Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So heissbluetig kuesst nur einer

So heissbluetig kuesst nur einer

Titel: So heissbluetig kuesst nur einer
Autoren: Natalie Anderson
Vom Netzwerk:
1. KAPITEL
    „Ich komme jetzt rein!“ Lena hielt sich die Augen zu und stieß mit der anderen Hand die Tür zum Umkleideraum auf. Genug Zeit, sich die männliche Blöße zu bedecken. Allerdings machte sich inzwischen kaum noch jemand diese Mühe. Schließlich arbeitete Lena schon seit anderthalb Jahren hier und gehörte praktisch zum Inventar. Heute allerdings platzte sie öfter herein als sonst, und es war auch ungewöhnlich für die Spieler, ständig die Kleidung wechseln zu müssen.
    Lena riskierte einen vorsichtigen Blick. Momentan trugen sie immerhin Handtücher um die Hüften. Sie setzte die schwere Tasche ab und begann geschäftsmäßig, den Inhalt zu verteilen. „Hier sind die Sachen für die nächste Runde. Wollt ihr sie schon haben?“
    „Noch nicht. Jetzt werden wir erst mal unter der Dusche fotografiert“, erklärte Ty, der Mannschaftskapitän, stellvertretend für sein Team.
    „Ach so.“ Sie legte den Stapel Shorts auf eine Bank und sah sich suchend nach einem freien Platz um, wo sie die Tasche abstellen konnte. Dann hielt sie verblüfft inne, denn neunzehn fast nackte Mannsbilder umringten sie und rückten näher.
    Lena versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und konzentrierte sich auf ihre übermütigen Mienen. Die Versuchung, den Blick weiter nach unten gleiten zu lassen, war groß. Schließlich hatte sie es mit erfolgsverwöhnten Topathleten zu tun, und welche heißblütige Frau konnte diesem verführerischen Anblick schon widerstehen?
    Und Lena war heißblütig, verstand es aber, ihre Gefühle sorgfältig zu verbergen.
    Misstrauisch sah sie in die frech grinsenden Gesichter. Langsam wurde ihr doch etwas unheimlich zumute, denn die Spieler rückten noch näher. Sie befand sich direkt in einem Rugby-Gedränge in der Umkleidekabine der Männer! Andere Frauen hätten sich wahrscheinlich darum gerissen, an Lenas Stelle zu sein. Die Handtücher musste man sich natürlich wegdenken …
    Lena blieb ganz ruhig. „Was soll das?“, fragte sie in ihrem besten Große-Schwester-Tonfall.
    Wieder ergriff Ty das Wort. „Wir brauchen deine Hilfe“, erklärte er mit Unschuldsmiene.
    In der Hoffnung, er werde zurückweichen und die anderen mit sich ziehen, reichte sie ihm die Tasche. „Ich will gleich noch die Trikots holen. Einige muss ich schnell aufbügeln.“
    In ihrer Tätigkeitsbeschreibung fand sich auch die nebulöse Angabe „andere Aufgaben, falls erforderlich“. Mit anderen Worten, einmal im Jahr musste sie sich beim Fototermin für den Jahreskalender um die Ausstattung der Silver Knights kümmern.
    „Vorher brauchen wir dich aber für was anderes.“ Jimmy, der Spieler mit der Nummer zehn, schaltete sich ein.
    „Tatsächlich? Wofür denn?“
    „Der Fotograf möchte, dass wir glänzen.“
    Hatte sie sich verhört? Konsterniert fragte sie nach: „Ihr sollt was?“
    „Wir sollen glänzen.“ Jimmy hielt eine Flasche Babyöl hoch. „Am ganzen Oberkörper.“
    „Ihr könnt euch gegenseitig einreiben.“ Sie verbiss sich die Bemerkung, dass sie sich ja schließlich auch gern im Schlamm wälzten. Freche Kommentare hatten nach Lenas Überzeugung am Arbeitsplatz nichts zu suchen. Kühl und höflich war ihre Devise, und wenn sie die Jungs länger kannte, sprach sie mit ihnen, als wäre sie ihre große Schwester.
    „Danach will er gleich Fotos mit Bällen schießen.“ Sie warfen einander anzügliche Blicke zu. „Die rutschen uns ja weg, wenn unsere Hände voller Öl sind. Zu schlüpfrig.“
    Schlüpfrig? Ja, klar! Die Jungs waren heute wirklich unmöglich!
    Auch wenn Lena noch so desinteressiert tat, von fast nackten Spitzensportlern umringt zu sein, verfehlte auch bei ihr nicht die Wirkung. „Dann wascht ihr euch vorher eben die Hände“, schlug sie resolut vor.
    „Das funktioniert nicht.“ Ty strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange, um zu demonstrieren, wie glitschig sie auch nach dem Händewaschen waren.
    „Du musst uns helfen.“ Max, einer der Erste-Reihe-Stürmer, sah sie mit seinem treuen Dackelblick an. „Natürlich könnten wir auch den Fotografen bitten, aber …“ Ratlos zuckte er die Schultern.
    Diese unglaublich talentierten Sportskanonen hatten eben gern ihren Spaß. Sie respektierten Lena und ihre Arbeit und versuchten, sich in ihrer Gegenwart einigermaßen zu benehmen, aber sie machten sich auch einen Spaß daraus, jeden Neuzugang der Mannschaft aufzufordern, Lena um ein Date zu bitten. Offenbar stellte es eine Art Aufnahmeritual dar, einen Korb von Lena zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher