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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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uns mit dem anfangen.«
    Bei keinem der angrenzenden Anwesen kam jemand an die Tür. Das Haus gegenüber dem Sheridan-Grundstück war dunkel und still.
    Zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite war jemand
zu Hause - ein älterer Mann mit einem schmalen Gesicht und zu tief liegenden Augen hinter dicken Brillengläsern, dem das Haar in dichten Büscheln hinter dem Ohr hervorwuchs, öffnete ihnen die Tür.
    Miller stellte sich vor, zeigte die Marke.
    »Sie wollen wissen, was ich gesehen habe, stimmt’s?«, fragte der alte Mann. Automatisch schwenkte sein Blick zum Sheridan-Haus; die Lichtbalken der Streifenwagen flackerten in seinen Brillengläsern, ein hektisches Feuerwerk, das man unwillkürlich mit schlechten Nachrichten in Verbindung brachte. »Es war so um vier Uhr herum, vielleicht gegen halb fünf.«
    Miller runzelte die Stirn. »Was war da?«
    »Da ist sie nach Hause gekommen - gegen halb fünf.«
    »Wieso sind Sie so sicher?«, fragte Miller.
    »Hatte den Fernseher laufen. Eine Quizshow. Hübsche Mädchen, verstehen Sie? Guck ich fast jeden Tag. Fängt um vier an und dauert’ne halbe Stunde.«
    »Wenn Sie ferngesehen haben, woher wissen Sie dann, dass Miss Sheridan nach Hause gekommen ist?«
    Es war bitterlich kalt auf der Türschwelle des Alten. Trotz Handschuhen knetete Roth die Hände, als wollte er etwas Kleines zerreiben. Er knirschte mit den Zähnen, den Blick zur Straße gerichtet, als wartete er, dass dort etwas anderes passierte.
    »Woher ich das weiß? Kommen Sie rein.«
    Miller sah Roth an. Roth nickte. Sie betraten das Haus. Es war aufgeräumt, aber eine Putzfrau hätte nicht schaden können.
    Der alte Mann brachte sie ins Vorderzimmer, zeigte ihnen seinen Sessel, den Fernseher, seine Position.
    »Wenn ich hier sitze, sehe ich ihr Haus.« Er wies in die Richtung. Miller beugte sich vor, auf Kopfhöhe. Durch das Fenster sah er Catherine Sheridans Haustür.

    »Haben Sie sie gekannt?«
    »Ein bisschen.«
    »Wie gut?«
    »Gott, was weiß ich? Wie einer den anderen heutzutage eben kennt. Das ist nicht mehr wie früher. Wir waren höflich. Haben uns hin und wieder hallo gesagt. Zum Abendessen hab ich sie nicht eingeladen, falls Sie das meinen.«
    »Und Sie haben sie ins Haus gehen sehen?«
    Der alte Mann nickte.
    »Und dann?«
    »So’n kleines Bürschchen mit dicken Brillengläsern hat dreitausend Dollar gewonnen und sich vor Begeisterung fast in die Hose gemacht.«
    Miller sah ihn fragend an.
    »In der Quizshow.«
    »Richtig, in der Quizshow.«
    »Und sonst haben Sie nichts gesehen?«
    »Hätte es noch was zu sehen gegeben?«
    »Vielleicht, wie sich jemand dem Haus nähert.«
    »Der Kerl, der sie umgebracht hat?«
    »Jemand … Irgendjemand.«
    »Ich hab keinen gesehen.«
    Miller überreichte ihm eine Visitenkarte. »Falls Ihnen noch was einfällt, rufen Sie uns an, okay?«
    »Mach ich.«
    Miller drehte sich um, schaute Roth an. Roth schüttelte den Kopf. Keine weiteren Fragen.
    Der alte Mann atmete langsam ein und wieder aus. »Kaum zu glauben«, sagte er leise.
    »Was?«
    »Dass der da rein ist und meine Nachbarin abgemurkst hat. Ich meine, Scheiße, womit hat sie das verdient?«
    Miller zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wer hat so was schon verdient?«

    Roth und Miller gingen weiter. Sie sprachen mit Nachbarn in drei Häusern ein Stück die Straße hinunter, ohne etwas zu erfahren. Niemandem war etwas aufgefallen. Niemand erinnerte sich an etwas.
    »Sag ich ja«, wiederholte Roth, »der Großteil der Menschen weiß nichts.«
    Sie gingen zurück zum Sheridan-Haus, um sich bei den Kriminaltechnikern zu erkundigen. Miller blieb im Parterre, sah sich um, prägte sich jede Einzelheit ein, um sie später vor Augen zu haben. Ihm fiel der Film wieder ein. So etwas sieht man mit seinen Liebsten zu Weihnachten, aber nicht beim Sterben.
    Roth kam herunter, zusammen warteten sie, während die Spurensicherer Catherine Sheridans Küche und Badezimmer untersuchten, in Schubladen nachsahen, Fingerabdrücke nahmen, alles in der Hoffnung, etwas zu finden, das Licht in das Geschehene brachte. Sie suchten nach dem einen Hinweis, dem Indiz, einer Spur, der einen Sache, die einen das Monster beim Schwanz packen und ins Licht zerren ließ.
    Sie würden sie finden, das war so sicher wie Weihnachten. Aber nicht wenn oder wie oder weil sie damit rechneten.
    Bevor Miller ging, fragte er nach dem Chef der Kriminaltechniker und wartete, während einer der Chemiker ihn von oben holte.
    »Sie leiten die
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