte einen Moment und sagte dann: »Ja, sicher. Völlig okay.«

    Er parkte vor einer kleinen Trattoria mit burgunderroter Markise. Durch die breite Fensterfront waren abgeteilte, von Kerzen beleuchtete Tische zu erkennen.
    Er hielt ihr die Beifahrertür auf, und als sie ausgestiegen war, sah sie zu ihm auf.
    »Irgendwann?«, fragte sie.
    Miller schwieg einen Moment, wandte sich ab und blickte in die Ferne zum Horizont. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll«, sagte er mit leiser Stimme. »Irgendwo sind mir zwei Wochen meines Lebens abhandengekommen, und ich glaube nicht, dass ich die jemals wiederfinde. Alles erscheint so vage, so unwirklich, ich weiß ja selber nicht genau, was passiert ist.« Er senkte den Blick, dann sah er sie wieder an.
    »Ich lebe noch«, sagte er. »Viele Leute mussten sterben, aber ich lebe noch. Was soll ich sonst noch dazu sagen, Marilyn? Es sind Dinge geschehen, und mit einem Mal
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