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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis
Autoren: Jason Dark
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»Und weiter?«
    Er zog den Mund schief. »Sie sind gut, John. Nein, ich habe keine logische Erklärung.«
    »Dann sagen Sie mir die unlogische.«
    Er zog die Nase hoch. Dabei richtete er sich wieder auf. »Es liegt an diesem Hügel, John. An diesem verfluchten Hügel. Deshalb sind wir auch beide hier.«
    »Das kann ich bestätigen. Nur habe ich nichts gespürt.«
    »Es kann noch kommen.« Er hatte sich erholt und schaute an mir vorbei, als wollte er das Bild der Umgebung für den Rest seiner Tage in sich aufsaugen.
    Wir befanden uns in einer recht einsamen Landschaft, und der Hügel war in dem ansonsten recht flachen Gelände so etwas wie ein markantes Zeichen. Er war nicht besonders hoch oder steil. Eine allmählich ansteigende Terrasse, die in eine Kuppe mündete, auf der Unkraut und etwas Gestrüpp wucherten.
    Die Hänge waren mit dichtem Gras bedeckt, in das sich Flechten und Moose eingegraben hatten. Auch Steine hatten sich in den Boden hineingedrückt, schauten aber an verschiedenen Stellen hervor und bildeten oft genug Stolperfallen.
    Hier wehte immer etwas Wind. Auch zu dieser Zeit. Frisch streifte er unsere Körper, und er brachte den Geruch des Frühlings mit.
    So roch das frische Gras, wenn es noch feucht vom letzten Regen war. Das alles wäre noch längst kein Grund für mich gewesen, den Hügel zu besuchen, wenn ich nicht darum gebeten worden wäre – auch von Jane Collins - und von Kevin White, der so etwas wie ein Heimatforscher in dieser Gegend war.
    Er hatte von diesem Hexenhügel berichtet!
    Hexenhügel! Genau das hatte Jane und mich gereizt. Sie mehr als mich, diesem flachen Aussichtspunkt einen Besuch abzustatten. Um sein Dasein rankte sich eine Legende, die kaum jemand mehr als eine solche hinnehmen wollte. Einige wenige Menschen befürchteten, daß der Hügel in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai hin sein furchtbares Geheimnis lüftete. Schon lange hatten gewisse Anzeichen dafür gesprochen. Man rechnete damit, daß in der folgenden Nacht eingeweihte Besucher hier am Hexenhügel eintreffen würden, um die berühmte Walpurgisnacht zu feiern. Denn erste Vorzeichen gab es. Um ihnen auf den Grund zu gehen, war ich mit Kevin White unterwegs.
    Der Grund hieß Zora und war – man kann es so sagen – eine Hexe. Vor langer Zeit war sie hier auf dem Hügel gefoltert und verbrannt worden, wie es zur Inquisition so üblich gewesen war.
    Aber Zora war etwas Besonderes gewesen. Man hatte sie zwar verbrennen können. Etwas jedoch war nicht zerstört worden. Das wichtigste eines Menschen, das Herz!
    Es existierte weiter. Versteckt innerhalb des Hügels. Tief vergraben, existent, denn um dieses Herz herum wurden die alten Geschichten geflochten. Viele Menschen glaubten daran, daß es noch aktiv war und das Böse bringen würde.
    Jane Collins hatte davon erfahren und mir Bescheid gesagt. Sie hatte auch die Verbindung zu Kevin White geknüpft, war jedoch nicht mit uns gegangen, sondern bei White im Haus zurückgeblieben.
    Noch war es nicht soweit. Eine Nacht und ein Tag lagen vor uns.
    Erst in der berühmten Walpurgisnacht sollte sich das Herz der Zora stärker bemerkbar machen.
    Ob alles so zutreffen würde, konnte niemand von uns sagen, doch für Jane war es kein Spaß gewesen. Sie war auch aus bestimmten Gründen nicht mitgekommen, weil sie der Meinung war, daß es zwei Orte gab, an denen wir präsent sein mußten.
    Bisher war nichts Ungewöhnliches geschehen, abgesehen von Kevin Whites Schwäche. Es war auch noch nicht dunkel geworden.
    Wir befanden uns in einer Zeit, in der sich der Tag bald verabschieden würde, um der Dämmerung Platz zu schaffen.
    Erste Insekten flogen durch die Luft. Tanzten, bewiesen, daß der Winter endgültig vorbei war. Ich kam mir vor wie jemand zwischen Himmel und Erde. Die Weite über und auch die Weite unter mir.
    Ein sehr flaches Gelände, von wenigen Straßen durchzogen, die zu den ebenfalls wenigen Ortschaften führten. Sie lagen verstreut in der Ebene. Wie hingekegelt.
    Ich sprach Kevin an. »Geht es wieder?«
    Er stöhnte zunächst. Dabei kam er auf mich zu. »Ja, ich denke, daß es mir besser geht, John.«
    »Es ist nicht mehr weit. Wenn Sie wollen, können Sie auch hier bleiben und warten.«
    »Nein, auf keinen Fall. Mitgegangen, mitgefangen. Daran halte ich mich schon. Außerdem möchte ich dabeisein, wenn wir den Beweis präsentiert bekommen.«
    »Sie kennen sich ja aus.«
    »Leider. Anders wäre es mir auch lieber gewesen.«
    Der Beweis bestand darin, daß wir
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